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Das große Doppelspiel

Das große Doppelspiel

Titel: Das große Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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französischen Kanalküste.
Über der Legende stand »Vorläufige Ziele –
Invasion«. Wäh­ rend sie dort stand und auf die Karte
blickte, ging die andere Tür auf, und Munro kam herein.
    »Oh, da sind Sie ja.« Dann runzelte er die
Stirn, kam mit schnellen Schritten zum Tisch und rollte die Karte
zusammen. Sie hatte das Gefühl, er wollte etwas sagen,
überlegte es sich dann aber anders. Er nahm die Karte, steckte sie
in die Akten­ mappe und schloß diese. Dann sagte er:
»Kaum zu fassen, wie verändert Sie aussehen.«
    »Nicht wahr.«
    »Haben sie Ihnen die Hölle heiß
gemacht?« bemerkte er dann und lächelte. »Nein,
antworten Sie besser nicht. Ich weiß, wie Craig arbeitet.«
Er stand mit den Händen auf dem Rücken am Schreibtisch und
machte plötzlich ein sehr ernstes Gesicht. »Ich weiß,
es ist nicht leicht für Sie gewesen, nichts von all dem hier, aber
ich kann gar nicht genug betonen, wie wichtig diese Sache ist. Wenn der
große Tag kommt, wenn wir mit der Invasion des Kontinents
beginnen, wird die Schlacht schon am Strand gewonnen werden
müssen. Sobald wir dort einen Brük­ kenkopf haben, ist
der Sieg nur noch eine Frage der Zeit. Das wissen wir – und die
Deutschen auch.«
    Es klang, als hielte er eine Ansprache vor einer Gruppe jun­ ger Offiziere.
    »Und deshalb haben sie Rommel die
Koordinierung ihrer Verteidigungsmaßnahmen am Atlantikwall
übertragen. Jetzt werden Sie verstehen, warum die Informationen,
die Sie uns über die Konferenz am Wochenende beschaffen
können, wo­ möglich von entscheidender Bedeutung sein
werden.«
    »Natürlich«, sagte sie. »Ich kann auf einen Streich den Krieg für Sie gewinnen.«
    Er rang sich ein Lächeln ab. »Das
gefällt mir an Ihnen, Ge­ neviève. Ihr Sinn für
Humor.« Er griff nach seinem Mantel. »Also, ich muß
jetzt weiter.«
    »Wie wir alle«, sagte sie. Und dann:
»Sagen Sie, General, macht Ihre Arbeit Ihnen eigentlich
Spaß? Befriedigt sie Sie?«
    Er nahm die Aktentasche, und als er sie ansah, waren
seine Augen glanzlos. »Auf Wiedersehen, Miss Trevaunce«,
sagte er förmlich. »Ich freue mich darauf, von Ihnen zu
hören.« Damit ging er hinaus.

    Als Craig zurückkam, stand sie am Feuer. »Ist er weg?«
    »Ja. Er war ziemlich sauer. Was haben Sie gesagt?«
    »Ich habe nur seine Überheblichkeit ein
wenig angekratzt.« Er hatte die Hände in den Taschen und sah
sie ernst an. »Es scheint gewirkt zu haben.« Er trat zum
Tisch. »Ich habe da etwas für Sie.«
    Er gab ihr ein Zigarettenetui aus Silber und Onyx,
eine sehr schöne Arbeit. Sie klappte es auf und sah, daß es
voll von Gi­ tanes war.
    »Ein Abschiedsgeschenk?« sagte sie.
    »Ein ganz besonderes«,
antwortete er und nahm das Etui. »Sehen Sie die Gravierung hier,
auf der Rückseite?« Er drückte den Daumennagel darauf,
und ein hauchdünnes Silberplättchen klappte hoch und gab eine
winzige Linse und einen Kamera­ mechanismus frei. »Der
geniale Mensch, der es für uns kon­ struiert hat, behauptet
steif und fest, man könne damit sogar bei schlechtem Licht scharfe
Aufnahmen machen. Wenn Sie also irgendwelche Dokumente oder Karten
sehen, wissen Sie, was Sie zu tun haben. Der Film hat zwanzig
Aufnahmen, Sie brau­ chen das Ding nur auf die Vorlage zu richten
und hier zu drük­ ken.«
    »Und immer nahe genug am Ziel stehen?«
    Sie konnte sehen, daß sie ihn verletzt hatte,
und es bereitete ihr keine Genugtuung. Sie hätte sich am liebsten
auf die Zunge gebissen, aber es war zu spät.
    Er gab ihr das Zigarettenetui zurück und ging,
wieder ganz Vorgesetzter, zum Tisch zurück. »Ich schlage
vor, daß Sie den Rest des Tages noch mal Ihre Aufzeichnungen
durchgehen und sich die Fotos ansehen und die Fallgeschichten
studieren, bis Sie alles absolut intus haben.«
    »Und morgen?«
    »Morgen gehen wir noch mal alles durch. Kurz nach elf Uhr abends starten wir dann.«
    »Wir?«
    »Ja, ich fliege mit und passe auf, daß Sie gut aus der Ma­ schine kommen.«
    »Ich verstehe.«
    »Wenn alles nach Plan geht, werden Sie und
René von ein paar Leuten der lokalen Widerstandsgruppe in
Empfang ge­ nommen und mit einem Lieferwagen nach Saint-Maurice
ge­ bracht. Dort warten Sie dann im Haus des Bahnhofsvorstehers,
bis der Nachtzug von Paris durchgekommen ist. Dann holt Re­
né Sie mit dem Wagen ab, als ob Sie gerade aus dem Zug ge­
stiegen wären, und Sie fahren zum Schloß.«
    »Wo ich dann auf mich allein gestellt bin?«
    »Sie haben René«,
sagte er. »Sie geben ihm sofort alle In­ formationen

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