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Das Graveyard Buch

Titel: Das Graveyard Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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meiste Zeit war sein Gesicht unergründlich, nun war es ein Buch, das in einer längst vergessenen Sprache geschrieben war, in einem ungeahnten A l phabet. Silas wand die Schatten um sich wie ein L a ken und starrte auf den Weg, den der Junge genommen hatte, doch er mac h te keine Anstalten, ihm zu folgen.
     
    Nick Farthing schlief in seinem Bett und träumte von Piraten auf dem sonnenbeschienenen blauen Meer. Bis plötzlich alles schiefging. Eben war er noch der Kapitän seines Piratenschiffes – ein schönes Leben mit einer Mannschaft aus folgsamen Elfjährigen, ausgenommen die Mädchen, die ein, zwei Jahre älter waren als Nick und in ihren Piratenkostümen ausgesprochen hübsch aussahen – und im nächsten Augenblick war er plöt z lich allein an Deck und ein mächt i ges schwarzes Schiff, groß wie ein Öltanker, mit ze r schlissenen Segeln und einem Totenkopf als Galion s figur, schoss durch den Sturm auf ihn zu.
    Dann, wie es in Träumen eben so geht, stand er auf dem schwarzen Deck des anderen Schiffes und j e mand schaute auf ihn herab.
    »Du hast also keine Angst vor mir«, sagte der andere über ihm.
    Nick blickte hoch. Er hatte schreckliche Angst in se i nem Traum, Angst vor dem Mann mit dem Tote n gesicht und in Piratenmontur, die Hand am Heft seines Enterme s sers.
    »Hältst du dich etwa für einen Piraten, Nick?«, fragte der Kidnapper und etwas an dem anderen kam ihm plöt z lich bekannt vor.
    »Du bist dieser Junge«, sa gte Nick. »Bob Owens.«
    »Ich«, sagte der andere, »ich bin Nobody. «
    »Und du musst dich ändern. Ein neues Leben anfa n gen. Dich be s sern. Sonst wird es ein schlimmes Ende nehmen mit dir.«
    »Wie – schlimm?«
    »In deinem Kopf«, sagte der Piratenkönig, der jetzt einfach nur noch der Junge aus seiner Klasse war, und sie standen in der Eingangshalle der Schule, nicht mehr auf dem Piratenschiff, wiewohl der Sturm noch nicht nac h gelassen hatte und der Fußboden schwankte wie ein Schiff bei schwerer See.
    »Das ist ein Traum«, sagte Nick.
    »Natürlich ist es ein Traum«, sagte der andere Junge. »Ich müsste ja eine Art Ungeheuer sein, wenn ich das auch im wirklichen Leben könnte.«
    »Was kannst du mir im Traum schon tun?«, fragte Nick. Er lächelte. »Ich habe keine Angst vor dir. Ich habe dich immerhin mit meinem Bleistift in den Han d rücken gestochen.« Er zeigte auf Bods Hand, auf die schwarze Druckstelle, die der Bleistift hinterlassen ha t te.
    »Ich hatte gehofft, es würde nicht so weit kommen«, sagte der andere Junge. Er legte den Kopf schief, als la u sche er auf etwas. »Sie haben Hunger«, sagte er.
    »Wer?«, fragte Nick.
    »Die Dinger im Keller. Oder unter Deck. Kommt drauf an, ob das eine Schule ist oder ein Schiff.«
    Nick spürte Panik in sich aufsteigen. »Das sind doch nicht etwa … Spinnen, oder?«
    »Schon möglich«, sagte der andere. »Das wirst du gleich erfahren.«
    Nick schüttelte den Kopf.
    »Nein«, sagte er, » bitte nicht.«
    »Also, das liegt ganz bei dir. Ändere dein Verhalten oder du wirst den Keller besichtigen.«
    Das Geräusch wurde lauter, ein krabbelndes und sch a bendes Geräusch. Nick hatte keine Vorstellung, was es war, aber er war sich absolut und vollkommen sicher, dass es, was immer es auch sein mochte, das Schlimmste war, was er jemals erlebt hatte oder j e mals erleben würde …
    Er wachte schreiend auf.
     
    Bod hörte den Schrei, einen Schrei des Entsetzens, und fühlte die Befriedigung über eine gut gemachte Arbeit. Er stand, das Gesicht feucht vom dichten nächtlichen Nebel, auf dem Bürgersteig vor Nick Farthings Haus. Er war aufgekratzt und auch erschöpft; er hatte das Trau m wa n deln noch nicht ganz im Griff und er war sich nur allzu bewusst, dass in diesem Traum nichts war außer ihm und Nick und dass es nur ein Geräusch war, das Nick solche Angst gemacht hatte.
    Und doch war Bod zufrieden. Nick würde es sich gut überlegen, bevor er wieder kleinere Kinder quä l te.
    Und jetzt?
    Bod steckte die Hände in die Hosentaschen und ging los, ohne zu wissen, wohin. Er würde die Schule verla s sen, so wie er den Friedhof verlassen hatte. Er würde i r gendwohin gehen, wo ihn keiner kannte, sich in eine Bi b liothek setzen und den ganzen Tag Bücher lesen und den Menschen zuhören, wie sie atmeten. Er fragte sich, ob es auf dieser Erde noch unbewohnte Inseln gab so wie die, vor der Robinson Crusoe Schiffbruch erlitten hatte. Er könnte einfach loszi e hen und auf so einer Insel leben.
    Bod schaute nicht

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