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Das Grauen im Museum

Das Grauen im Museum

Titel: Das Grauen im Museum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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angetan, so daß es ihm fast leid tat, sie hinter sich lassen zu müssen; er spricht nämlich davon, daß Gll’-Hthaa-Ynn ihn gedrängt hatte, sein Reittier anzutreiben. Als er wieder nach vorne schaute, sah er, daß sie fast schon den höchsten Punkt des Passes erreicht hatten; der von Unkraut überwucherte Pfad führte steil nach oben und endete in einem leeren Geflimmer blauen Lichts. Die Aussicht muß höchst eindrucksvoll gewesen sein zur Rechten ein steiler grüner Berghang, zur Linken eine tiefe Schlucht mit einer zweiten grünen Bergflanke dahinter, und geradeaus ein glitzerndes Meer blauer Luft, in dem sich der aufwärts führende Pfad scheinbar auflöste. Dann war die Paßhöhe erreicht, und die wundersame Welt von Tsath breitete sich vor Zamacona aus.
    Die Aussicht raubte Zamacona den Atem, denn vor ihm lag eine von menschlicher Aktivität wimmelnde Landschaft, wie er sie nie gesehen oder sich erträumt hatte. Der Abhang des Gebirges selbst war relativ spärlich mit kleinen Bauernhöfen und verstreuten Tempeln durchsetzt, aber dahinter erstreckte sich eine riesige Ebene, schachbrettartig mit gepflanzten Bäumen besetzt, die durch schmale Seitenkanäle des Flusses bewässert wurden, und durchzogen von breiten, schnurgeraden Straßen mit Oberflächen aus Gold oder Basaltblöcken. Lange silberne Kabel, die von goldenen Pfeilern getragen wurden, verbanden die niedrigen, weitläufigen Gebäude und Gebäudegruppen, die sich da und dort erhoben, und an manchen Stellen konnte man Reihen halbverfallener Pfeiler ohne Kabel sehen. Bewegte Objekte zeigten, daß die Felder bebaut wurden, und Zamacona erkannte auch, daß an manchen Stellen die Äcker mit Hilfe der abstoßenden, halb menschlichen Vierfüßer gepflügt wurden. Am eindrucksvollsten war jedoch der verwirrende Anblick ganzer Ansammlungen von Türmchen und Zinnen, die weit draußen in der Ebene aufragten und blumenartig und gespenstisch in dem flimmernden blauen Licht schimmerten. Zamacona dachte zunächst, es handle sich um einen mit Häusern und Tempeln bebauten Berg, ähnlich den malerischen Bergstädten in seinem Heimatland Spanien, aber bei näherem Hinsehen erkannte er, daß dem nicht so war. Es war eine Stadt, die in der Ebene lag, aber aus so himmelhohen Türmen bestand, daß sie den Umriß eines Berges hatte. Über ihr hing ein merkwürdiger grauer Dunst, durch den das blaue Licht gleißte und die ungezählten goldenen Minarette aufleuchten ließ. Zamacona warf Gll’-Hthaa-Ynn einen Blick zu und wußte, daß dies die monströse, gigantische und allmächtige Stadt Tsath war.
    Als sie die in die Ebene hinabführende Straße entlangritten, überfiel Zamacona ein ungutes, unbehagliches Gefühl. Das Tier, auf dem er ritt, und die Welt, in der solche Wesen lebten, waren ihm zuwider, desgleichen die brütende Atmosphäre über der fernen Stadt Tsath. Als der Trupp an einzelnen Bauernhöfen vorüberkam, konnte der Spanier die auf den Feldern arbeitenden Wesen genauer betrachten, deren Bewegungen und Proportionen ihn ebenso erschreckten wie die Verstümmelungen, die er an den meisten von ihnen wahrnahm. Abscheulich fand er auch die Art, wie manche dieser Wesen in Pferchen gehalten wurden oder auf den fetten Wiesen weideten. Gll’-Hthaa-Ynn bedeutete ihm, daß es sich bei diesen Wesen um Angehörige der Sklavenklasse handle, deren Tätigkeit vom Leiter des jeweiligen Bauernhofs kontrolliert wurde, der ihnen jeweils am Morgen durch hypnotische Übertragung einprägte, was sie während des kommenden Tages zu tun hätten. Als halbbewußte Maschinen arbeiteten sie zur vollen Zufriedenheit ihrer Herren. In den Pferchen befänden sich nur minderwertige Exemplare, die lediglich als Vieh gehalten würden.
    Weiter draußen in der Ebene sah Zamacona die größeren Bauernhöfe und bemerkte, daß die widerwärtigen, gehörnten Gyaa-yothn beinahe wie Menschen arbeiteten. Auch sah er menschenähnlichere Wesen, die in den Furchen arbeiteten und bei deren Anblick ihn Abscheu und eine unerklärliche Furcht überfielen, weil ihm ihre Bewegungen mechanischer vorkamen als die der übrigen Wesen. Bei diesen, so erläuterte Gll’-Hthaa-Ynn, handle es sich um die sogenannten Y’m-bhi -Lebewesen, die gestorben, aber mit Hilfe von Atomenergie und Denkkraft als Arbeitskräfte mechanisch reanimiert worden waren. Die <>Sklavenklasse war im Gegensatz zu den freien Bewohnern von Tsath nicht unsterblich, weshalb im Laufe der Zeit die Zahl der Y’m-bhi sehr groß geworden war. Sie

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