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Das grobmaschige Netz - Roman

Das grobmaschige Netz - Roman

Titel: Das grobmaschige Netz - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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zweiten Mal waren sie ins Kino gegangen. Von etwas anderem war keine Rede gewesen.
    Aber an diesem Abend hätte es passieren müssen. Sie hatten einiges getrunken, sie hatten sich im Fernsehen eine schwachsinnige Unterhaltungssendung angeschaut. Sie hatte ein lockeres, dünnes Kleid und darunter nichts getragen, und sie hatten auf dem Sofa gesessen. Sie hatte seinen Nacken gestreichelt, aber da war er nur erstarrt ... erstarrt und hatte ihr seine schwere Hand aufs Knie gelegt. Hatte die Hand wie einen toten Fisch liegen lassen und kräftig beim Wein zugelangt.
    Dann hatte er sich damit entschuldigt, er fühle sich nicht wohl, und war zur Toilette gegangen. Kurz nach elf hatte er sie dann verlassen.

    Das vierte Treffen war für Samstag angesetzt. Er wollte sie von der Arbeit abholen. Sie wollten einen Ausflug machen, wenn das Wetter nicht allzu schlecht war, und dann in seine Wohnung fahren... er bestand darauf, dass sie bei ihm übernachtete. Nur eine halbe Stunde nachdem er sie verlassen hatte, hatte er angerufen und das alles vorgeschlagen ... er hatte sich noch einmal für seine schlechte Form entschuldigt. Und sie hatte zugestimmt, natürlich. Hatte dankend angenommen.
    Doch noch ehe sie den Hörer aufgelegt hatte, hatte sie es bereut. Warum hatte sie nicht einfach behauptet, keine Zeit zu haben? Warum war sie so blöd, sich mit einem Kerl zu verabreden, den sie überhaupt nicht wollte?
    Warum lernte sie das einfach nicht?
    Gereizt drückte sie ihre Zigarette aus und merkte, dass ihr Entsetzen Wut Platz machte. Vielleicht war das ein Zeichen.
    Ein Zeichen dafür, dass sie sich das alles nur eingebildet hatte. So gefährlich konnte er doch auch wieder nicht sein. Sie hatte schon so viele Typen gehabt, dass sie einen weiteren ja wohl verkraften würde. Jetzt wollte sie diesen John, wie er sich nannte, dahin bringen, wo sie ihn haben wollte.
    Zufrieden mit dieser Überlegung, knipste sie die Lampe aus und legte sich auf die Seite. Jetzt musste sie wirklich schlafen. Sie musste um sieben aufstehen und um halb neun im Laden stehen ... wie immer. Beim Einschlafen konnte sie noch zwei Entschlüsse fassen, und sie schärfte sich ein, gleich nach dem Aufwachen wieder daran zu denken.
    Erstens wollte sie auf jeden Fall mit Johanna sprechen. Ihr eine siebenfache Schweigepflicht auferlegen, natürlich, aber ihr doch erzählen, was Sache war.
    Zweitens würde sie sich am Samstag mit diesem Kerl treffen, aber wenn auch nur das Geringste schiefging, wollte sie auf dem Absatz kehrtmachen und die Sache für beendet erklären.

    So sollte es sein.
     
    Da der Fall nun geklärt war, konnte Liz Hennan endlich einschlafen.
    Und nun dachte sie an greifbare Dinge.
    Wie an diese teuren Turnschuhe zum Beispiel, die sie sich kaufen wollte, um mehr Schwung ins Joggen und Kalorienverbrennen zu bringen.
    Was natürlich eine schlechte Investition und vergeudete Energie war, da sie nur noch drei Tage zu leben hatte.

33
    »Wo steckt Reinhart?«, fragte Van Veeteren und legte zwei zernagte Zahnstocher über Kreuz auf seine Schreibtischunterlage.
    »Hier«, sagte Reinhart, der gerade das Zimmer betrat. »Ich war nur kurz bei der Buchauktion. Bin ich zu spät?«
    »Wer, zum Teufel, hat hier Zeit zum Bücherlesen?«, fragte Rooth.
    »Ich«, sagte Reinhart und nahm vor der Heizung Platz. »Verdammt schlechtes Wetter, übrigens. Ich frage mich, wie die Leute es überhaupt über sich bringen, aus dem Haus zu gehen, um sich gegenseitig zu erschlagen!«
    »Aus dem Haus zu gehen?«, fragte de Bries und nieste zweimal. »Die meisten, die ich kenne, erschlagen sich gegenseitig im Haus.«
    »Ja, aber das liegt daran, dass sie nicht rausgehen können«, sagte Rooth. »Natürlich gehen sie sich gegenseitig auf die Nerven, wenn sie tagaus, tagein in der Bude sitzen und den Regen anglotzen müssen.«
    »Vorgestern hat es nachmittags nicht geregnet«, sagte Heinemann.

    »Können wir loslegen?«, fragte Van Veeteren. Er zählte die Häupter seiner Lieben: Münster, Reinhart, Rooth, de Bries, Jung und Heinemann. Mit ihm selber waren sie sieben. Sieben Leute, die auf denselben Fall angesetzt waren. Das kam nicht jeden Tag vor.
    Aber es war ja noch die erste Woche. Die Zeitungen berichteten noch ausgiebig. Der Psychomörder ... das Todes-Gymnasium. . . Und überhaupt. Die Textmenge wurde zwar jeden Tag kleiner, er sollte wohl damit rechnen, dass ab Montag einige Kollegen zu anderen Aufgaben abkommandiert werden würden. De Bries, Jung und Heinemann ... und

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