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Das große Doppelspiel

Das große Doppelspiel

Titel: Das große Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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draußen bin, werde
ich Sie am ersten Abend nach Piccadilly ins Rainbow Corner führen.
Der beste Kaffee in London und großartiger Swing zum
Tanzen.«
    Sie wurde rot und ging lachend hinaus. Er saß da
und rauchte und schaute in den Garten. Nach einer Weile klopfte es, und
Jack Carter kam, in einer Hand seinen Stock und in der anderen eine
Aktenmappe, ins Zimmer gehumpelt.
    »Morgen, Craig.«
    Craig sprang freudig auf. »Jack!
Großartig, Sie nach all der Zeit wiederzusehen. Sie arbeiten also
noch für den alten Ba­ stard.«
    »O ja.« Carter setzte sich und klappte die
Aktentasche auf. »Dr. Baum sagt, es geht Ihnen viel
besser.«
    »Das hat er mir auch erzählt.«
    »Gut. Der General möchte, daß Sie
einen Job für ihn ma­ chen, das heißt, wenn Sie sich gut
genug fühlen.«
    »Schon? Was hat er vor? Mich umbringen?«
    Carter hob die Hand. »Craig, hören Sie sich
bitte an, was ich zu sagen habe. Es ist keine gute Nachricht. Diese
Freundin von Ihnen, Anne-Marie Trevaunce …«
    Craig nahm eine Zigarette. »Was ist mit ihr?«
    »Der General wollte sie unter vier Augen
sprechen. Eine große Sache steht bevor. Sehr groß.«
    Craig zündete die Zigarette an. »Ist es das nicht immer?«
    »Nein, diesmal ist es wirklich von
größter Wichtigkeit. Hm, wir schickten eine Lysander
rüber, um sie zu holen, und ich fürchte, es ging verdammt
schief.« Er reichte Craig eine Akte. »Da. Lesen Sie
selbst.«
    Craig trat zur Fensterbank, klappte die Akte auf und
fing an zu lesen. Nach einer Weile schlug er sie mit
zusammengepreß­ ten Lippen zu.
    Carter sagte: »Es tut mir leid. Es ist ziemlich schlimm.«
    »So schlimm, wie es nur sein kann. Eine Horrorstory.«
    Er saß da und dachte an Anne-Marie, den
geschminkten Mund, die Arroganz, die wundervollen Beine in den dunklen
Seidenstrümpfen, die unvermeidliche Zigarette. So verdammt
aufreizend und so umwerfend, und jetzt …
    Carter sagte: »Wußten Sie etwas von dieser
Zwillingsschwe­ ster in England, dieser Geneviève
Trevaunce?«
    »Nein.« Craig gab ihm die Akte
zurück. »Anne-Marie hat nie von ihr erzählt, nicht mal
in den alten Tagen. Ich wußte allerdings, daß ihr Vater
Engländer war. Sie erzählte mir ein­ mal, Trevaunce sei
ein Name aus Cornwall. Ich habe immer geglaubt, der Vater sei
tot.«
    »Das ist er keineswegs. Er ist Arzt und lebt im
nördlichen Cornwall. In einem Dorf, das Saint Martin
heißt.«
    »Und die Tochter? Diese Geneviève?«
    »Sie ist Krankenschwester hier in London, im
Saint Bartho­ lomew’s Hospital. Sie hatte kürzlich eine
schwere Grippe. Sie hat jetzt sechs Wochen Genesungsurlaub und
verbringt ihn bei ihrem Vater in Saint Martin.«
    »Und?« sagte Craig.
    »Der General möchte, daß Sie
hinfahren und sie besuchen.« Carter zog einen großen
weißen Umschlag aus der Aktentasche und reichte ihn Craig.
»Dies wird Ihnen sagen, wie wichtig es ist, daß Sie uns in
dieser Sache helfen.«
    Craig öffnete den Umschlag, nahm den maschinengeschrie­ benen Brief heraus und fing an, ihn langsam zu lesen.
    4

    Gleich hinter Saint Martin war ein kleiner Hügel,
kaum mehr als eine Erhebung, ein verwunschener Ort ohne Namen, der auf
Spezialkarten als mutmaßlicher Überrest einer
Befestigungsan­ lage aus römischer Zeit bezeichnet war. Er war
Geneviève Tre­ vaunces Lieblingsplatz. Von der Kuppe aus
konnte sie zum Mündungsdelta hinüberschauen, wo die Brandung
über trügeri­ sche Untiefen gischtete, und nur die
Seevögel leisteten ihr Ge­ sellschaft.
    Sie war nach dem Frühstück ein letztes Mal
hinaufgegangen. Gestern abend hatte sie widerstrebend der Tatsache ins
Auge gesehen, daß es ihr wieder gutging, und laut den
BBCNachrichten waren die Luftangriffe auf London heftiger ge­
worden. Jetzt brauchten sie auf den Notstationen von Saint
Bartholomew’s sicher dringend jeden, den sie bekommen konnten.
    Es war ein schöner milder Tag, einer der Tage,
die es nur in Nord-Cornwall gibt und nirgendwo anders, mit einem sehr
blauen Himmel und einer strahlend weißen Brandung unten
längs der Sandbank. Sie empfand zum erstenmal seit Monaten einen
uneingeschränkten Frieden mit sich. Entspannt und glücklich
drehte sie sich um und schaute hinunter auf das Dorf, sah ihren Vater
im Garten des alten Pfarrhauses arbeiten. Und dann bemerkte sie in
einiger Entfernung vom Dorf ein Auto. In diesem Stadium des Krieges, wo
Benzin streng rationiert war, bedeutete das gewöhnlich Arzt oder
Polizei, doch als der Wa­ gen näher kam, sah sie, daß er
stumpfgrün

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