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Das Graveyard Buch

Titel: Das Graveyard Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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du schon einmal heimgesucht worden, Maureen Quilling? Hast du schon einmal in den Spiegel geschaut und dich gefragt, ob die Augen, die dich aus dem Spiegel anschauen, auch wirklich de i ne Augen sind? Oder du sitzt in einem leeren Zimmer und hast das Gefühl, dass du doch nicht a l lein bist. Ist nicht angenehm.«
    »Willst du mich mit deinem Spuk verfolgen?« Mos Stimme zitterte.
    Bod sagte kein Wort. Er schaute sie einfach nur an. Am anderen Ende des Saales gab es einen dumpfen Krach. Ihre Schultasche war vom Stuhl auf den B o den gefallen, und als sie sich wieder umdrehte, war sie allein im Saal. Zumindest sah sie niemanden, der mit ihr im Raum wäre.
    Der Heimweg würde sehr lang und sehr düster sein.
     
    Der Junge und sein Vormund standen oben auf dem H ü gel und schauten auf die Lichter der Stadt hinu n ter.
    »Tut es noch weh?«, fragte der Junge.
    »Ein bisschen«, sagte sein Vormund. »Aber ich heile schnell. Bald bin ich wieder wie vorher.«
    »Hätte es dich töten können, direkt vor ein Auto zu laufen?«
    Sein Vormund schüttelte den Kopf. »Zwar können auch Wesen wie ich getötet werden, aber nicht durch ein Auto. Ich bin sehr alt und sehr zäh.«
    »Es war falsch, oder?«, sagte Bod. »Ich habe mir vo r gestellt, ich könnte es tun, ohne dass jemand etwas b e merkt. Und dann bin ich mit den anderen in der Schule aneinandergeraten; den Rest kennst du – die Polizei und das alles. Ich war selbstsüchtig.«
    Silas hob die Augenbrauen. »Du warst nicht selbs t süchtig. Du willst unter deinesgleichen sein. Das ist ganz verständlich. Aber es ist ziemlich hart da dra u ßen in der Welt der Lebenden und wir können dich da draußen nicht so leicht beschützen. Ich wollte, dass du vollko m men sicher bist, aber für deinesgleichen gibt es nur einen vol l kommen sicheren Ort und den wirst du erst erreichen, wenn du alle deine Abenteuer bestanden hast und sie ke i ne Bedeutung mehr h a ben.«
    Bod fuhr mit der Hand über den Grabstein von Th o mas R. Stout (1817-1851. Alle, die ihn kannten, vermi s sen ihn sehr ) und spürte, wie das Moos unter seinen Fingern ze r bröselte.
    »Er ist immer noch da draußen«, sagte Bod. »Der Mann, der meine erste Familie umgebracht hat. Ich muss noch mehr über die Menschen lernen. Wirst du mich da r an hindern, den Friedhof zu verlassen?«
    »Nein. Das war ein Fehler. Ein Fehler, aus dem wir beide gelernt haben.«
    »Was dann?«
    »Wir müssen tun, was wir können, um dein Interesse an Geschichten, an Büchern und an der Welt zu befried i gen. Schließlich gibt es Bibliotheken. Und a n dere Wege. Und es gibt viele Situationen, wo andere Lebende um dich herum sind, wie im Theater oder im Kino.«
    »Was ist das? Ist das wie Fußball? Es hat mir Spaß gemacht, in der Schule den anderen beim Fußbal l spielen zuzuschauen.«
    »Fußball. Hm. Das ist ein bisschen zu früh am Tag für mich«, sagte Silas. »Aber Miss Lupescu könnte dich zu einem Fußballspiel mitnehmen, wenn sie das nächste Mal kommt.«
    »Das wäre toll«, sagte Bod.
    Beide stiegen wieder den Hügel hinab. »Wir haben in den letzten Wochen zu viele Spuren hinterlassen«, sagte Silas. »Sie sind immer noch hinter dir her, weißt du.«
    »Das hast du vorhin schon gesagt«, stellte Bod fest.
    »Woher weißt du das? Und wer sind diese Leute? Und was wollen sie?«
    Doch Silas schüttelte nur den Kopf und ließ sich nichts mehr entlocken. Und damit musste Bod sich vo r erst z u friedengeben.

Kapitel sieben

Jeder von uns Jacks
     
    Silas war in den vergangenen Monaten sehr beschä f tigt gewesen. Anfangs verließ er den Friedhof für T a ge, dann für mehrere Wochen hintereinander. Über Weihnachten vertrat ihn Miss Lupescu für drei W o chen. In dieser Zeit ging Bod zu ihr in die kleine Altstadtwohnung, wo sie z u sammen aßen. Einmal nahm sie ihn sogar zu einem Fu ß ballspiel mit, wie Silas versprochen hatte, doch dann mus s te sie zurück an einen Ort, den sie »Das alte Land« nannte. Zum Abschied kniff sie Bod in die Wange und nannte ihn Nimini , was ihr Kosename für ihn geworden war.
    Nun waren Silas und auch Miss Lupescu fort. Mr und Mrs Owens saßen in Josiah Worthingtons Gruft und sprachen mit Josiah Worthington. Keiner von ihnen war froher Stimmung.
    »Wollen Sie damit sagen«, sagte Josiah Worthin g ton, »dass er Ihnen nicht erzählt hat, wo er hingehen wollte und wer sich um das Kind kümmern soll?«
    Als die Owens den Kopf schüttelten, sagte Josiah Worthington nur: »Aber wo ist er?«
    Keiner

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