Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Graveyard Buch

Titel: Das Graveyard Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
Vom Netzwerk:
murmelte er, dann ließ er ein belle n des »Komme schon, Tom« fo l gen.
    Er schaute sich noch einmal um in dem dunklen Raum, starrte durch Bod hindurch, dann verließ er, die Whiskyflasche vor sich hertragend, die Abstel l kammer und schloss die Tür hinter sich wieder ab.
    »Bitte schön«, drang Abanazer Bolgers Stimme durch die Tür. »Gib mir mal dein Glas, Tom. Gutes Tröp f chen, dieser Scotch, da sprießen dir die Haare auf der Brust.«
    Tom trank einen Schluck. Schweigen. »Billiger F u sel. Trinkst du denn nicht?«
    »Mir steckt der Schlehenschnaps noch in den Eing e weiden. Mein Magen muss sich erst beruhigen …« Dann sagte er: »Also, Tom, was hast du mit meiner Brosche gemacht?«
    » Deine Brosche ist das also? Brr – was hast du … du hast mir was ins Glas getan, du kleine Ratte!«
    »Und wenn? Ich habe dir genau angesehen, was du vorhast, Tom Hustings, du Dieb!«
    Darauf gab es Geschrei und Lärm, es krachte ein paa r mal, so als ob Möbel umgefallen wären …
    … dann war wieder Stille.
    »Jetzt aber schnell«, mahnte Liza. »Schnell raus hier.«
    »Aber die Tür ist abgeschlossen.« Bod schaute sie fr a gend an. »Kannst du irgendetwas tun?«
    »Ich? Ich kenne keinen Zauber, der uns aus einem ve r schlossenen Raum hinausbringt.«
    Bod bückte sich und schaute durch das Schlüsse l loch. Der Schlüssel steckte. Bod überlegte kurz, dann lächelte er plötzlich und sein Gesicht erhellte sich, als würde es angestrahlt. Er zog ein zerknittertes Blatt Zeitungspapier aus einem Stapel Altpapier, strich es glatt, so gut es ging, und schob es so weit unter der Tür hindurch, dass auf seiner Seite nur noch eine E c ke herausschaute.
    »Was soll das werden?«, fragte Liza ungeduldig.
    »Ich brauche so was wie einen Bleistift, nur dünner …«, sagte er. »Genau, das ist es.« Er nahm einen dünnen Pi n sel vom Schreibtisch und schob ihn umg e kehrt in das Schlüsselloch, stocherte ein wenig herum und drückte.
    Mit einem leisen Klirren fiel der Schlüssel auf das Blatt Zeitungspapier. Bod zog das Papier unter der Tür wieder auf seine Seite, diesmal mit dem Schlüssel da r auf.
    Liza lachte hell auf. »Das ist schlau, mein Junge«, sa g te sie.
    Bod steckte den Schlüssel wieder ins Schloss, drehte ihn herum und stieß die Tür auf.
    Vor ihm lagen zwei Männer auf dem Boden, mitten in dem vollgestellten Laden. Tatsächlich waren auch Möbel zu Bruch gegangen. Überall lagen zerbrochene Stühle und Uhren und mittendrin Tom Hustings’ mächtiger Leib, der auf die schmächtigere Gestalt von Abanazer Böiger gefallen war. Keiner von beiden rührte sich.
    »Sind sie tot?«, fragte Bod.
    »Schön wär’s«, sagte Liza.
    Auf dem Boden neben den Männern lag die silbern schimmernde Brosche; ein dunkelrot funkelnder Stein, eingefasst von Krallen und Schlangenköpfen, und auf den Schlangenköpfen lag ein Ausdruck von Triumph, Habgier und Genugtuung.
    Bod ließ die Brosche in die weite Tasche seiner Joppe gleiten, wo sich schon der gläserne Briefb e schwerer, der Pinsel und ein Farbtöpfchen befanden.
    »Nimm das auch noch mit«, sagte Liza.
    Bod schaute auf die schwarz geränderte Karte mit dem handgeschriebenen Namen »Jack« darauf. Sie war ihm nicht geheuer. Sie hatte irgendetwas Ve r trautes, sie rief irgendetwas in ihm wach, eine alte Erinnerung, etwas Gefährliches. »Ich will sie nicht.«
    »Du darfst sie nicht hier bei ihnen lassen«, sagte Liza. »Sie wollten sie benutzen, um dir etwas anz u tun.«
    »Ich will sie nicht«, sagte Bod wieder. »Sie ist böse. Verbrenn sie.«
    »Nein!«, keuchte Liza. »Bloß nicht. Das darfst du nicht.«
    »Dann gebe ich sie Silas«, sagte Bod. Und er steckte die Karte in einen Umschlag, damit er so wenig wie möglich damit in Berührung kam, und schob den U m schlag in die Innentasche seiner Gärtnerjoppe, genau über se i nem Herzen.
    Dreihundertfünfzig Kilometer entfernt erwachte der Mann namens Jack aus dem Schlaf und schnü f felte. Er ging nach unten.
    »Was hast du denn?«, fragte ihn die Großmutter, die in einem großen eisernen Kessel auf dem Herd rührte.
    »Was ist in dich gefahren?«
    »Weiß nicht«, antwortete er. »Irgendetwas geht da vor. Etwas … Interessantes.« Dann leckte er si c h die Li p pen und sagte: »Riecht gut, sehr gut.«
     
    Ein Blitz erhellte die gepflasterte Straße.
    Im Regen eilte Bod durch die Altstadt immer den H ü gel hinauf in Richtung Friedhof. Während er in Abanazer Bo l gers Kabuff gesessen hatte, war der graue Tag früh

Weitere Kostenlose Bücher