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Das grobmaschige Netz - Roman

Das grobmaschige Netz - Roman

Titel: Das grobmaschige Netz - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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getrunken?«
    »Ziemlich viel.«
    »Was bedeutet das?«
    »Ich weiß es nicht mehr genau...«
    »Wie viel trinken Sie normalerweise, um einen Filmriss herbeizuführen, Herr Mitter?«
    Der Anwalt war jetzt offenkundig gereizt. Mitter schob seinen Stuhl zurück. Stand auf und ging zur Tür. Steckte die Hände in die Taschen und betrachtete Rügers krummen Rücken. Er wartete, aber der Anwalt blieb bewegungslos sitzen.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Mitter endlich. »Ich habe versucht, es nachzurechnen ... leere Flaschen und so, Sie wissen schon ... vermutlich sechs oder sieben Flaschen.«
    »Rotwein?«
    »Ja, Rotwein. Sonst nichts.«
    »Sechs oder sieben Flaschen für zwei Personen? Sie hatten doch keinen Besuch an diesem Abend?«
    »Daran kann ich mich jedenfalls nicht erinnern.«
    »Haben Sie Alkoholprobleme, Herr Mitter?«
    »Nein.«

    »Würde es Sie überraschen, wenn andere diese Meinung nicht teilten?«
    »Ja...«
    »Wie sah das bei Ihrer Frau aus?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Stimmt es, dass Sie einmal«, er beugte sich über seine Papiere und blätterte, »dass Sie wegen Ihrer Alkoholprobleme in der Klinik war ... in Rejmershus? Hier steht es ...«
    »Warum fragen Sie dann? Es ist sechs Jahre her. Sie hatte ein Kind verloren, und ihre Ehe ...«
    »Ich weiß, ich weiß. Entschuldigen Sie, Herr Mitter, aber ich muss diese Fragen stellen, so unangenehm die Ihnen auch sein mögen. Bei der Verhandlung wird das alles noch viel schlimmer, das kann ich Ihnen sagen, es ist wirklich besser, Sie gewöhnen sich gleich daran.«
    »Danke, schon geschehen.«
    »Können wir weitermachen?«
    »Natürlich.«
    »An was können Sie sich an diesem Abend zuletzt erinnern? Ganz sicher erinnern?!«
    »Das Essen ... wir haben einen mexikanischen Eintopf gegessen. Aber das habe ich der Polizei schon erzählt.«
    »Dann erzählen Sie es noch einmal.«
    »Wir haben den mexikanischen Eintopf gegessen ... in der Küche.«
    »Ach?«
    »Wir haben uns geliebt ...«
    »Haben Sie das der Polizei erzählt?«
    »Ja.«
    »Weiter!«
    »Was wollen Sie hören? Einzelheiten?«
    »Alles, woran Sie sich erinnern.«
    Mitter kam zum Tisch zurück. Er zündete sich eine neue Zigarette an und beugte sich nach vorne. Vielleicht sollte er
ihm so viel erzählen, wie er vertragen konnte, dieser krumme Federfuchser!
    »Eva trug einen Kimono ... und sonst nichts. Beim Essen habe ich angefangen, sie zu streicheln ... wir haben auch getrunken, natürlich, und sie hat mich ausgezogen ... teilweise zumindest. Dann habe ich sie langsam auf den Tisch gehoben...«
    Er legte eine kurze Pause ein. Der Anwalt machte jetzt keine Notizen mehr.
    »Ich habe sie auf den Tisch gehoben, ihr den Kimono ausgezogen, und dann bin ich in sie eingedrungen. Ich glaube, sie hat geschrien ... nicht, weil es wehtat, sondern aus Wollust, natürlich, das hat sie immer gemacht ... während wir uns geliebt haben, ich glaube, das hat sehr lange gedauert. Dann haben wir weiter gegessen und getrunken ... ich weiß noch, dass ich ihr Wein über den Schoß geschüttet und den dann abgeleckt habe...«
    »Wein über den Schoß?«
    Plötzlich klang die Stimme des Anwalts sehr dünn.
    »Ja. Möchten Sie noch mehr wissen?«
    »Ist das Ihre letzte Erinnerung?«
    »Ich glaube ja.«
    Der Anwalt räusperte sich. Zog wieder sein Taschentuch hervor und putzte sich die Nase.
    »Wie spät kann es inzwischen gewesen sein?«
    »Keine Ahnung.«
    »Nicht einmal so ungefähr?«
    »Nein. Alles zwischen neun und zwei ist möglich ... ich habe eben nicht auf die Uhr geschaut.«
    »Ich verstehe. Warum hätten Sie das auch tun sollen?«
    Der Anwalt raffte seine Papiere zusammen.
    »Ich möchte Sie bitten, nicht zu detailliert zu sein bei Ihrer. . . Beischlafbeschreibung, falls das vor Gericht zur Sprache kommen sollte. Das könnte missverstanden werden.«

    »Sicher.«
    »Übrigens sind keine Spermareste gefunden worden... ja, Sie wissen vielleicht, dass sehr genaue Untersuchungen angestellt worden sind ...«
    »Ja, das hat der Kommissar mir erklärt... nein, ich bin wohl nicht so weit gekommen. Das ist doch eine Wirkung des Weins ... oder eins seiner Verdienste, wie immer man das nun sehen mag. Was meinen Sie, Herr Rüger?«
    »Sie wissen, dass der Zeitpunkt festgestellt worden ist?«
    »Welcher Zeitpunkt?«
    »Der, zu dem der Tod eingetreten ist. Nicht ganz exakt natürlich, das ist fast nie möglich ... aber irgendwann zwischen vier und halb sechs muss es gewesen sein.«
    »Ich bin um zwanzig nach

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