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Das Grauen lauert in der Tiefe

Das Grauen lauert in der Tiefe

Titel: Das Grauen lauert in der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Loeffelbein
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gewachsen. Tom und Mafalda konnten sich das Lachen nicht verkneifen.
    »Sehr witzig«, murmelte Max.
    Mafalda wandte sich dem Jungen und seinen Geschwistern zu. »Und denkt dran: Ihr dürft uns nicht verraten!«
    »Ehrensache«, meinte der Junge und steckte das Geld in seine Jacketttasche. »Wir holen uns jetzt von zu Hause unsere Reserve-Uniformen. Und nach der Schule gehen wir das größte Eis unseres Lebens essen.«
    Die Kinder liefen noch ein Stückchen gemeinsam die Straße hinunter, dann verabschiedeten sie sich voneinander.
    »Philip wohnt im vierten Bezirk«, sagte Tom. »Das ist ganz nah am Justizpalast und eine sehr vornehme Gegend.«
    »Schon verstanden.« Max sah mit hängenden Mundwinkeln an sich hinunter. »Du willst damit sagen, dass eine Vogelscheuche wie ich dort auffallen könnte.«
    »Wir sollten uns auf jeden Fall nicht allzu lange auf der Straße herumtreiben«, meinte Tom. »Am besten, wir fahren mit der Tram. Zu Fuß dauert es sowieso viel zu lange, bis wir dort sind. Und die Straßenbahn hält genau vor Philips Haus.«
    Natürlich wurde die Tram von Atlantic Haven nicht von einer Dampflok oder von Pferden gezogen, sondern fuhr genau wie die Automobile wie von selbst auf Schienen durch die Straßen. In der Bahn war es allerdings ebenso eng und stickig, wie Max und Mafalda es von zu Hause kannten. Zum Glück waren die übrigen Fahrgäste so sehr damit beschäftigt, sich über den neuesten Anschlag der Unruhestifter zu unterhalten, dass keiner auf Maxwells viel zu klein geratene Schuluniform achtete.
    »Crimer ist ein Waschlappen!«, schimpfte ein Mann mit einer roten Knollennase. »Jetzt muss hart durchgegriffen werden. Mit Stumpf und Stiel muss man die Unruhestifter ausräuchern. Die kommen aus dem Jammerviertel, ich sag’s euch. Man muss das ganze Viertel dem Erdboden gleichmachen. Und die Jammerer alle aufhängen, dieses Pack. Ich sag’s euch. Ich habe Kolschok gewählt, nicht diesen Crimer-Waschlappen. Alle hätten Kolschok wählen sollen.«
    Die meisten stimmten dem Mann zu, nur einige wenige waren nicht mit seinen ruppigen Methoden einverstanden, doch sie fanden kaum Gehör.
    »Wenn die wüssten!«, flüsterte Max.
    Tom schaute aus dem Fenster. »Wir sind da.«
    Sie stiegen aus und standen vor einem großen prächtigen Wohnhaus mit vier Stockwerken. Die Fassade war mit Stuck und Säulen verziert und die Eingangstür war dreimal so hoch wie bei einem normalen Haus.
    »Nobel, nobel«, sagte Mafalda. »Nur schade, dass jemand die hübschen Glasfenster an der Tür kaputt gemacht hat.«
    »Was?«, riefen Tom und Max.
    »Ja, da …«, stotterte Mafalda erschrocken, und dann begriff sie, warum die Jungen sich so darüber aufregten.
    »Die Greifer waren hier«, sagte sie leise.
    »Los! Wir müssen nachsehen, was mit Philip und seiner Familie ist.« Toms Stimme klang hilflos und zornig zugleich.
    Max öffnete die Tür und sie schlichen vorsichtig ins Treppenhaus. Es roch nach verbranntem Holz und nach Gas. Kaum waren sie im zweiten Stock bei der Wohnung der Sinclairs angekommen, erkannten sie, woher der Gestank kam. Das Holz der Tür war mit einem Gasbrenner verkohlt und eingetreten worden.
    Als sie die Wohnung betraten, klopfte Max das Herz bis zum Hals. Es sah aus, als ob dort ebenfalls eine Bombe der Unruhestifter explodiert wäre. Kein einziges Möbelstück stand mehr an seinem Platz – viele Schränke und Vitrinen waren umgeschmissen worden, und auf dem Boden lagen auseinandergerissene Bücher, zerschlagenes Porzellan, aufgeschlitzte Kleidungsstücke und sogar einige Puppen, denen jemand die Köpfe abgeschnitten hatte.
    »Meine Güte«, entfuhr es Max. »Die haben ganz offensichtlich etwas gesucht.«
    »Genau wie bei uns zu Hause«, meinte Tom. Er taumelte ein wenig, und wenn Mafalda ihn nicht gestützt hätte, wäre er hingefallen.
    »Und genau wie in Hardenbergs Bibliothek«, sagte Max stirnrunzelnd. »Der Mann in der unheimlichen Gummirüstung, der den Schreibtisch und einen Bücherschrank durchwühlt hat. Ich erinnere mich noch an sein enttäuschtes Gesicht, weil er nicht gefunden hat, was er suchte.«
    »Sein Gesicht?«, wunderte sich Mafalda. »Diese Glaskugel und der komische Schnorchel waren doch kein Gesicht.«
    »Das war nur ein Helm«, entgegnete Max. »Er hat ihn kurz abgenommen und mit mir gesprochen.«
    Tom hob die Augenbrauen. »Das hast du uns ja noch gar nicht erzählt. Wenn dieser Mann in der Gummirüstung wirklich Mr Nin ist, dann bist du der Einzige, der den Anführer

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