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Das große Doppelspiel

Das große Doppelspiel

Titel: Das große Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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trat, das Gesicht rotgeweint und geschwollen, einige Minuten später gefolgt von Chantal ins Boudoir.
    »Bitte, Mademoiselle«, flehte sie,
»ich habe Ihre Ohrringe nicht genommen, ich schwöre
es.«
    »Aber Sie haben auf Reichslingers Befehl mein Zimmer durchsucht, stimmt das?«
    Maresa sperrte den Mund auf, aber der Schreck war
offenbar so groß, daß sie nicht einmal Anstalten machte, es
zu leugnen.
    »Sehen Sie, wir wissen alles, Sie dummes Ding,
genau wie Standartenführer Priem«, sagte Hortense scharf.
»Er hat Ihnen befohlen, die Wahrheit zu sagen, und Ihnen dann
nahegelegt, den Mund zu halten?«
    »Ja, Frau Gräfin.« Maresa fiel auf
die Knie. »Reichslinger ist ein schrecklicher Mensch. Er sagte,
wenn ich nicht tue, was er sagt, schickt er mich in ein
Arbeitslager.«
    »Stehen Sie um Himmels willen auf.« Maresa tat es, und
    Hortense fuhr fort: »Wollen Sie, daß ich Sie auf den
Bauernhof zurückschicke? Alle würden erfahren, warum Sie
Knall auf Fall fort mußten, und Sie würden Schande über
Ihre Mutter bringen.«
    »Nein, Madame la comtesse, bitte nicht. Ich werde alles tun, um es wieder gutzumachen.«
    Hortense langte nach einer Zigarette und lächelte Geneviève zu. »Siehst du?« sagte sie.

    Craig Osbourne war den größten Teil des
Tages im OSSHauptquartier festgehalten worden. Es dunkelte schon, als
er das Gebäude verließ, und als er vor der Klinik in
Hampstead hielt, war es sieben Uhr. Der Posten öffnete das Tor
nicht, son­ dern sprach durch das Gitter hindurch.
    »Was kann ich für Sie tun, Sir?«
    »Major Osbourne. Dr. Baum erwartet mich.«
    »Ich glaube, er ist nicht da, aber ich werde
fragen.« Der Mann ging in sein winziges Büro und kam kurz
darauf zurück. »Ich hatte recht, Sir. Er ist vor einer
Stunde gegangen, kurz bevor meine Schicht angefangen hat.«
    »Verdammt!« sagte Craig und wandte sich zum Wagen.
    »Ist es dringend, Sir?« fragte der Posten.
    »Ja, das kann man wohl sagen.«
    »Ich glaube, Sie finden ihn im
>Grenadier<, Sir. Das ist ein Pub in der Charles Street. Einfach
die Straße runter, Sie können es nicht verfehlen. Er ist
fast jeden Abend da.«
    »Oh, vielen Dank«, sagte Craig und eilte zu Fuß weiter.

    Am Abend veranstalteten die Offiziere als
Vorbereitung für das große Ereignis eine kleine Feier, und
Ziemke hatte Gene­ viève gebeten, daran teilzunehmen, sicher
auch deshalb, weil Hortense hatte durchblicken lassen, daß sie
wieder auf ihrem Zimmer essen wollte.
    »Ich habe dir versprochen, Rommel zu
charmieren«, hatte sie zu Ziemke gesagt, »und das wird
genügen müssen.«
    Geneviève war kurz vor sieben umgezogen und
bereit hinun­ terzugehen. Sie hatte Maresa bereits fortgeschickt,
als jemand ganz leise an die Tür klopfte. Sie machte auf, und vor
ihr stand René Dissard mit einem Tablett.
    »Der Kaffee, den Mademoiselle bestellt hat«, sagte er ernst.
    Sie zögerte, aber nur für den Bruchteil
einer Sekunde. »Dan­ ke, René«, sagte sie und
trat zur Seite.
    Sie machte die Tür zu, er stellte das Tablett auf
den Tisch am Fenster und wandte sich rasch zu ihr um. »Nur einen
Augen­ blick, Mademoiselle. Ich habe Anweisung bekommen, mich mit
einem der wichtigsten Kontakte beim Widerstand zu tref­ fen.«
    »Worum geht es?«
    »Vielleicht ein Funkspruch aus London.«
    »Können Sie ohne weiteres hier weg?«
    »Keine Sorge. Ich weiß, was ich
tue.« Er lächelte. »Läuft bei Ihnen alles
gut?«
    »Bis jetzt ja. Sehr gut.«
    »Ich werde morgen irgendwann zu Ihnen kommen, aber jetzt muß ich los, Mademoiselle. Guten Abend.«
    Er öffnete die Tür und ging hinaus. Sie war
sich zum er­ stenmal eines sonderbaren Gefühls bewußt,
eines akuten Un­ behagens. Unsinn, schalt sie sich. Sie schenkte
sich eine Tasse Kaffee ein und setzte sich ans Fenster, um ihn zu
trinken.

    Sie benutzten das alte Musikzimmer zum
Tanzen. In einer Ecke, auf einer leicht erhöhten Plattform, die
nun im Halbdun­ kel lag, stand ein Flügel. Sie dachte daran,
wie sie das letztemal gespielt hatte, für Craig Osbourne, und
hoffte, daß niemand sie bitten würde, die Darbietung zu
wiederholen. Anne-Marie hatte immer brillanter gespielt, hatte viel
mehr an ihrer Technik ge­ arbeitet. Sie hätte öffentlich
auftreten können, aber sie paßte auf, nicht ganz so gut zu
werden. Sie behauptete, es sei das, was die Leute von ihr wollten, eine
glänzende Dilettantin, aber keinen Profi. Wahrscheinlich hatte sie
recht, wie immer.
    Geneviève machte ganz auf Dame der
Gesellschaft, schon um eine

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