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Das Grauen im Museum

Das Grauen im Museum

Titel: Das Grauen im Museum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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Dorfbewohner sahen, wie sich der Indianergeist in Nichts auflöste, als die Männer näherkamen, und beobachteten, wie diese den Hügel erstiegen und sich im Unterholz umzusehen begannen. Jählings lösten auch sie sich auf, und keiner von ihnen wurde je wieder gesehen. Ein Beobachter, der ein besonders starkes Teleskop hatte, erzählte, er hätte gesehen, wie andere Gestalten schemenhaft neben den unglückseligen Männern auftauchten und diese in den Hügel hineinzogen, doch blieb dieser Bericht unbestätigt. Es läßt sich denken, daß nach diesem Unglück kein Erkundungstrupp mehr hinausging, und daß der Hügel viele Jahre hindurch gänzlich sich selbst überlassen blieb. Erst als die Vorfälle des Jahres 1891 schon fast in Vergessenheit geraten waren, brachte der eine oder andere wieder den Mut auf, weiter nach des Rätsels Lösung zu suchen. Im Jahre 1910 wagte sich ein Bursche, der zu jung war, um sich der alten Schrecknisse zu erinnern, auf den gefürchteten Hügel hinaus und fand überhaupt nichts.
    Bis 1915 waren die panische Angst und die abenteuerlichen Legenden des Jahres ‘91 weitgehend zu den banalen Geistergeschichten verblaßt, wie sie auch heute noch die Runde machen — jedenfalls bei den Weißen. In dem benachbarten Reservat gab es alte Indianer, die viel nachdachten und ihre Weisheit für sich behielten. Etwa zu dieser Zeit kam es jedoch zu einer neuen Welle der aktiven Neugier und der Abenteuerlust, und mehrere unerschrockene Forscher wagten sich auf den Hügel und kehrten unversehrt zurück. Die nächsten waren zwei Fremde aus dem Osten, die Spaten und andere Geräte dabei hatten — Amateur-Archäologen von einem kleinen College, die sich mit Indianerforschung befaßten. Niemand aus dem Dorf
    beobachtete die beiden, als sie zu dem Hügel gingen, aber sie kehrten nie zurück. Der Suchtrupp, der ihnen nachging und zu dem auch mein Gastgeber Clyde Compton gehörte, konnte auf dem Hügel nichts Ungewöhnliches entdecken.
    Den nächsten Gang zum Hügel wagte der alte Capt. Lawton, ein ergrauter Pionier, der sich im Jahre 1889 an der Erschließung des Gebiets beteiligt, es danach aber nie mehr aufgesucht hatte. Er hatte sich aber all die Jahre hindurch an den Hügel und seine Faszination erinnert und sich, nun da er sich mit einer ansehnlichen Pension zur Ruhe gesetzt hatte, entschlossen, auf eigene Faust zu versuchen, das uralte Rätsel zu lösen. Lange Vertrautheit mit Indianermythen hatte ihn auf viel seltsamere Ideen gebracht, als sie in den Köpfen der einfachen Dorfbewohner herumspukten, und er hatte sich auf eine langwierige, gründliche Untersuchung vorbereitet. Er bestieg den Hügel frühmorgens am Donnerstag, dem 5. Mai 1916, von über zwanzig Leuten im Dorf und auf der Prärie durch Ferngläser beobachtet. Sein Verschwinden war ganz plötzlich und geschah, als er gerade mit einer Sichel auf das Gestrüpp einhieb. Niemand wußte mehr zu sagen, als daß er von einem Augenblick zum anderen plötzlich nicht mehr da war. Eine Woche lang sah und hörte man in Binger nichts von ihm, doch dann schleppte sich mitten in der Nacht das Objekt ins Dorf, über das bis zum heutigen Tage heftig gestritten wird.
    Es sagte, es sei Captain Lawton, aber es war eindeutig mindestens vierzig Jahre jüngerals der alte Mann, der auf den Hügel gestiegen war. Sein Haar war pechschwarz, und sein von unsäglicher Angst verzerrtes Gesicht glatt und faltenlos. Aber es erinnerte Oma Compton tatsächlich auf gespenstische Weise an den Captain, wie er im Jahre ‘89 ausgesehen hatte. Die Füße waren an den Knöcheln säuberlich amputiert, und die Stümpfe’ waren völlig verheilt, ein Ding der
    Unmöglichkeit, falls es sich wirklich um den gleichen Mann handelte, der noch eine Woche zuvor aufrecht auf seinen eigenen Füßen gegangen war. Das Objekt stammelte unverständliches Zeug vor sich hin und wiederholte immer wieder den Namen »George Lawton, George B. Lawton«, als wollte es sich seiner eigenen Identität versichern. Was von diesem Gestammel zu verstehen war, ähnelte, wie Oma Compton meinte, in kurioser Weise den Halluzinationen des bedauernswerten jungen Heaton im Jahre ‘91, obwohl es auch geringfügige Unterschiede gab. »Das blaue Licht! Das blaue Licht!…« murmelte das Objekt, »schon immer dort unten, ehe es lebende Wesen gab älter als die Dinosaurier immer dieselben, nur schwächer nie Tod brütend und brütend und brütend dieselben Wesen, halb Mensch und halb Gas -die Toten, die gehen und arbeiten

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