Das große Doppelspiel
und Südwestern zum Dorf hinuntergingen.
»Tolle Wettervorhersage«, sagte Julie. »Diese Burschen tip pen immer daneben.«
»Was werden wir jetzt tun?« sagte Geneviève.
»Keine Ahnung. Aber die werden sich schon was einfeilen lassen.«
Sie kamen zu der Stelle, wo die Lili Marlen am Kai vertäut war. Hare trat aus dem Ruderhaus und kam die Gangway hoch. »Gehen Sie zum Pub?« fragte er.
»So ist es«, antwortete Julie. »Ich muß den Lunch vorberei
ten.«
Hare lächelte Geneviève zu. »Haben
Sie die nächtliche Ent führung einigermaßen
überstanden?«
»Es könnte besser sein.«
»Gut. Ich komme mit, wenn Sie erlauben. Craig
und Munro sind vor ein paar Minuten mit Grant hingegangen. Ich glaube;
sie halten Kriegsrat.«
Im »Gehenkten« fanden sie die drei am
Fenstertisch. Munro blickte auf. »Oh, da seid ihr ja. Wir
unterhalten uns nur ein bißchen. Setzt euch her.«
Craig sagte: »Wie Sie vielleicht bemerkt haben,
ist das Wet ter nicht allzu gut. Sagen Sie es ihnen, Grant.«
Der junge Pilot erklärte: »Wir sollten
heute nacht klaren Himmel haben und keinen Regen. Ideale Bedingungen,
das wär’s. Aber im Moment sieht es sehr beschissen aus. Wissen
Sie, es ist nicht nur die Sicht. Wir landen auf einem Acker. Wenn das
Fahrwerk im Schlamm steckenbleibt, kommen wir nicht wieder weg.«
»Was machen wir also?« fragte Geneviève.
Craig sagte: »Die Wetterfrösche sagen, es
besteht eine ge wisse Chance, daß der Regen heute abend
gegen sieben oder acht Uhr aufhört.«
»Und wenn er das nicht tut?«
»Wir müssen rüber, meine Liebe, wir
können nicht warten«, antwortete Munro. »Wenn es nicht
mit dem Flugzeug geht, müssen wir eben nachts mit einem schnellen
Boot rüber. Nur gut, daß wir unsere Freunde von der
Kriegsmarine haben.«
»Es wäre uns ein Vergnügen«, sagte Martin Hare.
»Gut, wir warten bis sieben Uhr und treffen dann unsere Entscheidung.«
Julie stand auf: »Kaffee für alle?«
Munro seufzte. »Wie oft muß ich Sie noch daran erinnern, daß ich ein Teetyp bin, Kind?«
»Oh, General«, sagte sie
zuckersüß, »jedesmal wenn ich Sie ansehe, fällt
mir wieder ein, was Sie sind.« Damit eilte sie in die Küche.
Priem klopfte, öffnete die Tür und ging ins
Boudoir. Chantal saß auf einem Stuhl an der Schlafzimmertür.
Sie war wie im mer ausgesprochen unfreundlich.
»Herr Major?«
»Schauen Sie nach, ob die Gräfin mich empfangen wird.«
Sie ging ins andere Zimmer und schloß die
Tür hinter sich. Nach einer Weile kam sie zurück. »Sie
können hinein.«
Hortense de Voincourt lag, einige Kissen unter Kopf
und Schultern, im Bett. Sie trug einen seidenen Morgenmantel, und eine
leichte Tüllhaube bedeckte ihr rotgoldenes Haar. Sie hatte ein
Tablett vor sich und aß gerade eine Buttersemmel.
»Guten Morgen, Major. Habe ich Ihnen schon
einmal gesagt, daß Sie wie der Leibhaftige persönlich
aussehen, wenn Sie in dieser absurden Uniform zur Tür
hereinkommen?«
Priem mochte sie sehr. Er hatte sie von Anfang an
gemocht. Er schlug die Hacken zusammen und salutierte. »Und Sie
sind schön wie der junge Morgen, Gräfin.«
Sie trank einen Schluck Orangensaft mit Champagner aus
einem hohen Kristallglas. »Vielen Dank für das >jungWenn Sie mit Carl sprechen wollen … Er ist auf dem Balkon und
liest Zeitung. Ich werde nicht dulden, daß jemand in meinen
Räumen eine deutsche Zeitung liest.«
Priem lächelte, salutierte wieder
und trat durch eine der Fen stertüren ins Freie. Ziemke
saß, vor sich ein Glas Champagner, an einem Tisch. Er las eine
zwei Tage alte Berliner Zeitung. Er sah auf und lächelte.
»Ich sehe auf der ersten Seite, daß wir
den Krieg gewinnen werden.« Priem war stehengeblieben und sah ihn
an, und Ziemke hörte auf zu lächeln. »Was gibt es,
Max?«
»Ich hatte einen Anruf vom Reichsführer.«
»Wirklich?«
»Ja.« Priem zündete sich eine
Zigarette an und lehnte sich an die Brüstung. »Château
de Voincourt scheint ein Zentrum der Verschwörung zu sein. Nicht
allein Sie, sondern auch die mei sten anderen Generäle, die
hierherkommen, einschließlich Rommel, stehen in Verdacht, es auf
das Leben des Führers abgesehen zu haben.«
»Großer Gott!« Ziemke faltete die
Zeitung zusammen. »Vie len Dank, daß Sie mich
informiert haben, Max.« Er stand auf und legte Priem die Hand auf
die Schulter. »Armer Max. Ein Held der SS, und Sie sind noch
nicht mal ein Nazi. Es muß das Leben furchtbar
schwermachen.«
»Oh, ich komme damit zurecht«,
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