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Das Grauen im Museum

Das Grauen im Museum

Titel: Das Grauen im Museum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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oh, dieses Viehzeug, die halbmenschlichen Einhörner Häuser und Städte aus Gold alt, alt, alt, älter als die Zeit kamen von den Sternen herab großer Tulu Azathoth Nyarlathotep wartend, wartend …« Das Objekt starb noch vor Tagesanbruch.
    Natürlich gab es eine Untersuchung, und die Indianer in dem Reservat wurden unnachsichtig verhört. Aber sie wußten nichts, hatten nichts zu sagen, bis auf den alten Grauen Adler, einen Wichita-Häuptling, der über hundert Jahre alt war und keine Furcht mehr kannte. Er ließ sich als einziger dazu herab, mit knurrender Stimme ein paar Ratschläge von sich zu geben.
    »Laßt sie in Frieden, Bleichgesichter. Nichts Gutes diese Wesen. Alle hier unten, alle hier unten, diese alten Wesen. Yig, großer Vater der Schlangen, er ist da. Yig ist Yig. Tir’awa, großer Vater der Menschen, er ist da. Tir’awa ist Tir’awa. Nie sterben.

    Nie alt werden. Wie die Luft. Nur leben und warten. Eines Tages kommen sie hier heraus, leben und kämpfen. Ihnen Wigwam aus Erde gebaut. Gold gebracht — haben viel davon. Wegziehen und neue Heimat suchen. Ich ihnen. Ihr ihnen. Dann große Wasser kommen. Alles anders. Niemand herauskommen, niemand
    hineinlassen. Einmal drinnen, nie mehr heraus. Ihr sie in Frieden lassen, ihr keine böse Medizin. Roter Mann wissen, er nicht gefangen. Weißer Mann Neugier, er nie wiederkommen. Nicht auf kleine Hügel gehen. Nicht gut. Grauer Adler hat gesprochen.«
    ” Hätten sich Joe Norton und Rance Wheelock an den Rat des alten Häuptlings gehalten, sie wären wahrscheinlich noch am Leben. Aber sie taten es nicht. Sie waren große Leser und Materialisten, fürchteten nichts im Himmel und auf der Erde und dachten, irgendwelche indianischen Teufel hätten in dem Hügel ihr geheimes Hauptquartier. Sie waren schon einmal auf dem Hügel gewesen, und nun gingen sie wieder hin, um den alten Captain Lawton zu rächen. Das würden sie tun, prahlten sie, auch wenn sie dazu den ganzen Hügel abtragen müßten. Clyde Compton beobachtete sie mit einem Prismenglas und sah, wie sie den unheilvollen Hügel umrundeten. Offenbar wollten sie das Gelände nach und nach sehr genau erkunden. Minuten vergingen, ohne daß sie wieder aufgetaucht wären. Sie wurden nie mehr gesehen.

    Abermals wurde der Hügel zum Objekt panischer Furcht, und nur der Große Krieg ließ ihn zeitweise in den Hintergrund treten. Von 1916 bis 1919 ging niemand hin, und das wäre auch so geblieben, wenn nicht ein paar junge Männer, die von der Front in Frankreich zurückgekehrt waren, gemeint hätten, ihre Tollkühnheit beweisen zu müssen. In den Jahren 1919 und 1920 entwickelte sich die Begehung des Hügels zu einer regelrechten Epidemie bei den vorzeitig abgehärteten jungen Kriegsveteranen, einer Epidemie, die um so mehr grassierte, als ein junger Mann nach dem anderen unversehrt und voller Verachtung für den vermeintlichen Aberglauben der Dorfbewohner von dem Hügel zurückkehrte. Um 1920 so kurz ist das Gedächtnis der Menschen war der Hügel schon fast zu einem Witz geworden, und die relativ harmlose Version von der ermordeten Squaw verdrängte allmählich die
    unheimlicheren Geschichten. Dann beschlossen zwei verwegene junge Brüder, die besonders phantasielosen und hartgesottenen Clay-Jungen, auf den Hügel zu gehen und die begrabene Squaw sowie das Gold, dessentwegen der alte Indianer sie ermordet hatte, auszugraben.
    Sie gingen an einem Septembernachmittag hinaus, ungefähr zu der Zeit, als die Indianer wie alle Jahre begannen, unaufhörlich ihre Tom-Toms zu schlagen, deren Töne weithin über die Ebene schallten. Niemand sah die beiden, und ihre Eltern dachten sich zunächst nichts dabei, als sie mehrere Stunden von zu Hause fortblieben. Dann schlugen sie Alarm, und ein Suchtrupp wurde ausgeschickt, aber wiederum mußte das Dorf sich in das Mysterium der Stille und des Zweifels schicken.
    Aber einer der beiden kam dann doch wieder. Es war Ed, der ältere, und sein vorher strohblondes Kopfund Barthaar hatte sich auf der Länge von zwei Zoll über den Wurzeln weiß verfärbt wie bei einem Albino. Auf der Stirn hatte er eine
    merkwürdige Narbe, wie eine eingebrannte Hieroglyphe. Drei Monate nachdem sein Bruder Walker und er verschwunden waren, schlich er sich eines Nachts ins Haus, nur mit einer seltsam gemusterten Decke umhüllt, die er ins Feuer warf, sobald er eigene Sachen angezogen hatte. Er erzählte seinen Eltern, er und Walker seien von ein paar sonderbaren Indianern keinen Wichitas oder

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