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Das Graveyard Buch

Titel: Das Graveyard Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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na ja, nicht gerade ve r tuscht, aber es ist in Vergessenheit geraten, von den Behörden nicht weite r verfolgt.«
    »Das verstehe ich nicht«, sagte Scarlett. »Mord wird doch nicht einfach unter den Teppich gekehrt.«
    »Dieser schon«, sagte Frost. Er trank seinen Tee aus. »Offenbar gibt es da draußen Leute, die großen Einfluss haben. Anders ist es nicht zu erklären, und was das jüng s te Kind betrifft …«
    »Was war mit dem?«, fragte Bod.
    »Er hat überlebt«, sagte Frost. »Da bin ich mir ganz sicher. Aber es gab keine Fahndung. Normalerweise k ä me der Fall eines vermissten Kleinkindes landesweit in die Schlagzeilen. Aber hier, äh, müssen sie die Sache i r gen d wie abgewürgt haben.«
    »Aber wer sind die?«
    »Dieselben, die auch die Familie haben umbringen lassen.«
    »Wissen Sie mehr darüber?«
    »Ja, ein bisschen …« Frost brach ab. »Entschuld i gung. Ich, äh. Was ich da gefunden habe, das ist, ja, fast nicht zu glauben.«
    Scarlett verlor allmählich die Geduld. »Aber was? Was haben Sie gefunden?«
    Frost sah verlegen aus. »Du hast ja recht Es tut mir leid. Diese Geheimniskrämerei. Keine gute Idee. Histor i ker verbuddeln die Sachen nicht, sie graben sie aus und zeigen sie den Leuten. Ja.« Er hielt inne, z ö gerte, fuhr dann fort. »Ich habe einen Brief gefunden. Im obersten Stock. Er war unter einem losen Diele n brett versteckt.« Er wandte sich an Bod. »Junger Mann, gehe ich recht in der Annahme, dass dein I n teresse an dieser Sache, an dieser schrecklichen Sache ein persönliches ist?«
    Bod nickte.
    »Ich frage nicht mehr weiter«, verkündete Mr Frost und stand auf.
    »Also dann«, sagte er zu Bod gewandt. »Aber du nicht«, mit Blick zu Scarlett. »Noch nicht. Ich zeige es zuerst ihm. Und wenn er einverstanden ist, dann zeige ich es auch dir. Abgemacht?«
    »Abgemacht«, sagte Scarlett.
    »Es wird nicht lange dauern«, sagte Mr Frost. »Komm, mein Junge.«
    Bod stand auf und warf einen besorgten Blick zu Sca r lett hinüber. »Ist schon in Ordnung«, sagte sie und l ä chelte ihm so aufmunternd zu, wie sie konnte. »Ich warte hier auf dich.«
    Sie schaute den Schatten nach, die beide beim Verla s sen des Zimmers und dann auf der Treppe warfen. Sie war unruhig, aber auch erwartungsvoll. Sie fragte sich, was Bod wohl erfahren würde, und war froh, dass er es als Erster erfahren sollte. Es war schließlich seine G e schichte. Er hatte ein Recht darauf.
    Auf der Treppe ging Mr Frost voraus.
    Während Bod ihm folgte, sah er sich um, aber ihm kam nichts bekannt vor. Alles schien fremd.
    »Bis nach ganz oben«, sagte Mr Frost. Sie stiegen noch eine Treppe hinauf. »Ich will ja nicht – also, du musst nicht antworten, wenn du nicht willst, aber –, äh, du bist der Junge, der … nicht wahr?«
    Bod schwieg.
    »Da sind wir«, sagte Mr Frost. Sie waren im obe r sten Stock angekommen. Er schloss auf, öffnete die Tür und sie traten ein.
    Es war ein kleines Mansardenzimmer mit Dachschr ä gen. Vor dreizehn Jahren hatte hier ein Kinde r bettchen gestanden. Der Mann und der Junge kon n ten hier kaum aufrecht stehen.
    »Ein Glücksfall«, sagte Mr Frost. »Sozusagen direkt vor meiner Nase.« Dann bückte er sich und rollte den abgenutzten Teppich weg.
    »Sie wissen also, warum meine Familie umgebracht wurde?«, fragte Bod.
    »Es ist alles hier drin«, sagte Mr Frost. Er machte sich an einem Dielenbrett zu schaffen, bis er es hoc h heben konnte. »Das ist also das Zimmer des Kleinen«, fuhr Mr Frost fort. »Ich zeige dir noch … Das Einz i ge, was wir noch nicht wissen, ist, wer es getan hat. Wir haben nicht die leiseste Ahnung.«
    »Wir wissen, dass er dunkle Haare hat«, sagte Bod in dem Zimmer, in dem er einst als Baby geschlafen hatte. »Und wir wissen, dass sein Name Jack ist.«
    Mr Frost griff mit der Hand in die Vertiefung, wo das Dielenbrett gelegen hatte. »Es sind jetzt fast dre i zehn Jahre«, sagte er. »Das Haar wird schütter und grau, aber ja, das stimmt. Sein Name ist Jack.«
    Er richtete sich auf. In der Hand, mit der er gerade in das Loch in der Diele gefasst hatte, hielt er jetzt ein la n ges scharfes Messer.
    »So, mein Junge«, sagte der Mann namens Jack. »Höchste Zeit, die Sache zu Ende zu bringen.«
    Bod sah ihn an. Es war, als ob Mr Frost ein Hut gew e sen wäre oder ein Mantel, den der Mann getr a gen hatte und den er jetzt ablegte. Das Licht funkelte in seinen Brillengläsern und auf der Klinge seines Messers.
    Von unten rief eine Stimme zu ihnen herauf, es

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