Das große Buch vom Räuber Grapsch
Zeit lang mit mir in der Höhle gewohnt. Flinke, gewitzte Tierchen. Deshalb."
Das nächste Mädchen nannte Olli Lolita, nach einem Film, den sie mal in Juckenau angeschaut hatte, ohne dass Tante Hedwig etwas davon erfahren durfte.
„Gut, gut", sagte Grapsch ungeduldig. „Und jetzt ich: Ata\" „Aber Tassilo", rief Olli empört, „das ist doch Scheuerpulver!"
„Möglich", meinte Grapsch gelassen. „Aber so hieß meine Mutter."
Dagegen ließ sich nichts sagen, und nun kam Olli wieder dran. Sie wählte Tilli, denn so hatte eine ihrer Freundinnen in der Sparschweinfabrik geheißen. „Jetzt fehlt uns nur noch einer", sagte sie. „Der soll besonders schön sein. Gib dir Mühe, Tassilo." Grapsch überlegte lange. Mit einem Mal leuchteten seine Augen auf. Er befeuchtete seine Lippen mit der Zunge und sagte genießerisch: „Assilotl."
„Assilotl?", rief Olli entsetzt. „Das bedeutet doch nichts!"
„Dir kann man's aber auch gar nicht recht machen", maulte Grapsch gekränkt. „Bedeutet es etwas, bist du nicht zufrieden. Bedeutet es nichts, bist du auch nicht zufrieden. Jedes Wort kann ein Name sein. Man muss sich nur daran gewöhnen. Wenn du zum Beispiel Pups heißen würdest, hätt ich dich genauso gern!"
Max kam mit Quarka und Lisbeth in den Keller und steckte sie zu Olli und Grapsch in den Kessel. „Du, Olli, solltest jetzt ins Käm-merchen kommen", sagte er. „Alle sieben quäken vor Hunger. Ich kann dir alles abnehmen, nur nicht das Stillen."
So blieb's bei diesen sieben Namen, und Olli ließ Sisal, Ottilia, Iltis, Lolita, Ata, Tilli und Assilotl nacheinander an ihrer Brust trinken. Als Assilotl satt war, schrie Sisal schon wieder vor Hunger. Olli geriet in Panik.
„Wie soll ich das nur schaffen?", jammerte sie. „Die sieben hier, und dazu noch Quarlca, Lisbeth, Tassilo und den Garten versorgen! Noch nicht einmal Max hat was zu essen bekommen, seit er hier ist!"
„Ich hab mich schon selbst versorgt", rief Max mit vollem Mund durch das Fenster herein. „Ein Radieschen, und man ist satt. Dazu noch ein Schlückchen Meerschweinchenmilch, und man ist fit!"
„Ich bin ja auch noch da", grunzte Grapsch, der, noch rosig vom warmen Bad, mit Quarka und Lisbeth auf dem Schoß den sieben Tassiloiiis zusah. „Und vergiss Oma Lisbeth nicht."
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Olli atmete auf: Ach ja, Oma Lisbeth, die letzte Rettung. Und schon schallte hinterm Sumpf das Tatütata auf, und man hörte Max im Garten funken.
„Hurra, sie haben sie!", rief er zum Fenster herein. „Du sollst sie holen kommen, Tassilo. Nimm mich gleich mit hinüber. Hier ist im Augenblick alles Notwendige getan."
Er verabschiedete sich gerührt, schüttelte sogar den sieben Jüngsten behutsam die Händchen und kletterte dann auf Grapschs Schultern. Grapsch trabte los, Olli winkte.
Nicht lange danach tauchte Grapsch wieder auf und hatte Oma Lisbeth auf den Schultern sitzen, zusammen mit drei Hühnern und einem Hahn. Ihr Häuschen hatte sie zugeschlossen, aber das Federvieh aus dem Hühnerstall hatte sie mitnehmen müssen. Nun bekam sie das Kämmerchen. Das genügte ihr. Und sie stürzte sich, geschäftig, wie sie war, mit Wonne in den Grapschtrubel.
Unerhörter Besuch
Die sieben Tassiloiiis gediehen, dass es eine Pracht war, vor allem, seit ihnen Olli Meerschweinchenmilch zufütterte. Von Tag zu Tag nahmen sie an Gewicht, Haaren und Geschrei zu, düngten eifrig, bekamen Zähne, lernten laufen.
Und die beiden Ältesten? Lisbeth konnte sich nun schon auf die Zehen stellen und in Oma Lisbeths Töpfen rühren, und Quarka geriet ganz nach dem Vater: Sie war schon fast so groß wie ihre Mutter und hatte solche Kräfte, dass sie Lisbeth in die Luft werfen und wieder auffangen konnte. Alles, was Grapsch tat, versuchte sie nachzuahmen. Sie rülpste und schmatzte schon fast so laut wie er. Auch Olli ging es gut. Grapsch brauchte ja nicht mehr zu rauben. Es gab Riesengemüse, Riesenobst und Riesenkartoffeln in Hülle und Fülle, und Oma Lisbeths Hühner, enorm gewachsen, legten unentwegt kürbisgroße Eier. Olli gab ihrer Familie längst nicht alle Meerschweinchenmilch zu trinken, sondern bereitete daraus Meerschweinchenbutter, Meerschweinchenkäse und Meerschweinchenquark zu. Grapsch musste deshalb noch eine zweite Scheune für alle Wintervorräte und einen richtigen Stall für die Meerschweinchen bauen.
Wie also hätte Olli, mitten in so viel Überfluss und Mutter von neun so prächtigen Töchtern, nicht zufrieden, ja glücklich sein können ? Was machte es
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