Das Grauen im Museum
steilen Abhang hinaufsteigen und den flachen Gipfel untersuchen konnten. Außer ziemlich dichtem Gestrüpp, sagten sie, hätten sie dort oben nichts entdecken können. Wohin der Indianer <>verschwunden sein konnte, war ihnen unerklärlich. Er müsse, so mutmaßten sie, den Abhang hinuntergelaufen sein und es irgendwie fertiggebracht haben, sich über die Prärie zu entfernen, ohne gesehen zu werden, obwohl es dort keinerlei Deckung gab, so weit das Auge reichte. Auf jeden Fall gebe es anscheinend keinerlei Öffnung, die in den Hügel hineinführte. Zu dieser Schlußfolgerung seien sie nach gründlicher Untersuchung des Gestrüpps und des hohen Grases auf allen Seiten gekommen. Einige der sensibleren Kundschafter erklärten, sie hätten auf dem Hügel etwas wie eine unsichtbare Kraft verspürt, die sie zurückhalten wollte, konnten diese Erscheinung jedoch nicht näher beschreiben. Es sei einfach so gewesen, als sei jeweils in der Richtung, in die sie gehen wollten, die Luft dicker geworden. Es versteht sich von selbst, daß all diese fruchtlosen Erkundigungen bei Tage stattfanden. Nichts auf der Welt hätte einen Menschen, ob Weißer oder Indianer, dazu bringen können, sich nach Einbruch der Dunkelheit dieser unheimlichen Erhebung zu nähern. Die Indianer mieden sie sogar grundsätzlich auch am hellichten Tage.
Aber es waren nicht die sachlichen Berichte dieser vernünftigen Beobachter, auf denen das Grauen vor dem Geisterhügel beruhte; wären die Erfahrungen dieser Leute typisch gewesen, dann hätte die Erscheinung längst keinen so großen Raum in der Folklore der Gegend eingenommen. Das eigentlich Unheimliche war vielmehr die Tatsache, daß viele der Kundschafter bedauernswerte Schäden an Körper und Geist davongetragen hatten oder überhaupt nicht zurückgekehrt waren. Der erste dieser Fälle hatte sich 1891 ereignet, als ein junger Mann namens Heaton mit einer Schaufel hinausgegangen war, um dem Rätsel womöglich durch Graben auf den Grund zu kommen. Er kannte die höchst sonderbaren Geschichten der Indianer und hatte nur gelacht, als ein anderer junger Mann, der auf dem Hügel gewesen war, nichts Ungewöhnliches entdeckt hatte. Heaton hatte den Hügel mit einem Fernrohr vom Dorf aus beobachtet, während der andere junge Mann hinaufstieg, und als dieser sich dem höchsten Punkt näherte, hatte er gesehen, wie der Indianer in den Hügel hinabgestiegen war, als ob auf dem Gipfel eine Falltür oder eine Treppe gewesen wäre. Der andere junge Mann hatte nicht gemerkt, auf welche Weise der Indianer verschwunden war, sondern nur festgestellt, daß er nicht mehr da war, als er oben ankam.
Heaton beschloß daraufhin, der Sache auf den Grund zu gehen, und Beobachter aus dem Dorf sahen, wie er emsig auf das Gebüsch oben auf dem Hügel einhackte. Aber dann löste sich seine Gestalt langsam auf und wurde unsichtbar, um für viele Stunden nicht mehr zu erscheinen, bis es schließlich dunkel wurde und die Fackel der kopflosen Squaw gespenstisch über dem fernen Hügel glomm. Ungefähr zwei Stunden nach Einbruch der Nacht kam Heaton ohne seinen Spaten und sonstigen Utensilien ins Dorf getaumelt und begann, mit hysterischer Stimme
zusammenhangloses Zeug zu kreischen. Er heulte von furchterregenden Abgründen und Monstren, von schrecklichen Reliefs und Statuen, von unmenschlichen Verfolgern und grotesken Folterqualen und von vielen anderen phantastischen Abnormitäten, die zu kompliziert und chimärenhaft waren, als daß man sie hätte behalten können. »Alt! Alt! Alt!« stöhnte er immer wieder. »Großer Gott, sie sind älter als die Erde und kamen von woanders hierher sie wissen, was wir denken, und lassen einen wissen, was sie denken sie sind halb Mensch, halb Geist -haben die Grenze überschritten zerfließen und nehmen wieder Gestalt an werden immer mehr so, und doch stammen wir alle von ihnen ab Kinder von Tulu alles aus Gold monströse Tiere, halb menschlich tote Sklaven Wahnsinn lä! Schab-Niggurath! Dieser Weiße oh, mein Gott, was sie mit dem gemacht haben!«
Heaton war dann noch etwa acht Jahre lang so eine Art Dorftrottel, bis er schließlich in einem epileptischen Anfall starb. Seit seiner Heimsuchung hatte es noch zwei weitere Fälle von Hügel-Wahnsinn gegeben, und acht Menschen waren völlig verschwunden. Unmittelbar nach Heatons Rückkehr waren drei verzweifelte und entschlossene Männer gemeinsam zu dem einsamen Hügel hinausgegangen, schwer bewaffnet und mit Spaten und Spitzhacken versehen. Die
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