Das Graveyard Buch
und er bekam eine Gänsehaut. Irgende t was war anders. »Was hast du gemacht?«, fragte er.
»Ich habe dir nur ein bisschen geholfen«, sagte sie. »Ich bin vielleicht tot, aber ich bin eine tote Hexe. Und wir vergessen nichts.«
»Aber –«
»Psst«, mahnte sie ihn. »Sie kommen wieder.«
Der Schlüssel klapperte im Schloss der Abstellka m mer. »So, Jungchen«, sagte eine Stimme, die Bod vo r her nicht deutlich gehört hatte. »Wir werden b e stimmt alle gute Freunde werden.« Tom Hustings machte die Tür auf und schaute verblüfft hinein. Er war ein großer, kräftiger Mann mit fuchsrotem Haar und einer roten Trinkernase. »Nanu, Abanazer, du hast doch gesagt, er ist hier drin?«
»Richtig«, sagte Böiger hinter ihm.
»Tja, ich kann aber kein Härchen von ihm entde c ken.«
Bolgers Gesicht erschien hinter dem roten Gesicht des anderen Mannes und er lugte in den Raum. »Verst e cken«, sagte er und starrte genau dahin, wo Bod stand, »verst e cken nützt gar nichts. Ich kann dich sehen. Komm raus.«
Beide Männer traten in die kleine Kammer, doch Bod stand stocksteif da und dachte an Mr Pennyworth’ Unte r richt. Er blieb mucksmäuschenstill und rührte sich nicht. Die Blicke der Männer glitten über ihn hinweg, ohne ihn zu sehen.
»Du wirst es noch bereuen, dass du nicht gleich rau s gekommen bist, als ich dich gerufen habe«, sagte Böiger und machte die Tür zu. »Du«, sagte er zu Tom Hustings , »du stellst dich vor die Tür, damit er nicht vorbeikann.« Dann suchte er im Raum herum, schaute hinter irgen d welche Sachen, bückte sich schwerfä l lig, um unter dem Schreibtisch nachzusehen. Er ging direkt an Bod vorbei und öffnete den Wandschrank. »Jetzt sehe ich dich«, bel l te er. »Raus da.«
Liza kicherte.
»Was war das?«, fragte Tom Hustings und wirbelte herum.
»Ich habe nichts gehört«, sagte Abanazer Böiger.
Liza kicherte wieder. Dann spitzte sie die Lippen und blies, erst klang es wie ein leises Pfeifen, dann hörte es sich an wie ein ferner Wind. Die Lampen in der kleinen Kammer flackerten und zischten, dann gingen sie aus.
»Scheißsicherungen«, fluchte Abanazer Böiger. »Komm, das ist Zeitverschwendung.«
Der Schlüssel drehte sich im Schloss und Liza und Bod waren wieder allein im Kabuff.
»Er ist entwischt«, sagte Abanazer Böiger. Bod hörte ihn jetzt durch die Tür. »In dem Kabuff kann er sich nicht versteckt haben. Sonst hätten wir ihn gesehen.«
»Das wird diesem Jack nicht gefallen.«
»Wer soll es ihm sagen?«
Schweigen.
»Du, Tom Hustings, wo ist eigentlich die Brosche hin?«
»Ach die? Hier. Ich passe gut darauf auf.«
»Du passt darauf auf? In deiner Tasche? Komische Vorstellung von aufpassen, wenn du mich fragst. Sieht eher so aus, als wolltest du damit abhauen, als wolltest du meine Brosche für dich behalten.«
»Deine Brosche, Abanazer? Deine Brosche? Unsere Brosche, meinst du wohl.«
»Unsere, so so. Ich kann mich nicht erinnern, dass du dabei gewesen wärst, als ich sie von dem Jungen b e kommen habe.«
»Von dem Jungen, auf den du nicht mal gescheit au f passen konntest für diesen Jack. Weißt du, was dieser Jack mit dir macht, wenn er erfährt, dass du den Jungen hattest, den er schon so lange sucht, und dass du ihn hast entwischen lassen?«
»Wahrscheinlich ist es gar nicht derselbe Junge. Da draußen laufen so viele rum. Es war schon ein ganz schöner Zufall, wenn es wirklich der wäre, den er sucht. Ich wette, er ist durch die Tür geschlüpft, als ich mich umgedreht habe.« Und Abanazer Böiger fuhr in weine r lichem Ton fort: »Mach du dir mal keine Sorgen wegen diesem Jack, Tom Hustings. Ich bin mir sicher, dass es ein anderer Junge war. Mein Gedächtnis spielt mir einen Streich. Und wir haben fast keinen Schlehenschnaps mehr. Wie wär’s mit e i nem guten Scotch? Ich habe noch eine Flasche in meinem Kabuff. Warte hier einen M o ment.«
Die Tür zum Hinterzimmer wurde wieder aufg e schlossen und Abanazer, das Gesicht noch sauertöpf i scher als sonst, ging mit einem Spazierstock und einer Tasche n lampe hinein.
»Falls du immer noch hier drin bist«, murmelte er bi s sig, »lass dir bloß nicht einfallen wegzulaufen. Ich habe die Polizei benachrichtigt, jawohl.« Er kramte in einer Schublade und holte erst die halb volle Whisk y flasche hervor und dann ein kleines dunkles Fläsc h chen. Er goss ein paar Tropfen aus dem Fläschchen in die Whiskyfl a sche und steckte es in seine Tasche. »Meine Brosche, meine ganz allein«,
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