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Das Graveyard Buch

Titel: Das Graveyard Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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ger, »ist der andere Jemand ein Junge.«
    »Jungs gibt es überall«, sagte Tom Hustings. »Treiben sich rum und kommen in Schwierigkeiten. Ich kann sie nicht ausstehen. Also, dieser Jemand sucht einen ganz bestimmten Jungen?«
    »Der Bursche hat das Alter. Und er ist angezogen – na, du wirst dann sehen, wie er angezogen ist. Und er hat das hier gefunden. Er könnte es sein.«
    »Und wenn er es ist?«
    Abanazer Böiger nahm die Karte und führte sie wie eine Klinge über seine Kehle.
    »Aber schau, wenn wir diesen Jack holen, verlieren wir den Jungen. Und wenn wir den Jungen verlieren, verli e ren wir den Schatz«, sagte Tom Hustings nachden k lich.
    Und so drehten und wendeten die beiden Männer die Frage hin und her, ob sie lieber den Jungen ausli e fern oder ob sie den Schatz heben sollten, der in ihrer Vorste l lung zu einer gewaltigen Höhle voller Kostbarkeiten a n gewachsen war. Und während sie bera t schlagten, holte Abanazer eine Flasche Schlehenschnaps unter dem L a dentisch hervor und schenkte beiden einen großzügen Schluck ein, um »dem Den k prozess nachzuhelfen«.
    Liza hatte bald genug von ihrer Diskussion, die hin und her ging und sich im Kreis drehte wie ein Karu s sell und die zu nichts führte. Sie ging in das Kabuff zurück, wo Bod mitten im Raum stand, die Augen geschlossen, die Fäuste geballt, das Gesicht verzerrt, als hätte er Zah n schmerzen, und fast dunkelrot vom Luftanhalten.
    »Was machst du denn da?«, fragte sie ungerührt.
    Er öffnete die Augen und entspannte sich. »Ich vers u che, mich unsichtbar zu machen.«
    Liza rümpfte die Nase. »Probier’s noch mal.«
    Er versuchte es wieder und hielt die Luft diesmal s o gar noch länger an.
    »Hör auf«, befahl ihm Liza, »sonst platzt du noch.«
    Bod holte tief Luft und seufzte. »Es klappt einfach nicht«, sagte er. »Vielleicht könnte ich ihn mit einem Stein niederschlagen und abhauen.« Aber es gab ke i nen Stein, deshalb nahm er einen Briefbeschwerer aus bu n tem Glas, wog ihn in der Hand und fragte sich, ob er ihn kraftvoll genug werfen könnte, um Abanazer Böiger au f zuhalten.
    »Da draußen sind jetzt aber zwei Typen«, sagte Liza. »Wenn dich der eine nicht kriegt, kriegt dich der andere. Sie wollen, dass du ihnen den Platz zeigst, wo du die Brosche gefunden hast. Dann wollen sie das ganze Grab freilegen und den Schatz heben.« Von der anderen Di s kussion, die sie geführt hatten, erzählte sie nichts und auch nichts von der schwarz gerände r ten Karte. Sie schüttelte den Kopf. »Wie konntest du nur so was Du m mes tun. Du weißt doch, dass es verboten ist, den Frie d hof zu verlassen. Das konnte ja nicht gut gehen.«
    Bod kam sich sehr unbedeutend vor und sehr dumm. »Ich wollte dir einen Grabstein beschaffen«, sagte er kleinlaut. »Und ich dachte, das kostet mehr, deshalb wol l te ich ihm die Brosche verkaufen, damit ich dir einen kaufen kann.«
    Einen Augenblick lang sagte Liza gar nichts.
    »Bis du mir böse?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das ist das erste Mal in fünfhundert Jahren, dass jemand etwas Nettes für mich tut«, sagte sie mit einem koboldhaften Lächeln. »Warum sollte ich dir böse sein?« Und dann sagte sie: »Was tust du, wenn du dich unsichtbar machen willst?«
    »Ich tue genau das, was Mr Pennyworth mir gesagt hat. ›Ich bin eine leere Gasse. Ich bin ein offener Durc h gang. Ich bin nichts. Augen sehen mich nicht. Blicke gle i ten über mich hinweg.‹ Aber es klappt nie. «
    » Ja, weil du zu den Lebenden gehörst«, sagte Liza und schniefte. »Es gibt Sachen, die bei uns Toten funktioni e ren. Aber bei euch eben nie. Wir müssen ja sogar darum kämpfen, überhaupt bemerkt zu we r den.«
    Sie verschränkte die Arme und wiegte sich hin und her, als ob sie angestrengt über etwas nachdächte. Dann sagte sie: »Wegen mir bist du da hineingeraten … Komm mal her, Nobody Owens.«
    Er trat in dem winzigen Raum einen Schritt näher und sie legte ihm ihre kalte Hand auf die Stirn . Es fühlte sich an wie ein feuchtes Seidentuch.
    »Vielleicht kann ich jetzt auch einmal etwas Gutes für dich tun.«
    Und sie begann vor sich hin zu murmeln, gesta m melte Worte, die Bod nicht verstehen konnte. Dann sagte sie laut und deutlich:
     
    Sei Staub, sei Wind, sei Traum, sei Nacht,
    Sei alles, was unsichtbar macht,
    Lern schleichen, schlüpfen, schweben,
    Über, unter, zwischen, neben.
     
    Etwas Mächtiges berührte ihn, strich über ihn hinweg von Kopf bis Fuß und er erschauderte. Seine Haare kni s terten

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