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Das grobmaschige Netz - Roman

Das grobmaschige Netz - Roman

Titel: Das grobmaschige Netz - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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des Rätsels Lösung im Schlaf zu ihm käme, wie in aller Welt sollte er sie dann behalten? Wie verhindern, dass er sie wieder vergaß, was eigentlich immer der Fall war bei seinen Träumen.
    Er schlief unregelmäßig, nie länger als eine Stunde und oft nur fünfzehn oder zwanzig Minuten. Rügers letzte Zigarette hatte er um zwei geraucht ... in diesem Moment würde er viel für eine Kippe geben; er spürte ein Stechen im Leib, das sich einfach nicht legen wollte, eine Art Jucken, unerreichbar tief in der Haut.
    Und einen Kummer.
    Einen Kummer, der kam und ging und der vielleicht ein Segen war, weil er noch schlimmere Gefühle aussperrte.
    Was hatte Rüger noch angedeutet?
    Wollte er es wirklich wissen? Wollte er ...?
    Er spürte einen leichten Stich in der Achsel. Das Insekt hatte ihn gebissen. Er zögerte kurz, dann nahm er das kleine Tier zwischen Daumen und Zeigefinger und drückte zu.
    Als er es herunterschluckte, kam es ihm vor wie ein unzerkautes Stückchen Brot.
    Er drehte sich zur Wand. Presste sein Gesicht gegen den Beton und horchte auf irgendwelche Geräusche. Aber er hörte nur das monotone Rauschen der Lüftungsanlage.
    Es kommt schon noch, dachte er. Es ist nur eine Frage der Zeit.
    Als kurz nach sieben der Frühstückswagen kam, lag er noch immer in derselben Haltung da. Und er hatte keine Sekunde geschlafen.

4
    Rügers Erkältung hatte sich noch nicht gelegt.
    »Ich sollte einen Cognac trinken und ins Bett gehen, aber erst muss ich kurz mit Ihnen sprechen. Haben Sie gut geschlafen?«
    Mitter schüttelte den Kopf.
    »Haben Sie überhaupt schlafen können?«
    »Nicht viel.«
    »Nein, das sehe ich Ihnen an. Bekommen Sie keine Tabletten? Nichts zur Beruhigung?«
    »Nein.«
    »Dafür werde ich sorgen. Wir können doch nicht zulassen, dass Sie auf diese Weise fertig gemacht werden. Sie glauben doch wohl nicht, dass die lange Wartezeit bis zur Verhandlung ein Zufall ist?«
    Er verstummte und putzte sich die Nase.
    »Ach ja, die Zigaretten ...«
    Er warf eine ungeöffnete Packung auf den Tisch. Mitter riss das Zellophan weg und merkte, dass er seine Hände nicht unter Kontrolle hatte. Beim ersten Zug wurde ihm schwarz vor Augen.
    »Van Veeteren wird Sie heute Nachmittag noch einmal verhören. Ich wäre gern dabei, aber das ist nicht möglich. Ich rate Ihnen, so wenig wie möglich zu sagen ... Sie wissen doch, dass Sie das Recht haben zu schweigen?«
    »Ich dachte, Sie wollten mir davon abraten?«
    »Vor Gericht, ja. Aber nicht beim Verhör. Halten Sie dicht und lassen Sie die anderen reden. Oder sagen Sie einfach, Sie könnten sich nicht erinnern. Verstehen Sie?«
    Mitter nickte. Er brachte Rüger inzwischen, ob freiwillig oder nicht, ein gewisses Vertrauen entgegen. Er fragte sich, ob seine Schlaflosigkeit oder der immer schlimmer werdende Schnupfen des Anwalts daran schuld waren.

    »Das Dümmste, was Sie machen können, ist, irgendwelche Vermutungen in die Welt zu setzen und dann am Ende alles zurücknehmen zu müssen. Jedes Wort, das Sie beim Verhör sagen, kann vor Gericht gegen Sie verwendet werden. Wenn Sie zum Beispiel den Kommissar auffordern, Sie am Arsch zu lecken, dann können Sie Gift darauf nehmen, dass er das den Geschworenen erzählt ... als Charakterprobe, gewissermaßen. Möchten Sie eine Tasse Kaffee?«
    Mitter schüttelte den Kopf.
    »Na gut. Ich möchte mit Ihnen über den Morgen sprechen.«
    »Den Morgen?«
    »Ja, als Sie Ihre ... als Sie sie gefunden haben ... da gibt es noch einige Unklarheiten.«
    »Welche denn?«
    »Was Sie ... unternommen haben, nachdem die Polizei informiert war.«
    »Ach?«
    »Sie haben die Wohnung aufgeräumt, während Ihre Frau tot in der Badewanne lag?«
    »Ich habe nur ein paar Gegenstände weggeräumt.«
    »Finden Sie das nicht seltsam?«
    »Nein.«
    »Was genau haben Sie gemacht?«
    »Ich habe Gläser weggebracht, einen Aschenbecher ausgeleert, unsere Kleider aufgehoben ...«
    »Warum?«
    »Ja ... ich weiß nicht ... ich war ziemlich geschockt. Ich wollte jedenfalls nicht wieder ins Badezimmer gehen.«
    »Wie lange hat es bis zum Eintreffen der Polizei gedauert?«
    »Eine Viertelstunde ... vielleicht zwanzig Minuten.«
    »Ja, das stimmt ungefähr. Ihr Anruf ist um 08.27 notiert worden, und laut Protokoll war die Polizei um 08.46 bei Ihnen. Neunzehn Minuten... was haben Sie mit den Kleidern gemacht?«

    »Die habe ich in die Waschmaschine gesteckt.«
    »Allesamt?«
    »Ja. So viele waren das ja nicht.«
    »Wo steht Ihre Waschmaschine?«
    »In

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