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Das große Doppelspiel

Das große Doppelspiel

Titel: Das große Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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glaube, wenn ich mich recht erinnere, es war Life, als die Deutschen Paris 1940 einnahmen.«
    »Ja, er lernte damals meine Schwester kennen. Haben Sie sie gekannt?«
    »Nein, nicht persönlich. Er half dann einer
Untergrundorga­ nisation, die Juden nach Spanien schmuggelte und
dann weiter nach Amerika oder in ein anderes Land schleuste, und
wäre um ein Haar von den Deutschen geschnappt worden, als sie
dahin­ terkamen, was er in Wirklichkeit machte. Da kam er zum
er­ stenmal nach England und trat in den englischen Geheimdienst
ein. Als die Amerikaner dann in den Krieg eintraten, wurde er zum OSS
versetzt.« Sie zuckte wieder mit den Schultern. »Al­
les nur Namen. Sie machen alle dasselbe. Kämpfen denselben
Krieg.«
    »Er ist nach Frankreich zurückgegangen?«
    »Er wurde zweimal mit dem Fallschirm abgesetzt. Beim drit­
    tenmal brachten sie ihn mit einer Lysander hin. Er leitete ein
paar Monate lang eine Sabotageeinheit der Résistance im
Loire-Tal, aber dann wurden sie verraten.«
    »Wohin ist er gegangen?«
    »Nach Paris, er wollte sich in einem Café am Montmartre
    verstecken, das als Zwischenstation für die geheime Fluchtrou­ te nach Spanien diente …« Sie verstummte.
    »Und?«
    »Die Gestapo wartete schon. Sie brachten ihn in ihr Haupt­ quartier in der Rue des Saussaies.«
    »Weiter«, drängte Geneviève, die plötzlich blaß geworden war.
    »Er wurde fotografiert, sie nahmen seine
Fingerabdrücke, die ganze Prozedur, einschließlich eines
brutalen Verhörs, das drei Tage dauerte. Achten Sie mal auf seine
Hände. Seine Fin­ gernägel sind deformiert, weil sie ihm
damals ausgerissen wur­ den.«
    Geneviève fühlte eine Übelkeit in sich aufsteigen. »Und wie ist er entkommen?«
    »Er hatte Glück. Ein Wagen, der ihn in ein
Gefängnis brin­ gen sollte, stieß mit einem Laster
zusammen. Er konnte bei dem Durcheinander weglaufen und versteckte sich
in einer Kirche. Der Pfarrer, der ihn fand, setzte sich mit meinem Mann
in Verbindung, der damals in jenem Teil von Paris die Unter­
grundbewegung leitete.«
    »Und wer lenkte die Gestapo ab, als Sie und Craig flohen?«
    »Lassen Sie mich erklären,
Chérie«, sagte Julie geduldig. »Craig konnte kaum
gehen, weil sie auch etwas mit seinen Fü­ ßen gemacht
hatten.« Sie griff nach Genevièves Hand und hielt sie
einen Moment lang ganz fest. »Es war kein HollywoodFilm mit Errol
Flynn, den man sich Samstagabend im Kino an der Ecke ansieht. Es war
die Realität. Es ist das, was drüben jeden Tag passiert. Und
diese Dinge könnten auch Ihnen pas­ sieren. Sie müssen
sie von nun an einkalkulieren. Nach Don­ nerstag nacht wird es zu
spät sein.«
    Geneviève saß da und starrte sie an. Julie fuhr fort. »Wir
    wurden in einem Gemüsetransporter nach Amiens gebracht. Drei Tage später schickten sie ein Flugzeug.«
    »Was ist danach mit Craig geschehen?«
    »De Gaulles Freie Franzosen machten ihn zum
Kommandeur der Ehrenlegion, seine eigenen Leute gaben ihm das
Flieger­ kreuz und überredeten ihn, dem OSS beizutreten. Die
Ironie dabei ist, daß er jetzt wieder unter Dougal Munros Befehl
ge­ kommen ist.«
    »Stimmt mit dem etwas nicht?« fragte Geneviève.
    »Ich glaube, er ist jemand, der den Tod
sucht«, erwiderte Ju­ lie. »Ich denke manchmal, er
weiß nicht, was er mit sich anlan­ gen soll, wenn er den
Krieg überlebt.«
    »Das ist doch Unsinn«, sagte Geneviève heftig, aber sie er­ schauerte.
    »Vielleicht«, konzedierte Julie
achselzuckend. »Aber Ihr Brief … Sie haben ihn immer noch
nicht gelesen.«
    Sie hatte natürlich recht, und Geneviève
las den Brief end­ lich. Als sie fertig war, knüllte sie ihn
zusammen.
    »Eine schlechte Nachricht?« fragte Julie.
    »Eine Einladung zu einer Party an diesem
Wochenende. Ich hätte ja ohnehin nicht hingehen können. Ein
Junge von der RAF, den ich letztes Jahr kennengelernt habe, ein
Bomberpi­ lot.«
    »Haben Sie sich verliebt?«
    »Nicht wirklich. Ich glaube, ich habe mich
überhaupt noch nie verliebt, jedenfalls nicht richtig. Ich komme
mir vor wie auf einer lebenslangen Wanderschaft.«
    Julie lachte. »In Ihrem Alter, Chérie?«
    »Wir sind eine Zeitlang zusammen
gegangen. Mehr war nicht. Ich glaube, es war vor allem geteilte
Einsamkeit.« »Und dann?«
    »Er machte mir einen Heiratsantrag, kurz bevor er in den Nahen Osten versetzt wurde.«
    »Und Sie haben ihm einen Korb gegeben?«
    »Er ist gerade zurückgekommen. Auf Urlaub bei seinen El­ tern in Surrey.«
    »Und hofft immer noch?«
    Geneviève

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