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Das Graveyard Buch

Titel: Das Graveyard Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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über den Schnurrbart und schaute leise pfeifend den Berg hinauf und hinunter.
    »Ich meine … wir sollten ihr hinterhergehen«, sagte Mr Tar, der Mann mit dem Stiernacken .
    »Und ich meine, ihr solltet tun, was ich sage«, sagte der weißhaarige Mann. »Ich sagte ›Ruhe bitte!‹. Und wenn ich das sage, dann meine ich es auch so!«
    »Schon gut, Mr Dandy«, sagte der Blonde.
    Alle schwiegen.
    In der Stille hörten sie ein Poltern aus dem Inneren des Hauses.
    »Ich gehe rein«, sagte Mr Dandy. »Mr Tar, Sie ko m men mit. Nimble und Ketch, ihr schnappt euch das Mä d chen. Bringt sie zurück. «
    »Tot oder lebendig?«, fragte Mr Ketch mit einem sü f fisanten Lächeln.
    »Lebendig, Sie Schwachkopf«, fuhr Mr Dandy ihn an. »Ich will wissen, was sie weiß.«
    »Vielleicht gehört sie ja zu denen«, sagte Mr Tar. »Zu denen, die uns in Vancouver und Melbourne und –«
    »Schnappt sie euch«, wiederholte Mr Dandy. »Und zwar sofort.« Der Blonde und der mit dem Schnur r bart und mit dem Hut keuchten den Berg hinauf.
    Mr Dandy und Mr Tar standen vor der Tür zu Nu m mer 33.
    »Brechen Sie sie auf«, befahl Mr Dandy.
    Mr Tar lehnte sich mit der Schulter an die Tür und drückte mit seinem ganzen Gewicht dagegen. »Die Tür ist doppelt gesichert«, sagte er.
    »Was ein Jack nicht kann, das kann ein anderer«, sa g te Mr Dandy. Er zog einen Handschuh aus, legte die Hand an die Tür und flüsterte ein paar Worte in einer sehr alten Sprache.
    »Jetzt versuchen Sie es noch einmal«, sagte er.
    Tar lehnte sich gegen die Tür, schnaufte und drückte wieder. Diesmal gab das Schloss nach und die Tür ging auf.
    »Gut gemacht«, sagte Mr Dandy.
    Es gab ein krachendes Geräusch weit oben, im ober s ten Stock.
    Der Mann namens Jack traf die anderen beiden Mä n ner auf halber Treppe. Mr Dandy grinste ihn ohne H u mor, aber mit perfekten Zähnen an. »Hallo, Jack Frost«, sagte er. »Ich dachte, Sie hätten den Jungen.«
    »Ich hatte ihn auch«, sagte Jack. »Aber jetzt ist er weg. «
    » Schon wieder?« Jack Dandys Grinsen wurde noch e i siger als zuvor. »Ein Mal ist ein Fehler, Jack. Aber zwei Mal ist ein Desaster.«
    »Wir kriegen ihn schon«, sagte der Mann namens Jack. »Heute Abend hat es ein Ende.«
    »Das will ich auch geraten haben«, sagte Mr Da n dy.
    »Er wird auf dem Friedhof sein«, sagte der Mann n a mens Jack. Die drei Männer rannten nach unten.
    Jack schnüffelte die Luft. Er hatte den Geruch des Jungen in der Nase und spürte ein Prickeln im Na c ken. Es kam ihm vor, als ob das alles schon vor Jahren pa s siert wäre. Im Flur blieb er an der Garderobe stehen und zog seinen langen schwarzen Mantel an, der, ganz une r klärlich, neben Mr Frosts Tweedjackett und dem san d farbenen Regenmantel gehangen hatte.
    Die Haustür stand zur Straße offen, draußen wu r de es schon dunkel. Diesmal wusste der Mann namens Jack genau, welchen Weg er nehmen musste. Er z ö gerte keine Sekunde, sondern trat aus dem Haus und eilte den Hügel hinauf zum Friedhof.
    Die Pforten des Friedhofs waren geschlossen, als Sca r lett dort ankam. Sie rüttelte verzweifelt daran, doch das Eisengitter war für die Nacht mit einem Vorhängeschloss abgesperrt. Dann stand Bod neben ihr. »Weißt du, wo der Schlüssel ist?«, fragte sie ihn.
    »Wir haben keine Zeit«, sagte Bod. Er trat ganz nah an das Eisengitter heran. »Leg deine Arme um mich.«
    »Was?«
    »Leg einfach deine Arme um mich und mach die A u gen zu.«
    Scarlett sah Bod an, als wollte sie ihn herausfordern, irgendetwas zu unternehmen. Dann hielt sie ihn ganz fest und schloss langsam die Augen.
    »Okay.«
    Bod lehnte sich gegen das Eisengitter der Pforte. Diese zählten als Teil des Friedhofs und so hoffte er, dass sein Ehrenbürgerrecht vielleicht, nur dies eine Mal, auch für einen weiteren Menschen gelten würde. Im nächsten A u genblick glitt er durch die Gitterstäbe wie Rauch.
    »Du kannst die Augen wieder aufmachen«, sagte er.
    Scarlett tat es.
    »Wie hast du das gemacht?«
    »Das ist mein Zuhause«, sagte er. »Ich kann hier a l lerhand machen.«
    Getrappel von Schuhen auf dem Pflaster und schon rüttelten zwei Männer am Eisengitter auf der and e ren Seite der Pforte.
    »Hallo«, rief Jack Ketch mit einem Zucken seines Schnurrbarts. Er lächelte Scarlett durch die Gitte r stäbe an wie jemand, der etwas im Schilde führt. E r trug eine schwarze Seidenschlinge um seinen linken Unterarm und zupfte mit seiner behandschuhten Rechten daran. Dann zog er sie vom Arm ab und

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