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Das Grauen im Museum

Das Grauen im Museum

Titel: Das Grauen im Museum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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geraunten Warnungen, mit denen man Kinder und Fremde von dem Hügel fernhielt, abermals für die platte Geschichte vom Geist eines indianischen Mörders und seines Opfers herhalten mußten. Nur die Indianer im Reservat und nachdenkliche alte Leute wie Oma Compton vergaßen nie die Hinweise auf dämonische Anblicke und tiefe kosmische Bedrohungen im wirren Gestammel all jener, die verändert und gebrochen vom Hügel zurückgekommen waren.
    Es war sehr spät geworden, und Oma Compton war schon längst zu Bett gegangen, als Clyde seine Erzählung beendete. Ich wußte kaum, was ich von diesem schrecklichen Rätsel halten sollte, lehnte mich aber gegen alles auf, was einer rationalen Erklärung wiedersprochen hätte. Was konnte es gewesen sein, das so viele, die auf dem Hügel gewesen waren, in den Wahnsinn getrieben oder sie veranlaßt hatte, zu fliehen oder ziellos umherzuwandern? Obgleich tief beeindruckt, war ich von meine] ursprünglichen Absicht keineswegs abgeschreckt, sondern eher ir ihr bestärkt worden. Ich mußte dieser Sache einfach auf der Grund gehen, und ich würde sicherlich des Rätsels Lösung finden, wenn ich nur einen kühlen Kopf behielt und mich durct nichts von meinem Entschluß abbringen ließ. Compton sah, in welcher Stimmung ich war, und schüttelte besorgt den Kopf. Dann forderte er mich mit einer Geste auf, ihm nach draußen zu folgen.
    Wir traten aus dem Haus auf die ruhige Seitengasse hinaus und gingen ein paar Schritte im Licht des abnehmenden Augustmondes bis zu einer Stelle, wo die Häuser nicht mehr so dicht standen. Der Halbmond stand noch tief am Himmel und überstrahlte noch kaum die Sterne, so daß ich nicht nur Altair und Wega im Westen sah, sondern auch das mystische Schimmern der Milchstraße, während ich in der Richtung, in die Compton zeigte, über die ungeheure Weite von Erde und Himmel schaute. Ganz plötzlich sah ich dann ein Fünkchen, bei dem es sich nicht um einen Stern handeln konnte einen bläulichen Lichtfleck, der sich funkelnd dicht über dem Horizont vor der Milchstraße bewegte und aus unerklärlichen Gründen unheimlicher und bösartiger wirkte als alles, was über ihm am Himmelgewölbe zu sehen war. Im nächsten Moment wurde mir klar, daß dieser Funke vom Gipfel einer länglichen gestreckten Anhöhe draußen in der schwach erhellten Ebene kam, und ich wandte mich mit einer Frage an Compton.
    »Ja«, erwiderte er, »das ist das blaue Geisterlicht, und es hat noch keine Nacht gegeben, in der wir es nicht gesehen hätten, und es gibt niemanden in Binger, der über diese Ebene auf es zugehen würde. Es ist eine schlimme Sache, junger Mann, und wenn Sie klug sind, lassen Sie sie auf sich beruhen. Unternehmen Sie lieber nichts und erforschen Sie lieber einige der anderen Indianerlegenden, die es hier gibt. Wir haben so viele davon, daß Ihnen nicht langweilig werden wird, weiß der Himmel!«
    Aber ich war nicht in der Stimmung, mir Ratschläge erteilen zu lassen, und obwohl Compton mir ein angenehmes Zimmer gegeben hatte, konnte ich die ganze Nacht kein Auge zutun, so sehr wünschte ich den Morgen herbei, um auch den Tagesgeist sehen und die Indianer im Reservat befragen zu können. Ich hatte vor, die Sache langsam und gründlich in Angriff zu nehmen und erst alle Auskünfte einzuholen, die ich von Weißen und Indianern bekommen konnte, bevor ich mit den eigentlichen archäologischen Untersuchungen begann. Beim ersten Morgengrauen stand ich auf und zog mich an, und als ich hörte, daß sich etwas im Haus regte, ging ich hinunter. Compton machte Feuer in der Küche, während seine Mutter in der Speisekammer beschäftigt war. Als er mich sah, nickte er und nahm mich mit hinaus in den strahlenden Sonnenschein des jungen Morgens. Ich kannte unser Ziel, und während wir die Gasse entlanggingen, spähte ich schon westwärts über die Ebene. Da war der Hügel weit weg und merkwürdig anzusehen in seiner künstlich anmutenden Regelmäßigkeit. Er mußte dreißig bis vierzig Fuß hoch sein und von Norden nach Süden, so wie ich ihn sah, nicht weniger als hundert Yards messen. Von Osten nach Westen sei er nicht so breit, sagte mir Compton, denn er habe den Umriß einer ziemlich schmalen Ellipse. Er war ja schon mehrmals draußen gewesen und unversehrt zurückgekommen. Ich folgte mit den Augen dem Umriß des Hügels vor dem tiefen Blau des Westhimmels, entdeckte geringfügige Unregelmäßigkeiten und hatte schließlich den Eindruck, daß sich etwas darauf bewegte. Mein Puls

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