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Das große Doppelspiel

Das große Doppelspiel

Titel: Das große Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Knie
sank.
    Edge fuhr herum und hatte Geneviève an der
Kehle gepackt, als Craig Osbourne im Laufschritt durch die Tür
kam. Er boxte ihn mit einem schweren Hieb in die Nieren. Edge schrie
auf, und Craig schlug noch einmal zu, nahm ihn dann am Nacken und
schleifte ihn ins Freie.
    Als er sich umwandte, sah er, wie Geneviève
Hare auf die Füße half. Der Commander lächelte
wehmütig. »Ich tauge wirklich zu nichts mehr.«
    »Für mich werden Sie immer ein Held sein«, sagte Geneviè­ ve.
    »Hören Sie«, sagte
Craig, »was zählt, ist die Absicht. Kom­ men Sie, ich
spendiere Ihnen einen Drink. Und Sie« – er wand­ te
sich an Edge – »wenn Sie noch mal so was versuchen,
brin­ ge ich Sie vors Kriegsgericht.«
    Sie ließen Edge, der immer noch auf allen vieren
kroch und nach Luft schnappte, zurück und gingen zusammen den Weg
zum Dorf hinunter.

    Sie konnte sich noch nicht wie Anne-Marie anziehen.
Ihre Koffer waren noch im Rolls-Royce, den René in der Umge­
bung von Saint-Maurice versteckt hatte. Julie hatte jedoch ein blaues
Seidenkleid aus der Zeit vor dem Krieg aufgetrieben, und als sie nach
unten ging und am Fuß der Treppe stehen­ blieb, fand sie ihr
Bild in dem großen Drehspiegel so befriedi­ gend, daß
sie ein klein wenig alarmiert war.
    Julie hatte den Tisch in der Bibliothek mit dem besten
Ge­ schirr gedeckt, das das Herrenhaus bieten konnte. Altes
Ster­ lingsilber, Tischtuch und Servietten aus feinstem irischem
Lei­ nen, erlesenes Porzellan. Die Atmosphäre war anheimelnd,
und die einzigen Lichtquellen waren die flackernden Kerzen im silbernen
Leuchter und die Flammen im Kamin.
    Julie, die in ihrem »kleinen Schwarzen«
aus Frankreich ganz hinreißend aussah, hatte ihr Haar mit einer
Samtschleife nach hinten gebunden und trug eine weiße
Schürze über dem Kleid. Sie bestand darauf, in der Küche
alles selbst zu machen, und ließ sich nur von René helfen,
der den Kellner spielte.
    »Dies ist ein französischer Abend«,
sagte sie. »Niemand an­ ders darf einen Finger rühren.
Und jetzt, wo der General, Gott segne ihn, nicht mehr da ist, wird das
Essen unverfälscht fran­ zösisch sein, mes amis.«
    Es war köstlich. Ein Leberpâté auf
Toast, Lammkeule mit Kräutern, junge Kartoffeln aus Cornwall,
grüner Salat und da­ nach eine Komposition aus Früchten
und Schlagsahne, die im Mund zerging.
    »Ich dachte, es sei Krieg«, bemerkte Craig, während er um
    den Tisch herumging und nachschenkte. Er sah in seiner Uni­ form sehr attraktiv aus.
    Martin Hare saß gegenüber von
Geneviève. Er spielte auch heute abend den Offizier der
Kriegsmarine und hatte sich für den feierlichen Anlaß eine
Krawatte umgebunden und eine hohe Auszeichnung um den Hals
gehängt.
    Geneviève berührte seinen Arm. »Was ist das für ein Or­ den?« fragte sie.
    »Das Ritterkreuz.«
    »Wofür bekommt man es?«
    »Es entspricht ungefähr unserer
Kongreß-Ehrenmedaille oder Ihrem Viktoriakreuz. Es bedeutet
gewöhnlich, daß sein Träger eigentlich tot sein
müßte.«
    Geneviève wandte sich zu Craig. »Sagten Sie nicht, Max Priem hätte so eines?«
    »Mit Eichenlaub und Schwertern«,
antwortete Craig. »Das heißt, drei Auszeichnungen. Der
Bursche lebt wirklich von geborgter Zeit.«
    »Aber er muß sehr tapfer sein«, bemerkte sie.
    »Da gibt’s wohl keinen Zweifel.« Craig hob
das Glas. »Trinken wir diesen ausgezeichneten Champagner auf das
Wohl der tapferen Männer überall auf der Welt.«
    Julie kam mit dem Kaffeetablett herein.
»Wartet«, sagte sie, stellte das Tablett hastig ab und nahm
ihr Glas.
    Das Feuer flackerte wie von einem
plötzlichen Luftzug er­ faßt. Der Champagner rann ihr
eiskalt die Kehle hinunter, und Geneviève erschauerte und bekam
eine Gänsehaut, als stünde sie in einer kühlen Brise. In
dem großen Spiegel über dem Ka­ min sah sie die
Fenstertür mit den zugezogenen Vorhängen, und dann bauschten
die Vorhänge sich ins Zimmer, wurden ein Stück
auseinandergezogen, und drei Männer kamen ins Zim­ mer und
blieben stehen.
    Sie schienen geradewegs aus dem Buch mit den deutschen
Uniformen zu kommen, das Craig ihr gezeigt hatte, Fallschirm­
jäger mit randlosen Stahlhelmen und den eigentümlichen
lan­ gen Tarnjacken. Zwei von ihnen, gefährlich aussehende
Bur­ schen, hatten eine Maschinenpistole in Anschlag. Der Mann in
der Mitte hatte eine ähnliche Waffe so um den Hals, daß sie
quer vor seiner Brust hing, und zielte mit einer Walther mit
Schalldämpfer – ähnlich dem, den Craig ihr

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