Das Grauen lauert in der Tiefe
muss zugeben, dass mir danach die Zügel etwas aus der Hand geglitten sind. Baldurixi bekam Schwierigkeiten mit der Kontrolle unseres Projekts, und Professor Hardenberg war kurz davor, mir auf die Schliche zu kommen. Deswegen habe ich zusammen mit der wunderbaren Mrs Crimer die Geschichte über die Unruhestifter erfunden, denen wir die Beseitigung von Hardenberg in die Schuhe schieben konnten. Auch ein paar weitere Bombenanschläge haben wir im Namen der Unruhestifter inszeniert. Dummerweise ist kurz danach tatsächlich ein Unruhestifter namens Mr Nin aufgetaucht, der uns seitdem das Leben schwermacht. Ich habe es zwar geschafft, Dr. Sayvers und Dr. Sinclair aus dem Verkehr zu ziehen. Und diesem Dr. Spencer, den der dämliche Crimer als Ersatz für Hardenberg angeheuert hat, haben meine Leute eine Bombe ins Gepäck geschmuggelt. Doch stattdessen ist ja dann deine Familie hier aufgetaucht, was mir zusätzliches Kopfzerbrechen bereitet hat. Baldurixi war übrigens stets davon überzeugt, dass die anderen Wissenschaftler ihn bestehlen. Gefunden haben wir bei denen bislang allerdings nichts.«
Mr Kolschok schüttelte betrübt den Kopf.
»Aber ich hatte schon immer ein gutes Gespür dafür, wer für meine Ziele wichtig ist und wer nicht.« Er hob die Säge und winkte den Mutanten wieder heran. »Deinen Eltern und deiner Schwester werde ich natürlich auch noch gehörig auf den Zahn fühlen«, fuhr er fort. »Doch eine innere Stimme sagt mir, dass du viel wichtiger bist. Deshalb werde ich dir jetzt eine kleine Kostprobe meines zahnmedizinischen Könnens geben, um dein schlaues Gehirn richtig in Schwung zu bringen. Und dann möchte ich eine Antwort auf die Frage, warum sich deine Eltern hier eingeschleust haben und was du und die anderen zwei in der Bibliothek von Professor Hardenberg zu suchen hattet, bevor ihr sie in Flammen habt aufgehen lassen. Mit anderen Worten: Was weißt du über die fehlende Seite?«
Der Mutant hielt Max wieder die Nase zu, doch der hatte vor Staunen sowieso schon den Mund geöffnet. Mr Kolschok wollte gerade mit dem Sägen beginnen, als auch er den Schatten bemerkte, der hinter ihm größer und größer geworden war. Der Mutant blickte irritiert nach oben und sah direkt in die Augen der schaurigen Gummirüstung, die durch einen Luftschacht in der Decke in den Raum gelangt war. Der Mutant wich zurück und kippte vor Entsetzen um.
Mr Kolschok machte offenbar zum ersten Mal Bekanntschaft mit der Angst und Schrecken verbreitenden Gummirüstung. Er starrte den Eindringling an, bis seine Augen zu tränen begannen und seine Ohren schlackerten. Schließlich rutschte er vom Stuhl, schlug sich heulend und zähneknirschend die Hände vors Gesicht und wurde ohnmächtig.
Nun steuerte das Monsterwesen auf Max zu, dem ebenfalls die Augen tränten, obwohl er die Lider fest verschlossen hielt. Dann, urplötzlich, spürte Max eine große Erleichterung und eine überschwängliche Freude. Er öffnete die Augen und die finstere Rüstung hatte jeden Schrecken verloren. Sie sah sogar eher ein wenig albern aus, vor allem, weil Henriettes Kopf auf einmal unter dem Helm zum Vorschein kam.
»Tolles Teil, dieser Psychonautenanzug«, sagte Henriette und fing an, Maxwells Fesseln zu lösen. »Ich hätte nie gedacht, dass man so einfach mit seinen Feinden fertigwerden kann.«
»Dann hat dich Hardenberg also zu seinem Helfer gemacht, nachdem er euch aus dem Meer gefischt hat?«, fragte Max.
Henriette nickte und machte ein beleidigtes Gesicht. »Ein bisschen mehr wundern könntest du dich schon«, sagte sie und brummte noch: »Möchte ja zu gern wissen, woher du bereits weißt, dass Professor Hardenberg in dem Psychonautenanzug steckt.« Und etwas lauter fügte sie hinzu: »Ach so, und nichts zu danken für die Rettung!«
»Danke, danke«, sagte Max nun ehrlich erleichtert. »Habt ihr die anderen auch schon befreit?«
Henriette schüttelte den Kopf. »Wir sind über das Dach gekommen«, erklärte sie. »Hardenberg hat eine Art Schlitten konstruiert, mit dem man an den Stahlträgern der Kuppel entlangfahren kann. Von dort hat er uns abgeseilt, direkt in den Belüftungsschacht hinein. Beethoven kennt sich hier ja eigentlich aus, aber leider hatte er bei seiner Flucht so gut nun doch wieder nicht aufgepasst. Der Schacht hat mehrere Abzweigungen, sodass wir uns trennen mussten. Und ich hatte das Glück, dich hier unten zu treffen.«
»Hat Beethoven auch so einen Psychonautenanzug bekommen?«, erkundigte sich Max.
»Nein,
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