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Das Graveyard Buch

Titel: Das Graveyard Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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dunkel geworden. Und es überraschte ihn nicht, einen ve r trauten Schatten unter den Straßenlaternen herangle i ten zu sehen. Bod blieb kurz stehen und sogleich tauchte aus nach t schwarzer sa m tiger Finsternis eine männliche Gestalt auf.
    Silas stand mit verschränkten Armen vor ihm. Ung e duldig trat er ein Stück vor.
    »Nun?«
    »Es tut mir leid, Silas«, sagte Bod.
    »Du enttäuschst mich, Bod«, sagte Silas kopfschü t telnd. »Seit ich aufgewacht bin, suche ich dich, ich witt e re Schwierigkeiten um dich herum. Du weißt doch, dass du nicht hinausdarfst, in die Welt der L e benden.«
    »Ich weiß, es tut mir leid.« Die Regentropfen rannen über das Gesicht des Jungen wie Tränen.
    »Zuerst einmal müssen wir dich wieder in Sicherheit bringen«, entschied Silas. Er nahm den Jungen in die Arme und hüllte ihn in seinen Umhang und Bod spürte, wie der Boden unter ihm wegsackte.
    »Silas«, sagte er.
    Silas antwortete nicht.
    »Ich hatte ziemliche Angst«, sagte er. »Aber ich wus s te auch, dass du mich retten kämst, wenn es gar zu schlimm würde. Und außerdem war Liza da. Sie hat mir sehr geho l fen.«
    »Liza?«, fragte Silas in scharfem Ton.
    »Die Hexe vom Schindanger.«
    »Und du sagst, sie hat dir geholfen?«
    »Ja, vor allem beim Unsichtbarwerden. Ich glaube, ich weiß jetzt, wie es geht.«
    Silas brummte. »Das kannst du mir alles erzählen, wenn wir daheim sind.« Und Bod blieb still, bis sie n e ben der Friedhofskapelle landeten. Sie traten in die K a pelle, während der Regen draußen immer heftiger in die Pfü t zen peitschte.
    Bod zog den Umschlag mit der schwarz umrandeten Karte heraus. »Äh«, stammelte er, »ich denke, das hier solltest du bekommen.«
    Silas warf einen Blick darauf. Dann öffnete er den Umschlag, nahm die Karte heraus, betrachtete sie kurz, drehte sie um und las Abanazer Bolgers winzige han d schriftliche Bleistiftnotiz, die erklärte, wie die Karte g e nau zu verwenden war.
    »Erzähl mir alles«, sagte Silas.
    Bod erzählte ihm alles über den Tag, woran er sich eri n nern konnte. Am Ende wiegte Silas nachdenklich den Kopf.
    »Bin ich in Gefahr?«, fragte Bod.
    »Nobody Owens«, sagte Silas, »du bist tatsächlich in Gefahr. Allerdings überlasse ich es deinen Eltern, welche Strafe sie für angebracht halten. Ich muss i n zwischen das hier beseitigen.«
    Die schwarz geränderte Karte glitt unter den Samtu m hang und schon war Silas verschwunden, wie üblich bei seinesgleichen.
    Bod zog sich die Jacke über den Kopf und rannte die glitschigen Pfade hinauf bis zum Frobisher-Grabmal. Er schob Ephraim Pettyfers Sarg zur Seite, schlüpfte durch die Öffnung und stieg immer tiefer und tiefer hinab.
    Dann legte er die Brosche wieder neben den Kelch und das Messer.
    »Bitte sehr«, sagte er. »Ganz blank poliert. Sieht hübsch aus.«
    ES KOMMT ZURÜCK, sagte der Sleer mit Genu g tuung in seiner rauchig schwebenden Stimme. ES KOMMT IMMER ZURÜCK.
     
    Es war eine lange Nacht gewesen.
    Bod ging schläfrig und ein bisschen zaghaft an dem kleinen Grab von Miss Liberty Roach mit ihrem wunde r baren Namen vorbei (Was sie ausgab, ist ve r loren, was sie schenkte, bleibt für immer bei ihr. Leser sei großz ü gig), dann an der letzten Ruhestätte von Harrison Wes t wood, dem Bäckermeister, und seinen Ehefrauen Marion und Joan, bis er die ungeweihte Erde am Ende des Frie d hofes erreichte. Mr und Mrs Owens waren mehrere Jah r hunderte vor der Zeit gestorben, als man sich darüber e i nigte, dass es falsch war, Kinder zu schlagen. Mr Owens hatte daher in dieser Nacht mit Bedauern das g e tan, was er als seine Pflicht ansah, und nun brannte Bods Hinte rn ganz fürch te r lich. Freilich hatte Mrs Owens’ kummervolle Miene Bod noch mehr geschmerzt, als Schläge es hätten tun kö n nen.
    Er kam bei dem Eisengitter an, das die ungeweihte E r de vom Rest des Friedhofs trennte, und schlüpfte hi n durch.
    »Hallo?«, rief er. Keine Antwort, auch kein zusätzl i cher Schatten in der Weißdornhecke. »Hoffentlich habe ich nicht auch dich in Schwierigkeiten g e bracht«, sagte er. Wieder nichts.
    Die Jeans hatte er wieder in den Geräteschuppen z u rückgebracht, da er sich in seinem grauen Laken wohler fühlte. Aber die Jacke hatte er behalten, weil er die T a schen mochte.
    Aus dem Geräteschuppen hatte er eine kleine Sichel mitgenommen, die dort an der Wand hing. Mit der Sichel ging er auf die Brennnesseln los, die auf der ungeweihten Erde wucherten. Er hieb so lange darauf ein, bis nur noch

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