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Das Graveyard Buch

Titel: Das Graveyard Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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hinten im Frobisher-Grabmal versteckt habe. Sie soll auf Scarlett aufpa s sen, falls mir etwas passiert.«
    Bod lief durch den dunklen Friedhof. Der einzige Weg in den nordwestlichen Teil führte durch die Ägyptische Allee. Und dazu musste er an dem kleinen Mann mit der schwarzen Seidenschlinge vorbeischle i chen. Ein Mann, der ihn suchte, der es auf ihn abg e sehen hatte …
    Doch er war Nobody Owens, sagte er sich, und er g e hörte zu diesem Friedhof. Ihm würde nichts passi e ren.
    Fast hätte er den kleinen Mann übersehen, den Jack, der Ketch hieß, als er in die Ägyptische Allee einbog. Der Mann war fast im Schatten verschwu n den.
    Bod holte tief Luft, machte sich unsichtbar und strich an dem Mann vorbei, als wäre er Staub im Abendwind.
    Er ging ein Stück weit die efeuüberrankte Allee en t lang, dann machte er sich wieder sichtbar und trat gegen einen Kieselstein.
    Der Schatten an der Bogenarkade löste sich und folgte ihm lautlos wie der Tod.
    Bod bahnte sich einen Weg durch die Efeuranken, die auf die Allee hingen, und drang in die nordwestliche E c ke des Friedhofes vor. Er wusste, dass er das zeitlich g e nau abstimmen musste. Ging er zu schnell, könnte der Mann ihn im Dunkel verlieren, ging er zu langsam, kön n te sich eine schwarze Seidenschlinge um seinen Hals l e gen und ihm die Luft zum Atmen nehmen und alle kün f tigen T a ge.
    Er arbeitete sich geräuschvoll durch das Efeudi c kicht und scheuchte dabei einen Fuchs auf, der sogleich wieder im Unterholz verschwand. Bäume und Ilexsträucher und Haufen von rutschigem, halb verfaultem Laub bildeten einen Urwald, in dem umgefallene Grabsteine und E n gelsfiguren ohne Kopf standen. Doch Bod hatte diesen Urwald in seinen Streifzügen erforscht, seit er laufen und herumstre i fen konnte.
    Nun hastete er über Wurzeln, Steine und Laub, im Vertrauen darauf, dass das sein Friedhof war. Er fühlte geradezu, wie der Friedhof ihn schützend u m hüllte, wie er ihn aufnahm, und er wehrte sich dag e gen und tat alles, um gesehen zu werden.
    Da fiel sein Blick auf Nehemiah Trot und er hielt inne.
    »Holla, junger Bod«, rief der Dichter. »Wie ich höre, ist in dieser Stunde alles in Wallung. Du rast durch dieses dunkle Reich wie ein Komet am Firm a ment. Was kann ich für dich tun, Bod?«
    »Bleiben Sie dort stehen«, sagte Bod. »Schauen Sie in die Richtung, aus der ich gekommen bin, und s a gen Sie mir, wenn er näher kommt.«
    Bod schlich um das efeubedeckte Grab der Carstairs und blieb mit dem Rücken zu seinem Verfolger stehen.
    Nun wartete er. Es waren nur wenige Augenblicke, doch sie kamen ihm vor wie eine Ewigkeit.
    (»Da kommt er, Bod«, meldete Nehemiah Trot. »Ke i ne zwanzig Schritte hinter dir.«)
    Der Jack, den sie Ketch nannten, sah den Jungen vor sich. Er zog die schwarze Seidenschlinge zwischen se i nen Händen straff. Die Schlinge hatte sich schon um vi e le Hälse gelegt und jedem Opfer den Tod g e bracht. Die Schnur war glatt und fest und für Röntgenstrahlen u n sichtbar.
    Ketchs Schnurrbart zuckte, sonst nichts. Er hatte seine Beute fest im Visier und wollte sie nicht e r schrecken. Er kam näher, leise wie ein Schatten.
    Der Junge streckte sich.
    Jack Ketch schoss auf den Jungen zu, seine glänze n den schwarzen Schuhe machten auf dem laubgepolste r ten Boden fast kein Geräusch.
    (»Er kommt auf dich zu, Bod«, rief Nehemiah Trot.)
    Der Junge drehte sich um und J ack Ketch setzte zum Sprung an –
    Und Mr Ketch hatte das Gefühl, als ob die Welt unter ihm nachgeben würde. Seine behandschuhte Hand suchte einen Halt, doch er taumelte und fiel hinunter in das alte Grab, über sechs Meter tief, b e vor er auf Mr Carstairs’ Sarg aufschlug und gleichzeitig den Sargdeckel und se i nen Fußknöchel brach.
    »Nummer eins«, sagte Bod ruhig, obwohl er inne r lich alles andere als ruhig war.
    »Elegant gelöst«, sagte Nehemiah Trot. »Ich werde e i ne Ode darauf dichten. Möchtest du warten und sie dir a n hören?«
    »Keine Zeit«, sagte Bod. »Wo sind die anderen Mä n ner? «
    » Drei sind auf dem südwestlichen Pfad«, sagte E u phemia Horsfall. »Sie gehen den Hügel hi n auf.«
    »Und da ist noch ein vierter«, meldete Tom Sands. »Er schleicht gerade um die Kapelle. Das ist genau der, der sich schon den ganzen letzten Monat hier heru m treibt. Aber er sieht irgendwie anders aus.«
    »Behaltet den Mann im Auge, der jetzt bei Mr Ca r stairs ist«, sagte Bod. »Und entschuldigt mich bitte bei Mr Carstairs für die Störung …«
    Er

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