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Das große Buch vom Räuber Grapsch

Das große Buch vom Räuber Grapsch

Titel: Das große Buch vom Räuber Grapsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gudrun Pausewang
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platzte. „Wir werden diesen Burschen von jetzt an immer für uns arbeiten lassen. Die reinste Dampfmaschine."

Kein Waldspaziergang für Räuber Grapsch

    Aber als Grapsch am Ende der Hauptstraße ankam, drehte er nicht um, sondern zog den Schneepflug weiter, auf den Waldrand zu. Vergeblich zerrten zehn Polizisten an ihm. Ein paar Straßensperren, die sie ihm in den Weg stellten, schob er weg. „Olli, ich komme!", brüllte er.
    Die Frau des Polizeihauptmanns hatte Recht gehabt: Weiter als bis zum Waldrand kam er nicht. Der Schneepflug war viel zu breit, um ihn zwischen den Stämmen durchzuziehen. Als Grapsch das merkte, versuchte er die Kette abzureißen. Aber sie hätte auch den Kräften eines Elefanten standgehalten. Sie war von einem guten Schmied gemacht.
    „Ja, ja, mein lieber Grapsch", sagte der Polizeihauptmann schadenfroh, „ich fürchte, aus dem Waldspaziergang wird nichts."
    Voller Wut drehte der Räuber den Schneepflug um und schob ihn auf den Hauptmann zu. Dem blieb nichts anderes übrig, als fortzurennen. Es gab eine wilde Hetzjagd von einer Straße in die andere, kreuz und quer durch die ganze Stadt, bis sich der Hauptmann schweißgebadet hinter dem Denkmal des Grafen Juck von Jucke-nau versteckte.
    Als ihn der Räuber nicht mehr fand, schob er, vor Zorn aus allen Poren dampfend, den Schneepflug zurück zur Polizeiwache und rammte ihn mit voller Wucht gegen das Gefängnis. Die Mauer stürzte ein, das Dach brach zusammen. Die Juckener Polizei hatte kein Gefängnis mehr. Und Grapsch, der von all der Anstrengung und Aufregung müde geworden war, ließ sich auf den Schneepflug fallen und fing an zu schnarchen. Die Polizisten häuften Decken auf ihn, damit er nicht erfror. Und eine große Menschenmenge stand in respektvollem Abstand um ihn herum und beobachtete mit Schauder, wie sich die Decken hoben und senkten. „Was nun?", seufzte der Bürgermeister. „Nicht einmal jetzt haben wir Ruhe vor ihm. Er ist eine Plage, egal, ob frei oder gefangen. Ich wollte, wir wären ihn los."
    „Dein Rat war einen Dreck wert!", schnauzte der Polizeihauptmann Stolzenrück seine Frau an, als er heimkam. „Die Straßen sind zwar frei, aber das Gefängnis ist kaputt!"
    „Alles kostet seinen Preis", antwortete sie gelassen. „Außerdem war's um diesen ollen Käfig sowieso nicht schade. Wie ich dich kenne, weißt du jetzt nicht, wohin mit dem Grapsch. Wie wär's denn mit dem Keller der Polizeiwache ?"
    Dieser Rat gab ihm wieder Auftrieb. Er zog sich die Krawatte zurecht, trank einen Kaffee und eilte hinüber zur Polizeiwache.
    Grapsch wurde vom Schneepflug abgeschweißt und in den Keller geschleift, wo er noch einen ganzen Tag weiterschlief. Und niemand wagte ihm die Stiefel von den Füßen zu ziehen. Wieder wanderte er von Wand zu Wand in dem halbdunklen Kellerloch. Es gefiel ihm hier besser als in der Zelle, denn es erinnerte ihn ein wenig an seine Höhle.
    Aber durch die winzige Luke sah er nur die Füße der Leute, die vorübergingen, nicht den Rabenhorster Wald. Das machte ihn traurig.
    Der Winter ging seinem Ende zu. Die Juckener feierten Karneval. In diesem Jahr war es unter den Juckener Männern Mode, sich als Räuber Grapsch zu verkleiden. In der ganzen Stadt wimmelte es von großen und kleinen, dicken und dünnen Grapschen, denen es Spaß machte, kleinen Kindern und alten Omas Angst einzujagen. Aber das gelang ihnen nur selten. Denn jeder wusste ja, dass der echte Grapsch eingesperrt war.
    Gegenüber der Polizeiwache entstand ein Rummelplatz mit Schießbuden, Geisterbahn und Karussell, Schiffsschaukel, Zuckerwatte-und Bratwurstständen. Von morgens bis abends dröhnte Musik, hallten Schüsse, kreischten die Geisterbahn- und Karussell fahren Tassilo Grapsch sehnte sich nach dem stillen Wald.

Ein Feuerwehrmann wird Hebamme

    Am Fastnachtssonntag stand plötzlich die Geisterbahn in Flammen. Alles stob auseinander. Die Sirene heulte, die Feuerwehr rückte an und löschte. Grapsch presste sein Gesicht ans Gitter und schaute zu. Ja, ja, die Feuerwehr. Jedes Jahr mindestens einmal war sie auch zu ihm in den Rabenhorster Wald gekommen, um die Polizisten zu retten, die auf der Suche nach ihm in den Sumpf gefallen waren. Beim letzten Mal war ja auch ein Feuerwehrmann in den Morast geraten. Grapsch hatte ihn herausgezogen und am nächsten Tag mit Olli bis zum Waldrand heimgeleitet. Ein netter Mensch. Er hatte niemandem verraten, wo die Räuberhöhle lag, obwohl das die Polizei doch gar zu gern gewusst hätte.
    Bald

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