Das Graveyard Buch
war Scarlett: »Mr Frost, da klopft jemand an der Hau s tür. Soll ich aufmachen?«
Jack schaute nur einen Augenblick lang weg, aber Bod wusste, dass er diese Gelegenheit nutzen musste, und er machte sich unsichtbar, so vollständig und so vollko m men, wie er konnte. Der Mann namens Jack richtete se i nen Blick wieder auf die Stelle, wo Bod gerade eben noch g e wesen war, dann schaute er sich im ganzen Zimmer um, das G e sicht verzerrt vor Verwirrung und Wut. Er machte noch e i nen Schritt weiter in den Raum hinein und schwenkte den Kopf hin und her wie ein alter Tiger, der Beute wi t tert.
»Du bist hier irgendwo«, knurrte der Mann namens Jack. »Ich kann dich riechen!«
Da fiel hinter ihm die Tür zum Dachzimmer zu und als er sich umdrehte, hörte er den Schlüssel im Schloss.
Jack hob die Stimme. »Das bringt dir ein paar Seku n den, Junge, aber das wird mich nicht aufhalten«, rief er durch die verschlossene Tür. »Wir haben noch eine S a che zu erledigen, du und ich!«
Bod stürzte die Treppe hinunter, stieß an die Wände und wäre in seiner Hast, hinunter zu Scarlett zu g e langen, beinahe der Länge nach hingefallen.
»Scarlett!«, rief er, als er sie sah. »Er ist es! Schnell weg hier!«
»Wer? Wovon redest du?«
»Na er, Frost. Er ist Jack. Er hat versucht, mich umz u bringen!«
Von oben ein Knall, als Jack gegen die Tür trat.
»Aber –« Scarlett versuchte zu erfassen, was sie ger a de gehört hatte. »Aber er ist so nett.«
»Nein«, widersprach Bod, packte sie an der Hand und zog sie die Treppe hinunter in den Flur. »Ist er nicht.« Scarlett riss die Haustür auf.
»Ah, guten Abend, mein Fräulein«, grüßte der Herr vor der Tür und blickte auf sie herunter. »Wir suchen Mr Frost. Ich glaube, er ist hier irgendwo aus der Gegend.« Er hatte silbergraue Haare und roch nach Kölnischwa s ser.
»Sind Sie Freunde von ihm?«, fragte Scarlett.
»Ja, genau«, sagte ein kleinerer Mann gleich hinter dem ersten. Er hatte ein schmales schwarzes Oberlippe n bärtchen und trug als Einziger einen Hut.
»Gewiss doch«, sagte ein dritter, ein riesengroßer jü n gerer, nordisch aussehender Mann mit blonden Haaren.
»Jeder von uns Jacks«, sagte der letzte Mann, ein b e leibter, bulliger Kerl mit einem Stiernacken und gebräu n ter Haut.
»Äh. Mr Frost. Der musste weg«, sagte sie.
»Aber sein Auto steht noch da«, sagte der Mann mit den silbergrauen Haaren. Und der Blonde fragte: »Wer bist du denn?«
»Er ist ein Freund meiner Mama«, sagte Scarlett.
Jetzt sah sie Bod, der hinter den Männern stand. Er bedeutete ihr, wild gestikulierend, dass sie die Männer stehen lassen und ihm folgen sollte.
In möglichst unbekümmertem Ton sagte sie: »Er ist nur schnell eine Zeitung holen gegangen. Da unten an der Straße ist ein Zeitungskiosk.« Dann zog sie die Tür hinter sich ins Schloss, machte einen Bogen um die Männer und ging davon.
»Wo gehst du hin?«, fragte der Mann mit dem schm a len Bärtchen.
»Ich muss zum Bus«, sagte sie. Scarlett ging den Berg hinauf Richtung Bushaltestelle und Friedhof und sie drehte sich ganz entschieden nicht ein einziges Mal um.
Bod ging neben ihr. Auch für Scarlett war er nur wie ein Schattenwesen in der Abenddämmerung, so als wäre er gar nicht richtig da, eine Gestalt aus he i ßem Dunst, ein zitterndes Blatt, das für einen Augenblick ein Junge g e wesen zu sein schien.
»Geh schneller«, sagte Bod. »Sie beobachten dich. Aber fang nicht an zu laufen.«
»Wer ist das?«, fragte Scarlett leise.
»Keine Ahnung«, sagte Bod. »Aber sie waren unhei m lich, so als ob es gar keine richtigen Menschen wären. Ich gehe zurück und horche, was sie reden.«
»Natürlich sind das Menschen«, sagte Scarlett. Sie ging den Berg hinauf, so schnell sie konnte, ohne ins Laufen zu verfallen. Sie war sich nicht sicher, ob Bod noch neben ihr war.
Die vier Männer standen vor der Tür von Nummer 33. »Das gefällt mir gar nicht«, sagte der kräftige Mann mit dem Stiernacken .
»Das gefällt Ihnen nicht, Mr Tar?«, sagte der Mann mit den silbergrauen Haaren. »Keinem von uns gefallt das. Alles läuft schief.«
»Krakau ist verloren. Sie antworten nicht. Und nach Melbourne und Vancouver …«, sagte der Mann mit dem Bärtchen. »Soweit wir wissen, sind wir die Einzigen, die übrig geblieben sind.«
»Ruhe bitte, Mr Ketch«, sagte der Mann mit den si l bergrauen Haaren. »Ich denke nach.«
»Pardon«, sagte Mr Ketch, strich sich mit einem b e handschuhten Finger
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