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Das Grauen im Museum

Das Grauen im Museum

Titel: Das Grauen im Museum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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Handschriften auch, daß die Wesen von Yoth die Kunst der synthetischen Erschaffung von Leben beherrscht und im Laufe ihrer Geschichte mehrere zweckmäßig konstruierte Rassen von Arbeitsund Transporttieren hergestellt und wieder vernichtet hätten, ganz zu schweigen davon, daß sie in der langen Phase ihres kulturellen Niedergangs nur zu ihrem Vergnügen die verschiedensten phantastischen Lebewesen erschaffen hätten. Die Wesen von Yoth hätten zweifellos einen reptilischen Einschlag gehabt, und die meisten Physiologen von Tsath stimmten darin überein, daß die derzeitigen Exemplare noch etwas sehr Reptilhaftes gehabt hätten, bevor sie mit der zu den Säugern gehörenden Sklavenrasse von K’n-yan gekreuzt worden seien.
    Es spricht für die Unerschrockenheit der Renaissance-Spanier, die die halbe unbekannte Welt eroberten, daß Panfilo de Zama-cona y Nunez tatsächlich eines der grausigen Reittiere von Tsath bestieg und neben dem Anführer des Trupps herritt, einem Mann namens Gll’Hthaa-Ynn, der bei dem vorangegangenen
    Gedankenaustausch am aktivsten gewesen war. Es war eine widerwärtige Angelegenheit, doch Zamacona saß recht bequem, und der Gang des plumpen Gyaayoth war überraschend ruhig und gleichmäßig. Man brauchte keinen Sattel, und die Tiere fanden den Weg offenbar ganz von alleine. Der Trupp zog in scharfer Gangart durch die Ebene und hielt nur gelegentlich an bestimmten verlassenen Städten und Tempeln an, die Zamaconas Aufmerksamkeit erregten und die Gll’-Hthaa-Ynn ihm bereitwillig zeigte und erklärte. Die größte dieser Städte, B’Graa, war ein
    Wunderwerk aus feinbearbeitetem Gold, und Zamacona studierte die verschnörkelte Architektur mit lebhaftem Interesse. Die Bauwerke waren zumeist hoch und schlank und trugen auf den Dächern eine Vielzahl spitzer Türme und Türmchen. Die Straßen waren eng, gewunden und stellenweise auf pittoreske Art hügelig, aber Gll’-HthaaYnn meinte, die späteren Städte von K’n-yan seien viel weitläufiger und regelmäßiger angelegt. Alle diese alten Städte der Ebene wiesen Spuren von geschleiften Stadtmauern auf Erinnerungen an die archaischen Zeiten, als sie der Reihe nach von den nun schon längst aufgelösten Armeen von Tsath erobert worden waren. Ein Objekt lag am Weg, das Gll’-Hthaa-Ynn dem Spanier von sich aus zeigen wollte, obwohl dazu ein Umweg von etwa einer Meile über einen überwachsenen Seitenpfad nötig war. Es war dies ein gedrungener, einfacher Tempel aus schwarzen Basaltblöcken ohne jede Verzierung, der nur einen einzigen leeren Onyxsockel enthielt. Das Bemerkenswerte an diesem Tempel war seine Geschichte, denn er stellte eine Verbindung zu einer sagenhaften alten Welt her, der gegenüber selbst das geheimnisumwitterte Yoth als ein Ding aus jüngster Vergangenheit erschien. Er war gewissen Tempeln nachgebaut, die in den Gewölben von Zin abgebildet waren, und beherbergte ein grauenerregendes Götzenbild in Krötengestalt, das in der rot erleuchteten Welt gefunden worden war und in den yothischen Handschriften Tsathoggua genannt wurde. Tsathoggua war ein mächtiger und weithin verehrter Gott gewesen und hatte, nachdem die Menschen von K’n-yan ihn zu ihrem Gott gemacht hatten, der Stadt, die später dieses Gebiet beherrschen sollte, den Namen gegeben. Yothischen Legenden zufolge stammte er aus einem geheimnisvollen inneren Reich unter der rot erleuchteten Welt, einem schwarzen Reich mit sonderbaren Sinnesorganen ausgestatteter Wesen, die überhaupt kein Licht hatten, jedoch eine hohe Kultur und mächtige Götter besaßen, lange bevor selbst die reptilischen Vierfüßer von Yoth ins Dasein getreten waren. Es gab in Yoth viele Bilder von Tsathoggua, die der Überlieferung nach alle aus dem schwarzen inneren Reich stammten und nach Meinung yothischer Archäologen die längst ausgestorbene Rasse dieses Reiches darstellten. Das schwarze Reich, das in den yothischen Handschriften N’Kai genannt wurde, war von diesen Archäologen so gründlich wie möglich erforscht worden, und einzigartige steinerne Tröge oder Gräben hatten zu endlosen Spekulationen Anlaß gegeben.
    Als die Leute von K’n-yan die rot erleuchtete Welt entdeckt hatten und ihre seltsamen Handschriften entzifferten, übernahmen sie den Tsathoggua-Kult, brachten die furchteinflößenden Kröten-Bilder alle hinauf ins Land des blauen Lichts und stellten sie in Schreinen aus yothischem Basalt ähnlich dem, den Zamacona jetzt sah, auf. Der Kult gewann so viele Anhänger, daß

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