Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das große Doppelspiel

Das große Doppelspiel

Titel: Das große Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
erwiderte Priem.
    Im Zimmer wurden Stimmen laut, und einen Moment darauf
kam Chantal auf die Terrasse. »Ein Unteroffizier hat dies eben
für Sie abgegeben, Herr General.«
    Ziemke las die Depesche und lachte laut auf.
»Der schlaue Fuchs. Einmal Bauer, immer Bauer. Er zahlt im voraus
für Ihre Dienste. Hören Sie: Von Reichsführer SS an Max
Priem. In Anerkennung Ihrer über Ihre Pflichten hinausgehenden
Dienste für das Reich werden Sie auf Anordnung des Führers
mit sofor­ tiger Wirkung zum Standartenführer befördert.
Heil Hitler.«
    Priem nahm das Telegramm verwirrt
entgegen, und Ziemke schob ihn ins Schlafzimmer. »Was sagst du
dazu, Liebling«, sagte er zur Gräfin. »Max ist gleich
zwei Stufen auf einmal hochgerutscht. Sie haben ihn zum Obersten
befördert.« »Und was soll er dafür tun?«
fragte sie.
    Priem lächelte kläglich. »Ich freue
mich auf die Rückkehr Ihrer Nichte. Sie kommt doch morgen, nicht
wahr?«
    »Ja. Wir werden sie brauchen, um Rommel das
Wochenende über zu unterhalten«, sagte Ziemke. »Ich
dachte, wir sollten diesmal vielleicht etwas Besonderes veranstalten.
Vielleicht einen richtigen Ball und nicht nur einen Tanztee?«
    »Ausgezeichnete Idee«, sagte Priem.
    »Ja … Anne-Marie ist im Ritz abgestiegen«, sagte Hortense de Voincourt zu Priem.
    »Ich weiß«, entgegnete er. »Ich habe dreimal angerufen, aber sie ist nie da.«
    »Was erwarten Sie denn? Einkaufen in Paris hat
immer noch seinen Reiz, trotz dieses schrecklichen Krieges.«
    »Ja, hm, der Dienst ruft. Wenn Sie mich bitte entschuldigen wollen.« Priem salutierte und ging hinaus.
    Hortense blickte zu Ziemke auf. »Probleme?«
    Er nahm ihre Hand. »Nichts, womit ich nicht
fertig werden könnte, und nicht von Max. Er steht zwischen beiden
Feuern.«
    »Es ist eine Schande.« Sie schüttelte
den Kopf. »Weißt du was, Carl? Ich mag diesen Jungen. Ich
mag ihn wirklich.«
    »Ich auch, Liebling.« Er nahm die Champagnerflasche aus dem Kübel und schenkte ihr nach.

    Es wurde an diesem Tag früher dunkel als sonst,
und immer noch prasselte der Regen ans Küchenfenster. Julie und
Gene­ viève saßen einander gegenüber am Tisch.
Julie mischte TarotKarten. Das Grammophon spielte einen Schlager, eine
ein­ schmeichelnde Männerstimme und eine Swingband: »A
Foggy Day in London Town«.
    »Sehr passend, in Anbetracht des Wetters«, bemerkte Julie.
    »Al Bowlly. Für mich ist er immer der beste von allen
gewe­ sen. Er hat in allen großen Nachtclubs in London
gesungen.«
    »Ich habe ihn einmal gesehen«, sagte
Geneviève. »Ich hatte eine Verabredung mit einem Piloten
von der RAF. Er ging mit mir ins >Monseigneur<, das schöne
Restaurant am Piccadilly. Bowlly trat dort gerade mit der Band von Roy
Fox auf.«
    »Ich hätte alles dafür gegeben, wenn
ich ihn hätte sehen können«, sagte Julie. »Sie
wissen ja, er ist bei einem Bomben­ angriff ums Leben
gekommen.«
    »Ja, ich weiß.«
    Julie hielt die Karten hoch. »Ich habe angeblich
ein besonde­ res Talent dafür. Mischen Sie sie und geben Sie
sie mit der linken Hand zurück.«
    »Sie meinen, Sie können die Zukunft
voraussagen? Ich bin nicht sicher, ob ich Sie kennen
möchte.« Aber Geneviève tat, was Julie gesagt hatte,
und gab die Karten mit der Linken zu­ rück.
    Julie schloß einen Moment die Augen, breitete
die Karten dann mit dem Bild nach unten auf dem Küchentisch aus.
Sie blickte in die Ferne. »Drei Karten, das ist alles, was man
braucht. Wählen Sie eine und drehen Sie sie um.«
    Geneviève tat es. Die Karten waren sehr alt.
Das Bild war dunkel und angegilbt, die Aufschrift französisch. Ein
Teich wurde von einem Wolf und einem Hund bewacht. Dahinter waren zwei
Türme, und am Himmel darüber schien der Mond.
    »Diese ist gut, Chérie, sie ist in der
aufrechten Position. Sie steht für eine Krise in Ihrem Leben.
Vernunft und Intellekt spielen keine Rolle – nur Ihre Instinkte
helfen Ihnen. Sie müs­ sen immer mit dem Gefühl
strömen. Ihrem eigenen Gefühl. Nur das wird Sie
retten.«
    »Sie wollen mich auf den Arm nehmen«, sagte Geneviève
    und lachte unsicher.
    »Nein, es ist nur das, was die Karte mir
sagt«, antwortete Ju­ lie ernst und legte eine Hand auf ihre.
»Sie sagt mir auch, daß Sie von diesem Auftrag
zurückkommen werden. Nehmen Sie eine andere.«
    Die Karte zeigte den Gehenkten, fest so, wie er auf dem Wirtshausschild dargestellt war.
    »Es bedeutet nicht das, was Sie denken.
Zerstörung und Ver­ änderung, aber es führt zur
Erneuerung. Eine große Last

Weitere Kostenlose Bücher