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Das große Buch vom Räuber Grapsch

Das große Buch vom Räuber Grapsch

Titel: Das große Buch vom Räuber Grapsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gudrun Pausewang
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eine besondere Begabung für den Umgang mit winzigen Melkmaschinen. Gleich am ersten Tag bekam sie schon einen ganzen Viertelliter Milch zusammen, obwohl sie noch ihre Schwierigkeiten hatte, die Männchen von den Weibchen und die Gemolkenen von den Ungemolkenen zu unterscheiden. Da baute ihr Max noch schnell ein Trenngatter für die Gemolkenen, das sie öffnen konnte, sobald sie mit dem Melken fertig war. Den Viertelliter teilte Olli in fünf Teile. Den fünften Teil bekam Max als Abschiedstrunk, bevor er mit seinem leeren Sack heimkehrte.
    Eine gute neue Zeit begann für die Grapsche, eine geradezu fette Zeit: Tassilos Muskeln schwollen wieder an, seine Schultern gingen in die Breite, sein Nacken wurde noch kräftiger, als er schon war. Olli wurde immer dicker, Quarka bekam Speckfalten, Lisbeth Hängebäckchen. Mit neuen Kräften machten sich die Grapsche an die Frühjahrsgartenarbeit: Sie legten Beete an, besäten und bepflanzten sie und düngten sie üppig.
    „Esst und scheißt, ihr Leute!", trieb Grapsch seine Familie an. „Wer nicht scheißt, wird auch nicht ernten."
    Von Woche zu Woche rückte er das Klomobil weiter. Beet um Beet wurde reichlich versorgt, auch schon von Quarka und Lisbeth. Beide Kinder wuchsen fast so schnell wie Ollis Garten-Allerlei. Lag's an der Meerschweinchenmilch? Der Schnittlauch stand so hoch wie Schilf, die Bohnen spönnen das ganze Räuberhaus ein, die Zwiebeln waren so dick wie Grapschs Kopf, die Radieschen wie Fußbälle, die Gurken wie Rübezahlkeulen. Das Kraut der Möhren schoss in die Höhe und wurde zu einem Wäldchen, in dessen Schatten die Kinder schlummerten und Olli Windeln nähte. Sogar die Raupen hatten die Größe von Biskuitrollen! Und die Meerschweinchen, die grapschgedüngtes Grünzeug fraßen, wurden dick wie Möpse und vermehrten sich so heftig, dass Grapsch größere Gatter bauen und schließlich die Männchen von den Weibchen trennen musste.
    Was aber geschah mit Olli ? Bald war sie breiter als hoch. Sie wurde Grapsch richtig unheimlich.
    „Wahrscheinlich wird das Neue ein so gewaltiger Brocken wie du", meinte sie zu ihm, als sie eines Maiabends wieder einmal zusammen auf der Ofentür am Sumpfrand saßen und dem Geklapper des Windrades zuhörten. „Und sicher wird's diesmal ein Junge."
    „Ein gut gedüngter", sagte Grapsch. „Oder sogar zwei."
    „Dann muss Oma Lisbeth her", seufzte Olli. „Vier Kleine - nicht auszudenken. Eins brüllt immer. Wie komm ich da zum Schlafen?" Grapsch schaute träumerisch auf den Sumpf hinaus, über dem die Libellen tanzten, und flüsterte zärtlich: „Wenn's ein Junge wird, soll er Ollo heißen."
    Diesen Namen fand auch Olli bezaubernd. Sie wisperte in Grapschs Bart: „Und wenn's zwei sind, heißt der andere Tassi!"
    Quarka kam angewackelt, Lisbeth kroch ihr nach. Sie wollten auch in den Bart.
    „Kommt her, Kinder", rief Olli, „auf eurem Vater ist für alle Platz."
    Es war ein so friedlicher Abend, dass Grapsch misstrauisch wurde. Die Polizei hatte sich in diesem Jahr noch nicht sehen lassen. Wachsamkeit tat not.
    Olli aber wurde von Tag zu Tag fülliger, sie war wie ein Luftballon, den man aufblies.
    „Wenn du nur nicht platzt!", sorgte sich Grapsch und empfahl ihr, das Geburtskämmerchen nicht zu verlassen, bis es so weit war. „Wo denkst du hin?", rief Olli empört. „Da passe ich ja gar nicht mehr hinein! Außerdem muss ich heute die Radieschen ernten." Und sie ließ ihn allein mit seinen bangen Ahnungen und lief hinaus. Sie konnte sich nur noch mit knapper Not durch die Tür quetschen. „Wenn du weiter so schwillst, kommst du heute Abend nicht mehr ins Haus", seufzte Grapsch.
    Aber am Abend dieses himmelblauen Augusttages war sie wieder dünn. Das kam so: Erschöpft von dem anstrengenden Gezerre an den fußballgroßen Radieschen ruhte sich Olli für eine Weile bei Kofferradiomusik im Möhrenwäldchen aus. Da merkte sie, dass es so weit war. Noch bevor sie ins Haus laufen konnte, ging's los mit dem Kinderkriegen. „Tassilo", rief sie schrill, „setz Quarka und Lisbeth ins Laufgitter!"
    Grapsch, der gerade eine Scheune für das Meerschweinchenheu und die ungeheure Gartenernte baute, ließ den Baumstamm fallen, den er auf der Schulter trug. Als er im Möhrenwäldchen ankam, war das Neue schon da. Ein ziemlich kleines Mädchen. Grapsch staunte: Wie hatte dieses Minikind Olli so dick machen können? „Das ist noch nicht alles", stöhnte Olli.
    „Und wieder passiert's nicht im Geburtskämmerchen!", schimpfte

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