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Das Grauen lauert in der Tiefe

Das Grauen lauert in der Tiefe

Titel: Das Grauen lauert in der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Loeffelbein
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fragte er und war selbst überrascht, wie gelassen seine Worte klangen.
    »Eigentlich stelle ich hier die Fragen«, antwortete Mr Kolschok, aber er hörte tatsächlich auf, Max zu piesacken, und sah ihn verwundert an. Dann huschte erneut ein rattenhaftes Grinsen über sein Gesicht.
    »Du bist sehr schlau«, sagte er. »Und deine Schwester auch. Euer kleiner Vortrag in der Wohnung der Sinclairs war wirklich beeindruckend. Aber meinst du nicht, dass es in Anbetracht deiner Lage
noch
schlauer wäre, mir einfach zu sagen, was ich wissen will?«
    Max wackelte mit dem Kopf hin und her, sodass der Mutant seine Nase losließ. »Was ist nun? Spielen Sie gern Karten oder nicht?«, fragte er beharrlich.
    Mr Kolschok seufzte und nahm eine dünne Säge von dem Metallgestell. »Poker und Bridge«, antwortete er. »Und du hast schlechte Karten, mein Junge, das kann ich dir sagen.«
    »Mag sein«, gab Max zu. »Aber ich habe noch einen Trumpf im Ärmel.«
    Mr Kolschok schaute versonnen auf die zahnmedizinischen Werkzeuge, die allesamt aussahen wie Foltergeräte. »Ich höre«, sagte er.
    »Erst möchte ich Ihr Blatt sehen«, entgegnete Max mit einem kühnen Funkeln in den Augen.
    Der Mutant wollte ihm wieder die Nase zuhalten, aber Mr Kolschok gab ihm ein Zeichen zurückzutreten.
    »So ein schlauer, junger Mann hat eine Extrabehandlung verdient«, sagte er. »Und eigentlich gibt es auch gar keinen Grund, dich nicht in meine Karten gucken zu lassen, da du ausgespielt hast, Trumpf oder nicht.«
    Max lächelte ihn unschuldig an.
    »Na gut«, sagte Mr Kolschok. »Wie du dir wahrscheinlich denken kannst, interessiert mich dieser ganze Utopie-Käse vom alten Crimer nicht die Bohne. Eine friedliche Kolonisierung des Meeresbodens, das Errichten einer gerechten Gesellschaft, der Sieg über alle möglichen Krankheiten – über diesen Mumpitz kann ich nur lachen.«
    Um seiner Verachtung für den
Utopie-Käse
besonderen Nachdruck zu verleihen, kicherte er dann auch gleich los. Es klang besonders rattenhaft und gemein. Max hätte den Mutanten am liebsten gebeten, ihm die Ohren zuzuhalten.
    »Die Menschheit kann mit Gerechtigkeit und Frieden gar nichts anfangen, das ist meine Meinung«, fuhr Kolschok fort. »Was der Welt fehlt, ist ein starker Anführer, der allen zeigt, wo es langgeht.«
    »Einer wie Sie«, sagte Max.
    »Richtig, Junge! Einer wie ich! Nachdem ich hier unten die Macht übernommen habe, werde ich sie über die ganze Welt ausdehnen. Es wird keine Länder und Grenzen mehr geben, sondern nur noch ein gewaltiges Reich. Die Schwachen, Kranken und Dummen werden ausgemerzt, damit die Starken und Schönen triumphieren können.«
    »Das klingt sehr ehrgeizig«, bemerkte Max und überlegte, ob Mr Kolschok sich oft im Spiegel anschaute. »Aber wie wollen Sie das schaffen?«
    »Hier unten habe ich ja schon so gut wie das Sagen«, erklärte Mr Kolschok und fügte stolz hinzu: »Mrs Crimer und ich haben eine lückenlose Polizeiüberwachung auf die Beine gestellt und fast in jeden Haushalt eine Informationsquelle in Form der elektronischen Butler eingeschleust. Asoziale Elemente konnten wir ins Jammerviertel abschieben, dessen Bevölkerung wir durch ein ausgeklügeltes Steuersystem quasi zur Sklavenarbeit verdonnert haben. Und für die ganz harten Fälle haben wir unsere geheimen Einsatzkräfte in Form der Mutanten sowie diese wunderbare Zahnarztpraxis. Und das alles haben wir organisiert, ohne dass es nennenswerten Widerstand gegeben hätte. Denn der alte Crimer und seine Utopie-Spinner sind ja offiziell noch an der Macht. Zumindest bis zu den nächsten Wahlen. Aber da ich der Einzige bin, der ein hartes Vorgehen gegen die Unruhestifter garantieren kann, werde ich dann ganz sicher auch zum neuen Bürgermeister der Stadt ernannt werden.«
    »Sehr durchdacht«, lobte Max die Ausführungen seines Gegenübers. »Aber wie soll das mit der ganzen Welt klappen?«
    »Mit dem Leviathan-Projekt und der Altstain-Energie natürlich«, sagte Mr Kolschok. »Ihr wohnen Kräfte inne, von denen Trottel wie Crimer und seine Physiker nichts wissen. Einzig und allein Dr. Baldurixi hatte Kenntnisse über die Tragweite des gesamten Projekts. Er hatte gerade die Beschwörungsformeln der alten atlantischen Texttafeln mithilfe des Eucalypticons übersetzt, als leider … Aber du weißt ja wahrscheinlich, was verschwunden ist.«
    Mr Kolschok seufzte und fuhr mit dem Zeigefinger über die Zacken einer Knochensäge. »Nun ja«, sagte er dann mit einem Stirnrunzeln. »Ich

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