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Das Graveyard Buch

Titel: Das Graveyard Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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wurden. Mir schreibt keiner vor, was ich tun soll und wohin ich gehen soll.« Sie warf einen funkelnden Blick auf die Tür. »Ich mag diesen Typ nicht«, sagte sie. »Ich schau mal nach, was er treibt.«
    Ein Flimmern und Bod war wieder allein im Zi m mer. Er hörte entferntes Donnergrollen.
    Abanazer Böiger blickte misstrauisch auf. Ihm war, als beobachte ihn jemand im Dunkel seines vollgestop f ten Trödelladens. Dann sagte er sich, dass das albern war, schließlich war der Junge im Hinterzimmer eing e sperrt und die Ladentür war verriegelt. Wie ein Archä o loge bei einer Grabung rieb er behutsam die Metallfa s sung um den Schlangenstein blank. Allmählich ve r schwand das Schwarz und schimmerndes Silber kam zum Vorschein.
    Er bereute schon, Tom Hustings herbestellt zu h a ben, obwohl der sich bestens darauf verstand, and e ren einen Schreck einzujagen. Er bedauerte auch schon, dass er die Brosche überhaupt verkaufen musste, wenn es so weit war. Je schöner sie in dem schwachen Licht auf seinem Ladentisch schimmerte, desto mehr wünschte er sich, dass sie ihm gehörte, ihm ganz allein.
    Da wo die Brosche herkam, musste auf jeden Fall noch mehr zu holen sein. Der Junge würde es ihm schon noch sagen und der Junge würde ihn auch dorthin führen.
    Der Junge …
    Ihm war plötzlich etwas eingefallen. Widerstrebend legte er die Brosche zur Seite und holte aus einer Schu b lade eine blecherne Keksdose voller Brie f umschläge, Karten und Zettel.
    Er zog er eine Karte heraus, kaum größer als eine Vis i tenkarte und mit einem schwarzen Rand. Auf der Karte stand weder Name noch Adresse, nur ein Vo r name war in einer blassen braunen Tinte daraufg e schrieben: Jack.
    Auf der Rückseite hatte Abanazer Böiger mit Ble i stift in seiner kleinen, gestochen klaren Schrift ein paar N o tizen gemacht, obwohl er sicherlich nicht vergessen hä t te, was es mit dieser Karte auf sich hatte, wie man damit den Mann namens Jack herzitieren konnte. Nein, nicht herz i tieren. Einladen. Leute wie Jack zitierte man nicht her.
    Es klopfte an der Ladentür.
    Böiger warf die Karte auf den Ladentisch, ging zur Tür und schaute in den verregneten Nachmittag hi n aus.
    »Mach schon«, rief Tom Hustings, »es ist mies hier draußen. Trostlos. Bin schon ganz durchgeweicht.«
    Böiger schob den Riegel weg und Tom Hustings stür z te im Regenmantel und mit triefenden Haaren in den L a den. »Was gibt es denn so Wichtiges, dass du es mir nicht am Telefon sagen kannst?«
    »Unser Vermögen«, sagte Abanazer Böiger mit seiner sauertöpfischen Miene. »Das gibt es.«
    Hustings legte den Regenmantel ab und hängte ihn i n nen an die Ladentür. »Was ist es denn? Ist irgendwas G u tes von einem Laster gefallen?«
    »Schätze«, sagte Abanazer Böiger. »Zwei Arten.« Er führte seinen Freund hinüber zum Ladentisch und zeigte ihm im Lampenschein die geheimnisvolle Br o sche.
    »Sie ist alt, oder?«
    »Aus heidnischer Zeit«, antwortete Abanazer. »Noch früher. Aus der Zeit der Druiden. Jedenfalls bevor die Römer ins Land kamen. Man nennt so e t was einen Schlangenstein. Kenn ich aus dem Mus e um. Aber so ein fein gearbeitetes Stück hab ich noch nie gesehen.
    Muss einem König gehört haben. Der Bursche, der es gefunden hat, sagt, es stammt aus ’nem Grab. Schätze, ein Hünengrab, wo noch mehr davon ru m liegt.«
    »Dann würd es sich ja lohnen, ganz legal vorzug e hen«, warf Hustings ein. »Man könnte es als Schatzfund ausg e ben. Dann müsste man uns den üblichen Marktwert za h len und außerdem könnten wir darauf bestehen, dass der Fund unseren Namen bekommt. Das Hustings-Bolger-Legat .«
    »Bolger-Hustings«, sagte Abanazer mechanisch. »Ich kenne ein paar Leute, die richtig viel Geld haben und die mehr als den Marktwert dafür zahlen wü r den, wenn sie das Stück in der Hand halten könnten wie du« – Tom Hustings betastete die Brosche und strich liebevoll da r über, als würde er ein Kätzchen streicheln. »Und ohne lästige Fragen zu stellen.« Er streckte die Hand aus und Tom Hustings gab ihm die Brosche widerstrebend z u rück.
    »Du hast von zwei Arten von Schatz gesprochen«, sagte Hustings. »Was ist der zweite?«
    Abanazer Böiger nahm die schwarz umrandete Karte in die Hand und hielt sie seinem Freund hin: »Weißt du, was das ist?«
    Sein Freund schüttelte den Kopf.
    Abanazer legte die Karte wieder auf die Ladentisch. »Jemand sucht einen anderen Jemand.«
    »Und?«
    »Wie ich es verstanden habe«, sagte Abanazer Bö i

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