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Das Grauen lauert in der Tiefe

Das Grauen lauert in der Tiefe

Titel: Das Grauen lauert in der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Loeffelbein
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ziemlich gut organisiert. Nach dem letzten Anschlag der Unruhestifter hat man schon am nächsten Tag nichts mehr von den Zerstörungen der Explosion gesehen. Und es gibt ein zweites Kraftwerk, das weiß ich von meinem Vater. Es befindet sich in der Sperrzone neben dem Justizpalast.«
    »Dann schnell«, flüsterte Max und übernahm nun doch noch die Führung. »Wir laufen dort hinten an der Böschung vorbei zu dem Durchgang in der Stadtmauer, durch den die Feuerwehr gefahren ist.«
    Als sie dort angekommen waren, sahen sie, dass Tom mit seiner Einschätzung richtiggelegen hatte. Die Aufräumarbeiten
waren
sehr gut organisiert. Der kleine Platz, den sie hinter der Stadtmauer erreichten, war durch Fackeln und Gaslaternen hell erleuchtet, und ein Polizist stand in der Mitte auf einem hölzernen Podest und regelte den Verkehr.
    »He, warum seid ihr um diese Zeit auf der Straße unterwegs?«, rief er ihnen zu.
    »Wegen der Explosion!«, rief Tom zurück.
    »Wo sind eure Eltern?«, rief der Polizist.
    »Dort!«, rief Max und wedelte mit den Armen in eine unbestimmte Richtung.
    »Wo?«, rief der Polizist.
    »Hinten!«, rief Mafalda.
    Dann hatten alle keine Lust mehr zu rufen. Der Polizist blies in seine Trillerpfeife, um die vorlauten Kinder verhaften zu lassen, denn er selber musste ja auf seinem Posten bleiben. Und Max, Mafalda und Tom liefen davon.
    In der Einfahrt eines großen Hauses mit mehreren Torbögen lehnten sie sich schließlich keuchend an die Wand.
    »Glück gehabt«, sagte Tom. »Wir müssen uns verstecken, bis wir kein Aufsehen mehr erregen.«
    »Wie meinst du das?«, fragte Max.
    »Es ist jetzt fünf Uhr morgens«, sagte Tom und zeigte auf eine Uhr, die an der gegenüberliegenden Hauswand hing und durch eine Gaslaterne beleuchtet wurde. »Um diese Zeit fallen wir auf der Straße genauso auf wie Unruhestifter beim Frühjahrsball des Bürgermeisters. Am besten warten wir, bis die Schule anfängt, und gehen dann los.«
    »Vielleicht können wir vorher noch irgendwo etwas zu essen aufgabeln.« Mafalda hielt sich den Magen, als ob sie seit Wochen Hunger leiden würde. »Sandwiches wären nicht schlecht. Ansonsten gehe ich nirgendwo mehr hin.«
    Max verdrehte die Augen, stellte aber fest, dass er ebenfalls Hunger hatte.
    »Riecht mal«, sagte Tom und schnupperte in die Luft. »Kein Wunder, dass wir Appetit bekommen.«
    Max und seine Schwester taten es ihm gleich und sofort lief ihnen das Wasser im Mund zusammen.
    »Kakao!«, schwärmte Mafalda. »Und Croissants! Das riecht wie in Paris! Weißt du noch, Max, als Papa diesen Vortrag über die Pyramiden gehalten hat und wir …«
    »Hör auf, sonst beiß ich dich!«, sagte Maxwell.
    »Das kommt von dort.« Tom zeigte auf ein Haus auf der anderen Straßenseite. »Dort unten im Souterrain befindet sich eine französische Bäckerei.«
    »Brioches, Croissants, Baguettes mit Konfitüre …« Max stellte sich plötzlich kerzengerade hin. »Wisst ihr, was, ich muss jetzt etwas von dort haben.«
    Im selben Augenblick gingen zwei Polizisten an der Bäckerei vorbei. Tom packte Max bei der Schulter und schüttelte stumm den Kopf. Vor lauter Hunger begann Maxwell, am Saum seines Jacketts herumzukauen.

Als die ersten Kinder auf dem Weg zur Schule auf der Straße auftauchten, krochen die drei Freunde aus ihrem Versteck.
    »Vielleicht gibt es ja bei den Sinclairs ein Steak-Sandwich«, sagte Mafalda wie zu sich selbst. »Wer nicht wagt, der nicht gewinnt!«
    Sie trat aus dem Torbogen auf die Straße und winkte einen Jungen in Maxwells Alter zu sich heran, der mit seinen beiden Geschwistern zur Schule ging.
    »Wir sind von zu Hause abgehauen, um unseren Eltern einen Streich zu spielen«, erklärte sie ihnen. »Damit das Ganze ein wirklich
guter
Streich wird, brauchen wir eure Schuluniformen.«
    Der Junge zeigte ihr einen Vogel, sperrte aber beide Augen auf, als ihm Mafalda das Geld des Mutanten hinhielt, das sie erbeutet hatte.
    »Fünfzig Dollar«, keuchte der Junge. »Woher habt ihr
fünfzig Dollar?
So viel Taschengeld habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht bekommen.«
    »Reiche Eltern«, sagte Mafalda und zuckte betont gleichmütig mit den Schultern. »Reiche,
doofe
Eltern. Macht ihr nun mit bei unserem Streich?«
    »Na klar«, sagte der Junge. Die beiden anderen kicherten.
    Rasch tauschten sie ihre Kleidungsstücke und Tom und die Fox-Geschwister schlüpften in die Schuluniformen. Max hatte die Uniform des kleineren Jungen erwischt und sah aus, als wäre er plötzlich

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