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Das Graveyard Buch

Titel: Das Graveyard Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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grell erleuchtete Gesicht des z u sammengesunkenen Körpers und begann wild und ve r zweifelt gegen die Scheibe zu trommeln.
    Der größere Polizist kam zum Auto zurück.
    »Was ist los?«, fragte er gereizt.
    »Sie haben meinen – meinen Vater angefahren«, sagte Bod.
    »Du machst Witze.«
    »Er sieht aber so aus«, sagte Bod. »Darf ich ihn mir aus der Nähe anschauen?«
    Der Beamte ließ die Schultern fallen. »He, Simon, der Junge sagt, das ist sein Vater.«
    »Mach keine Scheißwitze.«
    »Ich glaube, er meint es ernst .« Der größere Beamte öffnete die Wagentür und Bod stieg aus.
    Silas lag ausgestreckt auf dem Rücken da, wo das A u to ihn überfahren hatte. Er lag da wie tot.
    Bods Augen brannten.
    »Papa?«, sagte er vorsichtig. Dann sagte er: »Ihr habt ihn umgebracht!« Das war nicht gelogen, sagte er sich, jedenfalls nicht wirklich.
    »Ich habe schon einen Krankenwagen gerufen«, sagte Simon, der Polizist mit dem rötlichen Schnur r bart.
    »Es war ein Unfall«, sagte der andere.
    Bod kauerte sich neben Silas nieder, nahm die kalte Hand seines Vormunds in seine Hände und drückte sie. Wenn tatsächlich schon ein Rettungswagen u n terwegs war, war nicht mehr viel Zeit. »Das war’s dann wohl mit Ihrer Karriere bei der Polizei«, sagte er.
    »Es war ein Unfall, das hast du doch gesehen.«
    »Er ist einfach auf die Straße –«
    »Was ich gesehen habe«, sagte Bod, »ist, dass Sie I h rer Nichte einen Gefallen tun und einem Jungen, mit dem sie Streit hat, einen tüchtigen Schreck einj a gen wollten. Also haben Sie mich ohne irgendeine B e fugnis verhaftet, und als dann mein Vater auf die Straße gelaufen kam, weil er Sie aufhalten wollte oder weil er wissen wollte, was los war, da haben Sie ihn absichtlich überfahren.«
    »Es war ein Unfall«, wiederholte Simon.
    »Du hattest in der Schule Streit mit Mo?«, fragte Mos Onkel, doch es klang nicht überzeugend.
    »Wir sind beide in der 8b in der Altstadtschule«, sagte Bod. »Und Sie haben meinen Vater umg e bracht.«
    Weit entfernt hörte man eine Sirene heulen.
    »Simon«, sagte der größere Beamte, »wir müssen über die Sache sprechen.«
    Sie gingen auf die andere Seite des Wagens und ließen Bod allein im Dunkeln mit dem am Boden liegenden S i las. Bod hörte, wie die beiden Polizisten hitzig miteina n der redeten. »Deine Nichte, dieses kleine Luder!« kam vor oder »Und hättest du deine Augen auf der Straße g e habt!«.
    »Jetzt schauen sie nicht her«, flüsterte Bod. »Jetzt!« Und er machte sich unsichtbar.
    Ein tiefschwarzer Schatten wirbelte auf und der Kö r per vom Boden stand jetzt neben ihm.
    »Ich bring dich heim«, sagte Silas. »Leg deine Arme um meinen Hals.«
    Bod tat es und hielt sich gut an seinem Vormund fest und gemeinsam sausten sie durch die Nacht hin zum Friedhof.
    »Es tut mir leid«, sagte Bod.
    »Mir tut es auch leid«, sagte Silas.
    »Hat es wehgetan«, fragte Bod, »dich so von dem A u to anfahren zu lassen?«
    »Ja«, sagte Silas. »Du solltest deiner kleinen Hexe n freundin danken. Sie hat mich aufgespürt und mir e r zählt, dass du in der Klemme steckst und was für eine Klemme das ist.«
    Sie landeten auf dem Friedhof. Bod betrachtete sein Zuhause, als ob er es zum ersten Mal sähe. »Was heute Nacht passiert ist, war dumm. Ich habe einiges aufs Spiel gesetzt«, sagte er.
    »Ja. Mehr, als du ahnst, Nobody Owens.«
    »Du hattest recht«, gab Bod zu. »Ich gehe nicht z u rück. Nicht in diese Schule und nicht so.«
     
    Maureen Quilling hatte die schlimmste Woche ihres L e bens durchgemacht. Nick Farthing redete nicht mehr mit ihr; ihr Onkel Tarn hatte sie wegen der S a che mit dem jungen Owens ausgeschimpft und ihr dann eingeschärft, niemandem auch nur ein Ste r benswörtchen über jenen Abend zu sagen, weil er sonst seinen Job verlieren kön n te, und wenn das pa s sieren sollte, dann wollte er lieber nicht in ihrer Haut stecken. Ihre Eltern waren wütend auf sie. Sie fühlte sich von der ganzen Welt verraten. Sogar die Sieb t klässler hatten keine Angst mehr vor ihr. Es war scheußlich. Sie wollte, dass dieser Owens, dem sie für alles die Schuld gab, was ihr seither zugestoßen war, sich auf dem Boden krümmte und elend zugrunde ging. Wenn er glaubte, dass Verhaftetwerden schon so schlimm war … Und dann brütete sie in ihrem Kopf raffinierte und tück i sche Rachepläne aus. Es war das Einzige, was dazu be i trug, dass sie sich etwas besser fühlte, wenn es auch nicht wirklich half.
    Wenn es eine Arbeit

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