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Das Grauen lauert in der Tiefe

Das Grauen lauert in der Tiefe

Titel: Das Grauen lauert in der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Loeffelbein
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hatte.
    »Blödsinn«, sagte Percys Vater und ließ offen, ob er die russische Rakete, den italienischen Opernsänger oder das Ungeheuer von Loch Ness meinte.
    Percys Gedanken schweiften zu Tante Caroline und ihrer großen Familie. Ob er sich mit seinen Cousins und Cousinen gut verstehen würde? Er überlegte, was sie alles zusammen spielen konnten. Auf jeden Fall Murmeln. Die waren neben Schauerromanen und Kriminalgeschichten seine große Leidenschaft. Er besaß eine
Dicke Berta
, die er einem Nachbarsjungen abgeluchst hatte, zwei
Goldene Augen
und sogar einen
Flammenden Stein
, auf den er natürlich besonders stolz war. Er hatte die feuerrote Murmel mit dem geheimnisvollen Schimmer im letzten Jahr von Onkel Ernie zu Weihnachten bekommen und ihr selbst diesen Namen gegeben, da sie in keinem Katalog zu finden war. Aber dass sie
wertvoll
war, das stand für ihn fest.
    Percy rutschte ein wenig auf seinem Sitz hin und her. Die Fahrt nach Worcestershire wollte einfach kein Ende nehmen und die Rückbank wurde von Minute zu Minute unbequemer. Auch die kurze Pause für das Picknick hatte da nicht geholfen. Seine Schultern taten weh, seine Beine kribbelten, und er wusste nicht mehr, wohin mit seinen Armen. Außerdem war es immer kälter geworden, je weiter sie nach Westen gefahren waren. Mr Pumpkin hatte das Fenster zwar mittlerweile geschlossen, aber trotzdem zog noch von irgendwoher frostige Luft herein. Percys Hände und seine Nasenspitze waren inzwischen so kalt wie Eiszapfen.
    Er wollte sich gerade beklagen, als seine Mutter auf ein Schild zeigte, das links am Straßenrand stand: »Willkommen in Worcestershire, dem Zuhause von Aunt Annie’s Worcestershire-Sauce«. Percy rieb sich verdutzt die Augen.
Hier
wurde also die berühmte Sauce hergestellt, die er so gern mochte? Das hatte er gar nicht gewusst! Schlagartig erschienen ihm die reitenden, Golf spielenden und Privatschulen besuchenden Verwandten ein wenig sympathischer.
    »Wo wohnt denn jetzt deine famose Schwester?«, brummte Mr Pumpkin.
    »Der Ort heißt Darkmoor«, sagte Percys Mutter. Sie tippte auf einen kleinen Punkt auf der Karte.
    Vor ihnen lag eine wilde Heidelandschaft. Nebelschwaden zogen über niedrige Hügel, zwischen denen sich Senken mit kleinen schwarzen Tümpeln befanden. Hier und da standen struppige Ginsterbüsche oder verkrüppelte Birken, deren fahle Rinden im Licht der untergehenden Sonne schimmerten. Kahle Felsen ragten auf wie die Finger eines Skeletts.
    »Menschenskinder«, sagte Mr Pumpkin, »das ist ja ein gemütliches Fleckchen. Ist das der Golfplatz?«
    Percys Mutter überhörte den Scherz ihres Mannes.
    »Das muss das Darkmoor sein«, sagte sie, und Percy hatte den Eindruck, dass in ihrer Stimme schon wieder ein eigenartiger Unterton mitschwang.
    Nachdenklich schaute er zum Fenster hinaus. Er wusste nicht, was er von der ganzen Sache halten sollte. Einerseits war diese morastige Heidelandschaft alles andere als einladend. Andererseits sah sie genauso aus wie ein Schauplatz in seinen Lieblingsromanen. Percy beugte sich vor und verrenkte sich beinah den Hals, um so viel wie möglich sehen zu können.
    Hinter einer Wegbiegung tauchte ein kleines Dorf auf. Das musste der
Ort
Darkmoor sein. Ein richtiges Schild fehlte zwar, aber es gab ein Lokal namens »Darkmoor Inn« und eine Bäckerei, die im Schaufenster damit warb, den besten Apfelkuchen von ganz Darkmoor zu verkaufen.
    Percys Blick fiel auf einen steinernen Brunnen, der von einem hässlichen Eisenfisch geschmückt wurde, und ein merkwürdiges Gefühl durchzuckte ihn. So als ob er von einem hohen Turm in schwindelerregende Tiefen schauen würde.
Er kannte diesen Brunnen!
Fast wollte er seine Eltern fragen, ob sie schon einmal in Darkmoor gewesen waren. Aber dann schüttelte er den Kopf. Das konnte ja gar nicht sein!
    Percy fuhr sich durch die dichten blonden Locken und kratzte sich an der Stirn. Das tat er immer, wenn er sich über etwas wunderte. Da kam plötzlich hinter dem Brunnen ein kleiner Junge hervor, der offenbar vor nicht allzu langer Zeit verprügelt worden war. Er drückte sich an einer Hauswand entlang und bemühte sich, die Prellungen in seinem Gesicht, so gut es ging, unter einer Kapuze zu verbergen. Als er Percy erblickte, öffnete sich sein Mund zu einem stummen Schrei, und er verschwand in einem nahen Hauseingang.
    Erschrocken schielte Percy aus dem Autofenster zu der Stelle, wo gerade noch der Junge gestanden hatte, und eine eigenartige Traurigkeit erfasste ihn. Was

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