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Das Graveyard Buch

Titel: Das Graveyard Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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am Finger.
    DAS SIND DIE SCHÄTZE DES SLEER, flüsterte die dreitonige Stimme, doch der Klang war dünner, als er sie in Erinnerung hatte, und zögerlich.
    »Ihr seid das älteste Wesen hier«, sagte Bod. »Ich bin gekommen, um mit Euch zu sprechen. Ich bra u che einen Rat.«
    Stille. NIEMAND KOMMT ZUM SLEER UM RAT. DER SLEER BEWACHT. DER SLEER WARTET.
    »Das weiß ich. Aber Silas ist nicht da. Und ich weiß nicht, mit wem ich sonst reden soll.«
    Als Antwort kam nur ein Schweigen, das von Staub und Einsamkeit widerhallte.
    »Ich weiß nicht, was ich tun soll«, gab Bod ehrlich zu. »Ich glaube, ich kann herausfinden, wer meine Familie umgebracht hat und wer auch mich umbri n gen wollte. Aber dazu muss ich den Friedhof verla s sen.«
    Der Sleer blieb stumm. Rauchsäulen wanden sich langsam durch die Grabkammer.
    »Ich habe keine Angst vor dem Sterben«, sagte Bod. »Aber so viele Menschen, die mir am Herzen liegen, h a ben so viel Zeit und Mühe darauf verwe n det, mich am Leben zu erhalten, mir etwas beizubri n gen und mich zu beschützen.«
    Wieder Stille.
    Dann sagte er: »Ich muss es allein tun.«
    JA.
    »Das ist alles. Entschuldigt, dass ich Euch gestört h a be.«
    In Bods Kopf wisperte eine Stimme, schlich sich g e schmeidig und bedeutungsvoll in seine Gedanken. DER SLEER WURDE ZUM HÜTER DES SCHATZES EI N GESETZT, BIS UNSER MEISTER WIEDE R KEHRT. BIST DU UNSER MEISTER?
    »Nein«, sagte Bod.
    Darauf erklang ein hoffnungsvolles Wimmern: WILLST DU UNSER MEISTER SEIN?
    »Ich fürchte, nein.«
    WENN DU UNSER MEISTER WÄRST, KÖN N TEN WIR DICH IN UNSEREM SCHLANGENLEIB B E HÜTEN. WENN DU UNSER MEISTER WÄRST, WÜ R DEN WIR DICH BIS ANS ENDE DER ZEIT VOR DEN GEFAHREN DIESER WELT BEWA H REN.
    »Ich bin nicht Euer Meister.«
    NEIN.
    Wieder spürte Bod, wie der Sleer sich in seinem Kopf wand. DANN FINDE DEINEN NAMEN, sagte er. Sein Kopf war leer, die Grabkammer war leer und Bod war allein.
    Bod stieg die Stufen der Treppe schnell und u m sichtig hinauf. Er hatte einen Entschluss gefasst und musste rasch handeln und der Entschluss brannte in ihm.
    Scarlett wartete auf der Bank neben der Kapelle auf ihn.
    »Und?«, sagte sie.
    »Ich werde es tun. Also los«, sagte er. Und Seite an Seite verließen sie den Friedhof.
     
    Nummer 33 war ein hohes, sehr schmales Haus in der Mitte einer Häuserreihe. Es war aus roten Ziegeln und ganz unauffällig. Bod betrachtete es ungläubig. Warum, so fragte er sich, kam es ihm nicht bekannt oder irgen d wie besonders vor? Es war ein Haus wie jedes andere auch. Vor dem Haus war ein kleiner b e tonierter Vorplatz, kein Garten. Ein grüner Mini parkte an der Straße. Die Haustür musste früher einmal hellblau gew e sen sein, doch mit der Zeit war sie durch Wind und We t ter dunkler geworden.
    »Na?«, sagte Scarlett.
    Bod klopfte an. Zuerst regte sich nichts, dann Fußg e trappel auf der Treppe im Haus. Die Tür ging auf und gab den Blick frei auf Flur und Treppe. In der offenen Tür stand ein Mann mit schütterem grauem Haar und Brille. Er blinzelte, dann streckte er Bod die Hand hin und sagte nervös lächelnd: »Du musst wohl Miss Pe r kins ’ geheimnisvoller Freund sein. Schön, dich kenne n zulernen.«
    »Das ist Bod«, sagte Scarlett.
    »Bob?«
    »Bod. Mit D «, sagte sie. »Bod, das ist Mister Frost.«
    Bod und Frost schüttelten sich die Hand. »Hab schon Tee gemacht«, sagte Mr Frost. »Wie wäre es, wenn wir unsere Informationen bei einem Tässchen Tee austa u schen?«
    Sie folgten ihm über ein paar Stufen in eine Küche, wo er Tee in drei Becher goss, dann führte er sie in ein kleines Wohnzimmer. »Das Haus ist ganz in die Höhe g e baut«, erläuterte er. »Das WC ist im nächsten Stock, mein Büro und die Schlafzimmer noch einen Stock da r über. Aber das Treppensteigen hält einen fit.«
    Sie nahmen auf einem großen dunkelroten Sofa (»das stand schon hier, als ich eingezogen bin«) Platz und tra n ken ihren Tee.
    Scarlett hatte befürchtet, Mr Frost würde Bod viele Fragen stellen, doch das tat er nicht. Er schien nur aufg e regt, als hätte er den Grabstein einer berühmten Persö n lichkeit entdeckt und wollte es unbedingt aller Welt e r zählen. Er rutschte auf seinem Stuhl hin und her, als hätte er ihnen etwas Ungeheuerliches mitz u teilen und wäre am liebsten damit herausgeplatzt.
    Scarlett sagte: »Also, was haben Sie herausgefu n den?«
    »Du hattest recht«, sagte Mr Frost. »Das hier ist das Haus, in dem diese Leute umgebracht wurden. Und das Verbrechen wurde,

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