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Das grobmaschige Netz - Roman

Das grobmaschige Netz - Roman

Titel: Das grobmaschige Netz - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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eigentümlich?«
    »Doch, sicher. Ich habe mit mehreren Psychologen und Psychiatern gesprochen, und natürlich war Evas Verhalten psychotisch. Aber im Vergleich zum Sommer war es eben doch schon besser geworden. An manchen Tagen verhielt sie sich fast normal.«
    »Und sie hatte Hilfe?«
    »Psychiatrische? Die ganze Zeit.«
    »Wann hat sie angefangen zu trinken?«
    »Als ich wieder mit der Arbeit angefangen habe, glaube
ich ... vielleicht auch etwas früher. Als sie allein zu Hause war, hat es dann richtig angefangen.«
    »Warum hat sie nicht gearbeitet?«
    »Darüber haben wir gesprochen ... sie war seit Willies Geburt zu Hause geblieben. Ich dachte, es würde ihr alles erleichtern, wenn sie tagsüber beschäftigt wäre. Ich glaube, sie sah das auch so, aber wir haben dann alles aufgeschoben. Auf jeden Fall war sie damals nicht in der Lage, vor eine Schulklasse zu treten.«
    »Das ist doch meistens kein Hindernis«, sagte Van Veeteren, und Berger lachte pflichtschuldigst.
    »Und sie hat dann immer mehr getrunken?«
    »Ja. Es ging sehr schnell... plötzlich war sie wie ein Schwamm. Jeden Tag, wenn ich nach Hause kam, war sie sternhagelvoll ... sie konnte pro Tag vier oder fünf Flaschen Wein kippen... es war entsetzlich. Im November, ja, so ungefähr um diese Zeit, habe ich dann eingesehen, dass es so nicht weitergehen konnte. Sie war ganz einfach dabei, sich zu Tode zu trinken. Ich habe einen guten Freund in Rejmershus angerufen, und sie wurde sofort dort aufgenommen. Ich glaube, das war die Rettung, sie konnten ihr dann wirklich helfen. Sie war bis zum Mai dort ... Mai ’87, und danach verhielt sie sich dann normal.«
    »Wann haben Sie sich getrennt?«
    »Im April. Eva wollte das so. In diesem Punkt war nicht mit ihr zu reden. Schon zu Anfang, in ihrer schlimmsten Phase, wollte sie sich scheiden lassen... ja, verdammt.«
    Plötzlich versagte ihm vor lauter Bitterkeit die Stimme. Das wurde aber auch Zeit, dachte Van Veeteren. Er suchte in seiner Brusttasche nach einem Zahnstocher, fand stattdessen jedoch eine Zigarette. Die zündete er an und wartete darauf, was Berger als Nächstes sagen würde. Aber der sagte nichts.
    »Es muss wirklich grauenhaft gewesen sein«, sagte Van Veeteren schließlich. »Ihre Frau betrügt sie, Ihr Sohn kommt um,
Ihre Frau benimmt sich wie eine Wahnsinnige ... Sie holen sie ins Leben zurück. Und zum Dank verlässt sie Sie ...«
    Berger lachte trocken.
    »Haben Sie sie geliebt?«
    »Was glauben Sie wohl?«
    »Wie lange?«
    »Ungefähr bis zum November ... der Suff, ihre Kotzereien und alle Erniedrigungen waren dann doch zu viel.«
    »Ich verstehe.«
    »Vielleicht habe ich im Januar, Februar dann noch einmal ein bisschen Hoffnung geschöpft, als ihr Zustand sich besserte, obwohl ...«
    »Ja?«
    »Damals hatte ich Leila schon kennen gelernt.«
    Van Veeteren nickte. Schweigend dachte er darüber nach, dann erhob er sich. Die letzten Fragen stellte er im Stehen, während Berger noch immer im Sessel saß, mit seinem Whiskyglas spielte und ins Feuer starrte.
    Es quält ihn, dachte Van Veeteren. Das alles macht ihm noch immer gewaltig zu schaffen.
    Dem Teufel sei Dank.
    »Kennen Sie einen Psychiater namens Eduard Caen?«
    »Ja, der hat sich in Rejmershus um Eva gekümmert. Und
    auch später noch, glaube ich.«
    »Was haben Sie für ein Bild von ihm?«
    »Ein sehr anständiger Mann, soviel ich weiß. Aber ich habe ihn immer nur kurz getroffen.«
    »Aha ... und dieser Mann, den Sie für den Liebhaber Ihrer Frau gehalten haben ... ist der noch einmal aufgetaucht?«
    »Nein ... nein, ist er nicht.«
    »Haben Sie über ihn gesprochen?«
    »Nein.«
    »Wissen Sie, welche anderen Männer in Evas Leben eine Rolle gespielt haben?«

    »Vor unserer Trennung oder danach?«
    »Beides, wenn möglich.«
    »Nachher... weiß ich nichts. Vorher ... ja, wir haben uns kennen gelernt, als sie erst zweiundzwanzig und noch ziemlich unerfahren war ... nein, da kann ich Ihnen leider auch nicht helfen, Herr Kommissar. Das heißt, ich glaube nicht, dass es viele waren.«
    Van Veeteren zuckte mit den Schultern.
    »Dann möchte ich Ihnen danken«, sagte er. »Wenn Ihnen noch irgendetwas einfallen sollte, das vielleicht von Bedeutung ist, dann melden Sie sich bitte bei mir.«
    Er überreichte seine Karte. Berger zog seine Brieftasche hervor und brachte die Karte darin unter. Er stand auf, und Van Veeteren bemerkte, dass er leicht angetrunken war. So ganz verkörperte er wohl doch nicht mehr den Prototyp des

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