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Das Grauen lauert in der Tiefe

Das Grauen lauert in der Tiefe

Titel: Das Grauen lauert in der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Loeffelbein
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der verbreitet auch so Angst und Schrecken«, sagte Henriette. »Willst du gar nicht wissen, wie das Teil funktioniert?«
    »Kann ich mir schon denken«, sagte Max betont gleichmütig und versuchte, das Zittern seiner Knie zu verbergen. »Mit irgendwelchen elektrischen Strahlen, die Angstzustände verursachen, stimmt’s?«
    »Genau«, sagte Henriette. Für einen kurzen Augenblick sah sie wieder enttäuscht aus, aber dann schlug sie Max lachend auf die Schulter. »Du bist wirklich der härteste Keks, der mir je begegnet ist. Wahrscheinlich wärst du auch ohne mich hier rausgekommen. Ein 300 Pfund schwerer Mutant und ein durchtriebener Sadist gegen Mister Maxwell Fox – ganz klar, dass die keine Chance haben.«
    »Da war ich mir diesmal nicht so sicher.« Max schaute ein letztes Mal auf den Zahnarztstuhl und wandte sich mit einem Schaudern ab. »Lass uns jetzt die anderen befreien. Und dann würde ich gern ein Wörtchen mit Professor Hardenberg reden. Wie ist er nur auf die verrückte Idee gekommen, das Altstain-Kraftwerk zu sprengen? Dabei gab es Tote!«
    »Das war er ja gar nicht«, entgegnete Henriette. »Im Gegenteil. Er wollte verhindern, dass es in die Luft fliegt, aber er kam zu spät. Die Explosion hat etwas mit irgendwelchen magischen Experimenten zu tun, die einer seiner Kollegen im Kraftwerk heimlich vorgenommen hat. Habe ich nicht so genau verstanden, aber Hardenberg ist ganz aus dem Häuschen deswegen.«
    »Aha.« Max kratzte sich an der Nasenspitze. »Mr Kolschok auch. Erkläre ich dir später. Was machen wir denn mit ihm und seinem Gorilla?«
    »Tja«, sagte Henriette und tippte auf einen Drehschalter am Gürtel des Psychonautenanzugs. »Wenn du möchtest, kannst du das gute Stück übernehmen, und ich mache mich schnell durch den Lüftungsschacht aus dem Staub. Anschließend drehst du den Angstregler auf volle Pulle und röstest Kolschok das Gehirn. Verdient hätte er es!«
    »Ohne Frage«, sagte Max. »Aber du vergisst, dass ich aus Manhattan komme, und dort rösten junge Gentlemen keine Gehirne. Auch nicht die von größenwahnsinnigen Verbrechern.«
    »War ja auch nicht ernst gemeint.« Henriette zuckte mit den Schultern und ging zur Tür. »Kolschok und sein Folterknecht dürften noch für eine ganze Weile außer Gefecht sein«, sagte sie. »Kennst du den Weg zurück zu den Gefängniszellen?«
    Max nickte.
    »Dann übernimmst du jetzt tatsächlich am besten den Psychonautenanzug.« Henriette legte die schwere Montur ab. »Ich finde allein nicht den Weg in den Gefängnistrakt. Und da ich den Anzug anstellen muss, kannst du mich nicht begleiten, weil du dir sonst vor Angst in die …«
    Max gab ihr mit hochgezogenen Augenbrauen zu verstehen, dass sie nicht weiterzureden brauchte. Henriette half ihm in den schweren, gewachsten Stoff, der sich ganz ähnlich anfühlte wie die Außenhaut der Blubber. Dann setzte sie ihm den Helm auf und zeigte auf einen roten Knopf am Gürtel.
    »Damit stellst du ihn an«, erklärte sie. »Und mit dem Regler daneben dosierst du die Angst, die du verbreiten willst.«
    Max nickte und drückte den roten Knopf. Die Wirkung war unbeschreiblich. Er hatte auf einmal das Gefühl, so leicht zu sein wie eine Feder und so stark wie eine Lokomotive.
    »Kann man sich dran gewöhnen, oder?« Henriette grinste ihn an.
    Max nickte wieder und ließ seine Hand über dem Drehregler schweben.
    »Untersteh dich!«, sagte Henriette und winkte ihm zu. »Ich verschwinde jetzt und suche Beethoven. Wir warten oben auf dem Dach auf euch. Viel Glück!«
    Sie schob Kolschoks Hocker unter den Lüftungsschacht, kletterte hinauf und verschwand in der Öffnung. Max atmete tief durch und drehte den Angstpegel auf drei. Dann verließ er die Zahnarztpraxis.
    Schon nach wenigen Metern fühlte er sich wie Gulliver, der durch das Land der Liliputaner stapft. Links und rechts von ihm brachen Angestellte des Ministeriums weinend zusammen und flehten ihn händeringend an, ihnen nichts zu tun. Wer ihn von Weitem kommen sah, nahm sofort Reißaus, und wer dabei stolperte, versuchte, sich auf allen vieren in Sicherheit zu bringen.
    Max bekam mit jedem Schritt bessere Laune. Am Ende eines Korridors traf er die beiden Männer, die eine besonders harte Strafe für ihn gefordert hatten. Er drehte den Angstregler auf fünf und rannte so lange hinter ihnen her, bis sie die Hosen voll hatten. Kurz darauf sorgte er für eine Massenpanik am Eingang zum Gefängnistrakt, der in wenigen Minuten wie leer gefegt war – bis auf

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