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Das große Doppelspiel

Das große Doppelspiel

Titel: Das große Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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gestrichen war, in der Farbe von
Militärfahrzeugen.
    Das Auto hielt vor der Gartenpforte des
Pfarrhauses, und ein Mann in Uniform stieg aus. Geneviève setzte
sich sofort in Bewegung und ging den Hügel hinunter. Sie sah, wie
ihr Vater sich aufrichtete, seinen Spaten abstellte und zur Pforte
ging. Die beiden Männer wechselten einige Worte, und dann
schrit­ ten sie den Gartenweg hinauf und traten ins Haus.
    Sie brauchte nicht mehr als drei oder vier Minuten, um
das Haus zu erreichen. In dem Augenblick wurde die Haustür ge­
öffnet, und ihr Vater kam heraus.
    In seinem Gesicht arbeitete etwas furchterregend, und
seine Augen blickten stumpf. Sie legte ihm die Hand auf den Arm.
»Was ist los? Was ist passiert?«
    Er sah sie einen Moment an, schien sie erst jetzt
wahrzu­ nehmen und trat dann wie von Entsetzen gepackt zurück.
»An­ ne-Marie«, sagte er rauh. »Sie ist tot.
Anne-Marie ist tot.«
    Er drängte sich an ihr vorbei und hastete zur
Kirche. Er überquerte halb im Laufschritt den Friedhof und betrat
die Vorhalle. Die große Eichentür fiel mit einem dumpfen
Knall ins Schloß.
    Der Himmel war immer noch sehr blau, die Krähen
in den Bäumen hinter dem Kirchturm krächzten. Nichts hatte
sich geändert, und doch war auf einmal alles anders. Sie stand da
und erschauerte vor Kälte. Keinerlei innere Bewegung, nur eine
Leere.
    Hinter ihr näherten sich Schritte. »Miss Trevaunce?«
    Sie drehte sich langsam um. Die Uniform – eine
olivgrüne Kampfuniform unter einem offenen Trenchcoat – war
ameri­ kanisch. Ein Major mit mehreren Ordensspangen,
überraschend viele für einen so jungen Mann. Die Mütze
war über goldblon­ dem Haar etwas nach hinten geschoben. Ein
glattes Gesicht, das nichts preisgab, mit Augen so grau wie der
Atlantik im Winter. Er öffnete den Mund und schloß ihn dann
wieder, wie unfähig, etwas zu sagen.
    Sie sagte: »Ich glaube, Sie bringen uns eine schlechte Nach­
    richt, Major?«
    »Osbourne.« Er räusperte sich.
»Craig Osbourne. Großer Gott, Miss Trevaunce …, aber
einen Augenblick lang war mir tatsächlich, als sähe ich einen
Geist.«

    In der Diele nahm sie seinen Trenchcoat und
öffnete die Tür zum Besuchszimmer. »Wenn Sie schon
hineingehen würden, ich bitte nur rasch die Haushälterin, uns
einen Tee zu machen. Ich fürchte, wir haben keinen Kaffee im
Haus.«
    »Sehr freundlich von Ihnen.«
    Sie steckte den Kopf in die Küche.
»Könnten wir einen Tee haben, Mrs. Trembath? Ich habe
Besuch. Vater ist in der Kir­ che. Ich fürchte, wir haben eine
schlechte Nachricht erhalten.«
    Die Haushälterin wandte sich vom Spülbecken
ab und wischte sich die Hände an der Schürze trocken. Sie war
eine große, hagere Frau, mit dem stillen und zugleich markanten
Gesicht der Frauen aus Cornwall und aufmerksam blickenden blauen Augen.
»Anne-Marie, nicht wahr?«
    »Sie ist tot«, sagte Geneviève nur und schloß die Tür.
    Als sie ins Besuchszimmer trat, stand Craig am Kamin
und betrachtete ein Foto, das auf dem Sims stand. Es zeigte AnneMarie
und Geneviève als kleine Mädchen.
    »Schon damals gab es so gut wie keinen Unterschied«, sagte er. »Es ist frappierend.«
    »Ich nehme an, Sie haben meine Schwester gekannt?«
    »Ja. Ich habe sie 1940 in Paris kennengelernt.
Ich war da­ mals Journalist. Wir wurden Freunde. Ich wußte,
daß ihr Vater Engländer war, aber sie hat ehrlich gesagt nie
von Ihnen ge­ sprochen. Kein Wort davon, daß Sie
existierten.«
    Geneviève Trevaunce gab keinen
Kommentar dazu ab. Sie setzte sich in einen der Ohrensessel am Kamin
und sagte ruhig: »Haben Sie eine lange Fahrt hinter sich,
Major?«
    »Von London.«
    »Das ist weit.«
    »Nicht so schlimm. Heutzutage ist kaum noch Verkehr auf den Straßen.«
    Ein unbehagliches Schweigen entstand, aber sie konnte
nicht mehr länger warten. »Wie ist meine Schwester
gestorben?«
    »Bei einem Flugzeugabsturz«, antwortete Craig.
    »In Frankreich?«
    »Ja.«
    »Woher wissen Sie das?« fragte
Geneviève. »Frankreich ist von den Deutschen
besetzt.«
    »Wir haben unsere
Kommunikationskanäle«, sagte er. »Die Leute, für
die ich arbeite.«
    »Und wer sind sie?«
    Die Tür ging auf, und Mrs. Trembath kam mit einem
Tablett herein, das sie vorsichtig auf einen Teetisch stellte. Sie warf
einen kurzen Blick auf Osbourne und zog sich wieder zurück.
Geneviève schenkte den Tee ein.
    »Ich muß sagen, daß Sie es bemerkenswert gefaßt aufneh­ men«, sagte er.
    »Und Sie sind meiner Frage ausgewichen, dabei
nehmen Sie das nicht

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