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Das Grauen im Museum

Das Grauen im Museum

Titel: Das Grauen im Museum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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der Außenwelt, die er verkörperte. Er konnte nur hoffen, daß kein Europäer mehr den Weg in die unterirdische Welt fand, denn wer jetzt kam, würde vielleicht nicht mehr so freundlich empfangen werden wie er. Er machte sich sogar Gedanken darüber, was geschehen würde, wenn die Weisen von Tsath zu dem .Schluß kommen sollten, daß keine neue Fakten mehr aus ihm herauszuholen seien, und begann deshalb, mit seinen Auskünften über die Außenwelt zu geizen und bei jeder Gelegenheit den Eindruck hervorzurufen, daß er noch über einen gewaltigen Wissensschatz verfüge. Ein anderer Umstand, der Zamaconas Position in Tsath gefährdete, war seine hartnäckige Neugier im Hinblick auf den tiefsten Abgrund N’kai unter dem rot erleuchteten Yoth, dessen Existenz von den herrschenden religiösen Kulten K’n-yans immer entschiedener bestritten wurde. Bei seiner Erkundungsreise durch Yoth hatte er vergebens versucht, den verschlossenen Zugang zu finden, und später experimentierte er mit den Künsten der Entleibung und Projektion, in der Hoffnung, es werde ihm gelingen, sein Bewußtsein in die tiefen Regionen zu projizieren, die er mit seinen körperlichen Augen nicht entdecken konnte. Zwar kam er nie zur perfekten Beherrschung dieser Verfahren, aber es gelang ihm, sich eine Reihe monströser Träume zu verschaffen, die seiner Meinung nach auch Elemente einer tatsächlichen Projektion nach N’kai enthielten, Träume, von denen sich die Hohepriester des Yigund des Tulu-Kultes schockiert und verwirrt zeigten, als er sie ihnen erzählte, und die er, wie Freunde ihm rieten, lieber für sich behalten sollte, anstatt zu versuchen, sie auszunutzen. Mit der Zeit wurden diese Träume immer häufiger und beunruhigender; sie enthielten Dinge, die er nicht seinem eigentlichen Manuskript anzuvertrauen wagte, über die er jedoch spezielle Aufzeichnungen für bestimmte gelehrte Männer in Tsath anfertigte.
    Es war vielleicht ein unglücklicher, vielleicht aber auch ein sehr glücklicher Umstand, daß Zamacona in so vieler Hinsicht Zurückhaltung übte und so viele Themen und Beschreibungen seinen kleineren Manuskripten vorbehielt. Die große Handschrift enthält oft nur Andeutungen über die Sitten, Gebräuche, Denkweisen, die Sprache und die Geschichte von K’n-yan, so daß es der Phantasie des Lesers überlassen bleibt, sich das tägliche Leben in Tsath auszumalen. Ratlos ist man auch hinsichtlich der eigentlichen Beweggründe dieser Menschen, ihrer sonderbaren Passivität und feigen Friedfertigkeit und ihrer panischen Angst vor der äußeren Welt, obwohl sie doch dank ihrer Beherrschung der Atomkraft und ihrer Fähigkeit zur
    Entmaterialisierung unbesiegbar gewesen wären, hätten sie sich die Mühe gemacht, wie in alten Zeiten Armeen aufzustellen. Es ist evident, daß K’n-yan auf dem Weg der Dekadenz schon weit fortgeschritten war und mit einer Mischung aus Apathie und Hysterie auf das total geplante, geregelte Leben reagierte, das die Folge der Einführung von Maschinen in seiner mittleren Geschichtsepoche war. Selbst die grotesken und widerwärtigen Denkund Empfindungsweisen lassen sich auf diese Ursache zurückführen, denn bei seinen historischen Forschungen fand Zamacona Hinweise auf vergangene Epochen, in denen die Menschen von K’n-yan ganz ähnlich gedacht hatten wie die Außenwelt in der Antike und in der Renaissance und in denen der Nationalcharakter und die Kunst der Unterirdischen Merkmale aufwiesen, die in Europa als Würde, Freundlichkeit und Adel gegolten hätten.
    Je eingehender sich Zamacona mit diesen Dingen befaßte, um so mehr Sorgen machte er sich um die Zukunft, denn er sah, daß der verbreitete moralische und geistige Verfall ein ungeheuer tiefsitzender und sich auf ominöse Weise
    beschleunigender Vorgang war. Selbst in der kurzen Zeit seiner Anwesenheit hatten sich die Anzeichen eines Niedergangs vervielfacht. Der Rationalismus verkam immer mehr zu fanatischem und orgiastischem Aberglauben, mit der Anbetung des magnetischen Tulu-Metalls im Mittelpunkt, und Toleranz löste sich in eine Serie fanatischer Haßausbrüche auf, insbesondere gegen die äußere Welt, über die die Gelehrten so viel von ihm erfuhren. Zeitweise fürchtete er fast, diese Menschen könnten eines Tages ihre Apathie und Resignation überwinden und sich wie verzweifelte Ratten auf die unbekannten Länder über ihnen stürzen und sie dank ihrer einzigartigen, noch nicht vergessenen wissenschaftlichen Möglichkeiten in Schutt und Asche

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