Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Grauen lauert in der Tiefe

Das Grauen lauert in der Tiefe

Titel: Das Grauen lauert in der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Loeffelbein
Vom Netzwerk:
Mafalda und Mrs Fox gleiten und hüstelte trocken. »Es freut uns natürlich ganz besonders, dass Sie Ihre reizende Gattin und Ihre wundervollen Kinder mitgebracht haben. Offenbar ist Ihr letzter Brief verloren gegangen, in dem Sie uns diese Änderung Ihrer Pläne mitgeteilt haben.«
    »Nun ja«, erwiderte Professor Fox ausweichend und begann, mit der rechten Hand in seiner Jacketttasche zu wühlen.
    Maxwell wusste ganz genau, was sein Vater dort suchte: seine Pfeife. Die zündete er immer als Erstes an, wenn es irgendwo Probleme gab. Und Max wusste ebenfalls ganz genau, dass Mrs Fox ihren Mann dafür gleich unauffällig, aber sehr vehement in den Arm kneifen würde.
    »Eigentlich bin ich nicht …«, brachte Professor Fox noch heraus, bevor er vor Schmerz das Gesicht verzog.
    »Sie müssen ihn entschuldigen«, flötete Mrs Fox dazwischen und lachte ihr strahlend helles Glöckchenlachen. »Die Reise war für meinen Mann recht strapaziös, da er leider sehr schnell seekrank wird. Er ist etwas durcheinander. Eigentlich wollte er seine Dankbarkeit für diesen fulminanten Empfang ausdrücken. Eine solch herzliche Begrüßung hatten wir natürlich nicht erwartet.«
    »Aber ja doch, selbstverständlich«, versicherte der Mann mit der Schärpe. »Und es wird gleich auch noch ein großes Gala-Dinner mit sämtlichen Mitgliedern der Bürgerschaft geben. Aber da wir uns ja bislang noch nicht persönlich kennengelernt haben, erlauben Sie bitte, dass ich mich Ihnen vorstelle. Ich bin Fredegar Crimer, Bürgermeister und Gründer unserer einzigartigen Stadt auf dem Meeresgrund.« Er hielt kurz inne und deutete dann auf die Frau im roten Samtkleid zu seiner Rechten. »Und das hier ist meine bezaubernde Gattin Areta.«
    Mrs Crimer versuchte, freundlich zu nicken, was bei ihr aber eher nach einer Grimasse aussah und ihr gewaltiges Doppelkinn unvorteilhaft zur Geltung brachte. Max warf seiner Schwester einen vielsagenden Blick zu.
    Im nächsten Moment begann die Militärkapelle erneut zu spielen, und Mr Crimer führte Mr Fox und seine Familie zu einer Art Kutsche, die jenseits des roten Teppichs auf einer Straße aus gewalztem Teer auf sie wartete.
    Während Max den anderen folgte, blickte er sich verstohlen um. Fünf weitere dieser eigenartigen Gefährte standen in einigem Abstand bereit, wahrscheinlich um den Bürgermeister, seinen Anhang und die Musikanten zu transportieren. Die Kutschen hatten allerdings keinerlei Ähnlichkeit mit denen, die Maxwell aus New York, Chicago oder London kannte, wo er und seine Familie letztes Jahr die Sommermonate verbracht hatten. Sie wirkten eher wie übergroße Zigarrenkisten auf Rädern. Die Seitenverkleidungen und Schutzbleche waren mit fantasievoll verschnörkelten Chromelementen verziert, und die Karosserien der drei Wagen waren mit einem glänzenden Lack überzogen, der aus sich selbst heraus zu strahlen schien. Es gab eine leuchtend rote, eine leuchtend gelbe und eine leuchtend grüne Kutsche.
    Mrs Fox lächelte tapfer, Professor Fox suchte immer noch nach seiner Pfeife, und Max nutzte die Gelegenheit, um Mafalda zuzuflüstern: »Siehst du auch, was ich nicht sehe?«
    Mafalda nickte. »Keine Pferde.«
    »Sehr mysteriös«, sagte Max leise und Mafalda nickte wieder. Ausnahmsweise waren sich die Fox-Geschwister einmal einig. Sie nahmen in dem seltsamen Gefährt Platz und warteten gespannt, was als Nächstes passieren würde.
    »Vielleicht werden wir von den beiden dicken Männern mit den Pauken gezogen«, überlegte Mafalda, aber Max runzelte nur die Stirn. »Oder von Geisterpferden«, fügte seine Schwester kichernd hinzu.
    Einer der Herren, die Mr Crimer begleitet hatten, setzte sich in den vorderen Teil der Kutsche, wo sich statt einer Vorrichtung für die Zügel eine Art Lenkrad befand, das Max an ein Schiffssteuer erinnerte.
    Dann rollte die Kutsche unter lautstarkem Brummen los, und der Tross verließ die Empfangshalle von Atlantic Haven durch ein riesiges Tor, dessen eiserne Flügel sich vor ihnen öffneten. Die asphaltierte Straße führte sie in einen scheinbar endlosen Tunnel. Seine stählerne Außenwand wurde in regelmäßigen Abständen von großen Panoramafenstern durchbrochen, durch die sich ihnen ein atemberaubender Blick auf die Unterwasserstadt bot. Maxwell schätzte, dass die Siedlung etwa einen halben Kilometer von der Empfangshalle entfernt auf einer tieferen Ebene des Felsplateaus lag, das am Horizont zu der Meeresspalte hin steil abfiel. Atlantic Haven war wirklich

Weitere Kostenlose Bücher