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Das große Doppelspiel

Das große Doppelspiel

Titel: Das große Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Sie mich verstehen.«
    Er antwortete nicht, stand nur auf und ging unruhig
hin und her. »Wir haben Informationen über eine Konferenz
erhalten, die die Nazis abhalten wollen. Über etwas sehr
Wichtiges, so wichtig, daß unsere Leute mit Anne-Marie
persönlich sprechen mußten. Sie täuschte einen kurzen
Urlaub in Paris vor, und wir schickten ein Flugzeug rüber, um sie
zu holen. Sie sollte für eine Einsatzbesprechung nach England
gebracht und dann wie­ der zurückgeflogen werden.«
    »Ist das normal?«
    »Es wird oft gemacht, ein ziemlich
regelmäßiger Pendelver­ kehr. Ich habe es auch schon
getan. Sie sollte nach SaintMaurice fahren und dort den Zug nach Paris
nehmen. Aber in Wahrheit kümmerten unsere Leute sich um den Wagen,
und sie wurde mit einem Laster zu dem Feld gebracht, auf dem die
Lysander landen sollte.«
    »Was ist schiefgegangen?«
    »Nach unseren Résistance-Quellen wurden
sie kurz nach dem Start von einem deutschen Jäger abgeschossen.
Die Ma­ schine scheint noch in der Luft explodiert zu sein.«
    »Oh«, sagte Geneviève nur.
    Er blieb stehen und sagte zornig zu ihr: »Macht Ihnen das nichts aus? Ist es Ihnen gleichgültig?«
    »Major Osbourne«, entgegnete sie,
»als ich dreizehn war, brach Anne-Marie mir den rechten Daumen,
gleich an zwei Stellen.« Sie hielt ihn hoch. »Sehen Sie, er
ist immer noch ein bißchen gekrümmt. Sie sagte, sie wolle
sehen, wieviel Schmer­ zen ich ertragen könnte. Sie benutzte
einen altmodischen Nuß­ knacker – die Dinger, die man
sehr fest zuschrauben muß. Sie sagte, ich dürfe nicht
schreien, ganz gleich, wie weh es täte, weil ich eine Voincourt
sei.«
    »Mein Gott!« flüsterte er.
    »Und ich habe nicht geschrien. Ich verlor
einfach das Be­ wußtsein, als der Schmerz unerträglich
wurde, aber da war der Schaden schon angerichtet.«
    »Was geschah dann?«
    »Nichts. Ein dummer Streich mit bösen Folgen, das war al­
    les. Was meinen Vater betraf, konnte sie einfach nichts Schlimmes
anstellen.« Sie schenkte sich Tee nach. »Übrigens,
wieviel von all dem haben Sie ihm erzählt?«
    »Ich habe nur gesagt, wir hätten über
unseren Nachrichten­ dienst erfahren, daß sie bei einem
Autounfall ums Leben ge­ kommen sei.«
    »Aber warum haben Sie es mir erzählt und ihm nicht?«
    »Weil Sie so aussehen, als könnten sie es verkraften, und er sah nicht so aus.«
    Er log, das wußte sie sofort, aber
in diesem Moment ging ihr Vater am Fenster vorbei. Sie stand auf.
»Ich muß sehen, wie es ihm geht.«
    Während sie zur Tür ging, sagte Craig:
»Es geht mich ja nichts an, aber ich würde sagen, daß
Sie die letzte sind, die er jetzt sehen will.« Diese Feststellung
tat weh, schrecklich weh, weil sie tief in ihrem Herzen wußte,
daß es stimmte. »Sie um sich zu haben, wird es nur noch
schlimmer für ihn machen«, sagte er beruhigend.
»Jedesmal, wenn er Sie sieht, wird er ei­ nen
Sekundenbruchteil lang denken, es wäre sie.«
    »Hoffen, es wäre sie, Major Osbourne,
hoffen«, verbesserte Geneviève ihn. »Was würden
Sie denn vorschlagen?«
    »Ich fahre jetzt gleich zurück nach London, wenn das eine Hilfe ist.«
    Da sah sie es, wußte es ohne den Schatten eines
Zweifels. »Sie sind nur deshalb hergekommen, nicht wahr?
Meinetwe­ gen?«
    »Ja, Miss Trevaunce.«
    Sie drehte sich um und ließ ihn am Kamin sitzen, ging hin­ aus und machte die Tür hinter sich zu.

    Ihr Vater arbeitete wieder im Garten, jätete
Unkraut und warf es in eine Schubkarre. Die Sonne schien, der Himmel
war blau. Es war immer noch ein schöner milder Tag, als ob nichts
geschehen wäre.
    Er richtete sich auf und sagte: »Du fährst mit dem Nachmit­ tagszug von Padstow?«
    »Ich dachte, du möchtest vielleicht,
daß ich noch eine Weile hierbleibe. Ich könnte das
Krankenhaus anrufen, alles erklären und um
Urlaubsverlängerung bitten.«
    »Würde es etwas ändern?« Seine
Hände zitterten leicht, als er seine Pfeife anzündete.
    »Nein«, sagte Geneviève bedrückt. »Ich glaube nicht.«
    »Warum solltest du dann bleiben?« Er wandte sich wieder dem Unkraut zu.

    Sie ging in ihrem kleinen Zimmer hin und her,
vergewisserte sich, daß sie nichts vergessen hatte, und blieb
dann am Fenster stehen und beobachtete ihren Vater, der immer noch
draußen arbeitete. Hatte er Anne-Marie nur deshalb mehr geliebt
als sie, weil er sie nicht bei sich haben konnte? War es das? Sie hatte
nie das Gefühl gehabt, daß es irgendwelche Ähnlichkeit
zwi­ schen ihr und dem Rest der Familie gab. Das einzige

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