Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Grauen lauert in der Tiefe

Das Grauen lauert in der Tiefe

Titel: Das Grauen lauert in der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Loeffelbein
Vom Netzwerk:
gigantisch. Bis jetzt hatte Max nicht weniger als acht Glaskuppeln gezählt, die sich über die verschiedenen Stadtteile wölbten wie Himmelszelte und durch eine Vielzahl von Röhren miteinander verbunden waren.
    Maxwell sah zu seinem Vater hinüber, den weder der Anblick der Unterwasserstadt noch ihr eigenartiges Gefährt im Geringsten zu beunruhigen schien. Sogar die Suche nach seiner Pfeife hatte der Professor inzwischen aufgegeben und er pfiff stattdessen gedankenverloren vor sich hin.
    »Was ist das für ein Ding?«, flüsterte Max ihm zu und zeigte mit dem Finger auf den Boden der Kutsche.
    »Ein Automobil, mein Junge«, antwortete Professor Fox gelassen.
    »Aha. Na, dann bin ich ja beruhigt«, sagte Max und drückte sich tief in die Polster des Automobils . Er konnte es nicht leiden, wenn sein Vater so tat, als seien offensichtlich merkwürdige oder unerklärliche Erscheinungen gar nicht merkwürdig oder unerklärlich . Aber er beschloss, seinen Vater nicht mit weiteren Fragen zu löchern. Wahrscheinlich handelte es sich bei einem Automobil um eine Art technischen Apparat – und wie der funktionierte, würde er früher oder später schon noch herausfinden.
    Max wandte sich zu seiner Schwester um. Mafalda hockte wie versteinert auf ihrer Sitzbank und starrte mit weit aufgerissenen Augen nach oben. Max folgte ihrem Blick und ließ vor Staunen den Mund offen stehen. Der Teil der Röhre, durch den sie soeben fuhren, war vollständig aus Glas gebaut, sodass sie sich direkt durch den unendlichen Ozean zu bewegen schienen. Vom gleißenden Licht des Leuchtturms auf der anderen Seite der Stadt erhellt, glitzerte das Wasser in einem hellen Türkis und sah viel freundlicher aus als die dunkle Masse, durch die sie ihre Reise in der Tauchkugel geführt hatte. Ein Schwarm leuchtend roter Fische schwamm über sie hinweg und wie zwei Gewitterwolken zogen die beiden großen Wale in weiter Ferne ihre Bahnen. Max konnte sich nicht erinnern, jemals etwas so Eindrucksvolles und Schönes gesehen zu haben. Lange konnte er diesen Anblick allerdings nicht genießen, denn das Automobil bog nun in einen Tunnelabschnitt ein, der wieder vollständig aus Metall bestand. Schweigend fuhren sie eine Weile so weiter, bis der Tunnel unversehens endete und in eine breite Gasse überging, die sich kaum von den Straßen in Manhattan unterschied.
    »Sind wir bald da?«, fragte Mafalda.
    »Bestimmt ist es nicht mehr weit«, meinte Max und schaute aus dem Fenster. Mittlerweile hatten sie ein Gewirr von Wegen und Abzweigungen hinter sich gelassen, und das ungute Gefühl, niemals wieder aus diesem Labyrinth herauszufinden, machte sich in ihm breit. Und noch etwas brachte Maxwell ins Grübeln. Die Häuser, die zu beiden Seiten der Straße aufragten, glichen zwar denen ihrer Heimatstadt bis auf die Türklingel, und auch die Menschen, die sich von Minute zu Minute immer zahlreicher auf den Gehwegen drängten, sahen so aus wie zu Hause. Aber in einem Punkt unterschieden sie sich gewaltig: Die Einwohner von Atlantic Haven wirkten wesentlich vornehmer und glücklicher als die Bewohner New Yorks. Nirgendwo sah man jemanden, der ärmlich oder zerlumpt angezogen war, und alle hatten ein mehr oder weniger breites Lächeln auf den Lippen.
    Auf den Straßen herrschte mittlerweile reger Verkehr. Die meisten Fahrzeuge waren ebenfalls Automobile, aber sie überholten auch hin und wieder eine Pferdekutsche oder Jungen und Mädchen auf Fahrrädern, die fröhlich klingelten, wenn sie an ihnen vorbeifuhren.
    Max fiel auf, dass selbst die Kinder edel gekleidet waren: Die Jungen trugen Hemden aus feiner Baumwolle und die Mädchen hatten Kleider aus Seide an, die über und über mit Blumen bedruckt waren.
    Nachdem sie mehrere kleine Brücken überquert hatten, gelangten sie in einen riesigen Park, der mindestens die Ausmaße des Central Parks hatte. »Poseidongarten« stand auf einem großen Schild über dem Parkeingang. Seine zahlreichen Wege wurden von exotischen Pflanzen, Palmen, Orangen- und Zitronenbäumen gesäumt. Als eine Gruppe weißer Schwäne über sie hinwegzog, schüttelte Maxwell verwundert den Kopf. Fast hatte er vergessen, dass sie sich mehrere Kilometer unter dem Meeresspiegel befanden. Ob es den Bewohnern von Atlantic Haven ebenso erging?
    Ihre Fahrt endete vor einem kleinen Schlösschen, das in der Mitte des Parks stand und von mehreren Springbrunnen umgeben war.
    Familie Fox wurde in das Gebäude geführt. Zusammen mit Mr und Mrs Crimer betraten sie

Weitere Kostenlose Bücher