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Das Grauen lauert in der Tiefe

Das Grauen lauert in der Tiefe

Titel: Das Grauen lauert in der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Loeffelbein
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Entfernung ihre Bahnen und über ihnenwaren nichts als endlose, dunkle Wassermassen. Max hatte noch nie in seinem Leben etwas derart Beeindruckendes gesehen. Gebannt betrachtete er die unförmigen Körper der gigantischen Meeressäuger, die trotz ihrer Wuchtigkeit eine majestätische Ruhe und Erhabenheit ausstrahlten. Er hätte ihnen noch stundenlang dabei zuschauen können, wie sie durch diese fremde Welt glitten, aber die Tauchkugel sank stetig weiter hinab, und etwas anderes kam in sein Blickfeld – etwas, das so erstaunlich war, dass selbst Mrs Fox ein lang gezogenes »Oooh« ausstieß.
    Vor ihnen öffnete sich eine weite Schlucht, und Maxwell und Mafalda erkannten, dass das Licht, das den Ozean kilometerweit erleuchtete, von einem mächtigen Turm ausging. Er ragte von einer Klippe auf, die den Rand einer Meeresspalte etwa hundert Meter unter ihnen markierte. Hinter der Klippe gähnte ein Abgrund von undurchdringlicher Finsternis. Maxwell glaubte zu träumen und rieb sich die Augen, doch da bot sich ihm plötzlich ein noch unglaublicheres Panorama: Auf dem Felsmassiv befand sich eine Stadt! Max entdeckte eine Kirche und daneben ein Gebäude, das so ähnlich aussah wie das Weiße Haus in Washington. Es gab Wohn- und Geschäftshäuser, Marktplätze, Gartenanlagen und sogar einen kleinen Vergnügungspark mit einem Riesenrad. Über den einzelnen Stadtteilen wölbten sich Kuppeln aus Glas, die von riesigen Eisenträgern gestützt wurden. In ihren Verstrebungen saßen unzählige kleine Lampen, die strahlten wie Sterne in einem wolkenlosen Nachthimmel.
    Max kam sich vor wie in einem Märchen. War so etwas denn überhaupt möglich? Wer konnte auf dem Meeresgrund eine Stadt von solcher Größe errichten? Und ein derart strahlendes Licht entzünden, wie es nicht einmal tausend Gaslaternen in den Straßen New Yorks vermochten?
    Max rieb sich erneut die Augen. Ob er sich das alles nur einbildete?
    »Eine Unterwasserstadt!«, rief Mafalda und riss ihren Bruder damit aus seinen Grübeleien. »Eine richtige Unterwasserstadt! Bestimmt leben da gruselige Krakenmonster.«
    »Quatsch«, sagte Max. »Dann brauchten sie da unten doch keine Kuppeln, um das Wasser auszusperren.«
    »Und wer bitte schön lebt dann dort?«, gab Mafalda schnippisch zurück.
    »Wer auch immer dort unten wohnt, wird uns gleich in Empfang nehmen«, mischte sich Mrs Fox ein und glättete ihren durch die Ereignisse der letzten Stunden zerknitterten Rock. »Und ich erwarte, dass ihr euch benehmt. Ungezogene Kinder sind überall ein Graus, auch unten auf dem Meeresgrund.«
    Max nickte knapp und presste erneut die Nase gegen das Glas. Seine Mutter hatte ihn auf eine Idee gebracht. Die Tauchkugel bewegte sich natürlich nicht zufällig auf die Unterwasserstadt zu! Wahrscheinlich handelte es sich hierbei um so etwas Ähnliches wie die Fahrstuhlanlage, die sein Vater ihm letztes Jahr in Chicago gezeigt hatte, als sie ihn gemeinsam zu einem Kongress begleitet hatten. Und genau wie damals in dem Fahrstuhlschacht glitt ihr ungewöhnliches Transportmittel unaufhaltsam seinem Ziel entgegen.
    Während sie den Gebäuden auf dem Meeresgrund näher kamen, konnte Max auf einer besonders hohen und schmalen Glaskuppel eine Plattform erkennen, in deren Mitte sich eine Art Schleuse zu befinden schien. Er kniff die Augen zusammen und sah ein Stahlkabel, das aus der Schleuse zu ihrer Tauchkugel reichte. Dorthin führte sie also ihre Fahrt …
    Mrs Fox holte einen Kamm aus ihrer Tasche und zog eilig Maxwells Scheitel nach. Dann brachte sie ihre eigenen und Mafaldas störrische Haare in Ordnung. Max' jüngere Schwester ließ sich das Geziepe allerdings nur widerwillig gefallen. Sie wollte keine Sekunde davon verpassen, wie sich ihr Unterwasserfahrzeug der sagenhaften Stadt näherte.
    »Ich frage mich, wo diese ganze Energie herkommt«, sagte Professor Fox stirnrunzelnd. Er hatte bisher stumm hinter seiner Familie gestanden und aus dem dicken Fensterglas geschaut.
    »Und ich frage mich, warum deine Krawatte immer ausgerechnet dann schief sitzt, wenn wir in der Öffentlichkeit auftreten«, konterte Mrs Fox und ruckelte den Schlips ihres Mannes zurecht. »Beim Gala-Dinner an Bord der Aurora war es genauso. Wäre mittendrin nicht der Heizkessel explodiert …«
    »Ich glaube nicht, dass es der Heizkessel war«, unterbrach Professor Fox seine Frau zerstreut. »Das Zentrum der Explosion schien mir eher im Gepäckraum zu liegen.«
    Im selben Moment setzte der Unterwasserfahrstuhl auf der

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