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Das Grauen im Museum

Das Grauen im Museum

Titel: Das Grauen im Museum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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Caddos ergriffen und irgendwo weiter westlich gefangengehalten worden. Walker sei unter Martern gestorben, aber ihm sei, allerdings zu einem hohen Preis, die Flucht gelungen. Dieses Erlebnis sei besonders schrecklich gewesen, und er könne im Moment einfach nicht darüber reden. Er müsse sich erst ausruhen, und überhaupt wäre es zwecklos, Alarm zu schlagen und zu versuchen, die Indianer aufzustöbern und zu bestrafen. Sie seien nicht von der Sorte, die man fangen oder bestrafen könne, und es sei im Hinblick auf das Wohl von Binger und das der ganzen Welt außerordentlich wichtig, daß man sie nicht in ihrer geheimen Höhle aufspüre. Sie seien eigentlich gar keine richtigen Indianer, aber das würde er alles später noch erklären. Erst müsse er sich ausruhen. Sie sollten lieber nicht das Dorf mit der Nachricht von seiner Rückkehr in Aufruhr versetzen, sondern ihn nach oben gehen und schlafen lassen. Bevor er über die enge Stiege in sein Zimmer hinaufging, nahm er sich vom Tisch im Wohnzimmer einen Block und einen Bleistift und aus der Schublade seines Vaters eine Selbstladepistole.

    Drei Stunden später krachte ein Schuß. Ed Clay hatte sich mit der Pistole in die linke Schläfe geschossen und einen kurzen Abschiedsbrief auf dem wackligen Tisch neben seinem Bett hinterlassen. Er hatte, so schloß man später aus dem bis auf einen Stummel abgeschriebenen Bleistift und dem vielen verkohlten Papier im Ofen, ursprünglich viel mehr geschrieben, dann aber doch beschlossen, über ein paar vage Andeutungen hinaus nichts von dem zu verraten, was er wußte. Bei den paar Zeilen auf dem einen Blatt handelte es sich um eine wirre Warnung, die in einer merkwürdig nach links geneigten Schrift hingekritzelt war, die Phantasien eines offenbar durch schreckliche Erlebnisse gestörten Geistes, die erstaunlich für einen Menschen, der immer eher nüchtern und phlegmatisch gewesen war wie folgt lauteten:

    Geht um Gottes willen nie in die Nähe des Hügels er gehört zu einer Welt so teuflisch und alt daß man nicht darüber sprechen kann ich und Walker gingen hin und wurden in das Ding gebracht lösten uns ab und zu auf und wurden dann wieder
    zusammengesetzt und die ganze Welt draußen ist hilflos wenn man weiß was die tun können — sie bleiben immer so jung wie sie sollen und man weiß nicht ob sie wirklich Menschen oder nur Geister sind und was sie machen kann man nicht beschreiben und das ist nur ein Anfang man weiß nicht wie groß die ganze Sache ist nachdem was wir gesehen haben will ich nicht mehr leben Frankreich war nichts dagegen und sorgt dafür daß die Leute immer davon wegbleiben oh Gott sie würden es schon tun wenn sie gesehen hätten wie der arme Walker am Ende ausgesehen hat. Beste Grüße Ed Clay

    Bei der Autopsie stellte sich heraus, daß alle Organe des jungen Clay in seinem Körper seitenverkehrt angeordnet waren, als ob er umgekrempelt worden wäre. Ob das schon immer so gewesen war, wußte zunächst niemand zu sagen, aber aus Unterlagen der Armee ging einwandfrei hervor, daß Ed völlig normal gewesen war, als er im Mai 1919 angemustert worden war. Ob irgendwo ein Fehler gemacht worden war oder ob tatsächlich eine beispiellose Metamorphose stattgefunden hatte, ist immer noch ungeklärt, desgleichen die Herkunft der hieroglyphenähnlichen Narbe auf seiner Stirn. <>Das war das Ende aller Bemühungen gewesen, den Hügel zu erkunden. In den letzten acht Jahren hatte sich niemand mehr in seine Nähe gewagt, ja kaum jemand war je auch nur auf den Gedanken gekommen, ein Fernglas darauf zu richten. Von Zeit zu Zeit warfen die Menschen scheue Blicke auf den einsamen Hügel, dessen Umriß sich klar vor dem Westhimmel abzeichnete, und sie
    schauderten bei Tag über den kleinen, hin und her laufenden dunklen Fleck und bei Nacht über das glimmende Irrlicht, das über dem Hügel tanzte. Man hatte sich damit abgefunden, daß der Hügel ein unergründliches Geheimnis barg, und die
    Dorfbewohner vermieden es wie auf Verabredung, über dieses Thema zu/sprechen. Man mußte schließlich nicht unbedingt in die Nähe des Hügels gehen, es war ja sonst in allen Richtungen Platz genug da, und das Leben einer Gemeinde folgt ohnehin immer ausgetretenen Pfaden. Die Hügelseite des Dorfes blieb einfach ohne Weg und Steg, als hätte es sich dabei um Wasser oder Sumpf oder Wüste gehandelt. Und es wirft ein bezeichnendes Licht auf die Abgestumpftheit und Phantasielosig-keit des Lebewesens, das sich Mensch nennt, daß die

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