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Das große Doppelspiel

Das große Doppelspiel

Titel: Das große Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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britischen
Öffentlichkeit gefragt, wen sie für den größten
lebenden Feldherrn hielten. Viele Leu­ te wählten unseren Gast
dort unten.«
    »Jetzt weißt du,
warum«, entgegnete Hortense. »Übrigens, ich
möchte mit dir reden, aber nicht im Haus. In einer Viertel­
stunde im alten Pavillon.«
    Sie ging zu ihrem Zimmer. Als sie es betrat, war
Maresa ge­ rade mit dem Bettmachen fertig. »Ich mache einen
kleinen Spaziergang«, sagte Geneviève. »Holen Sie
mir etwas Warmes zum Überziehen. Es ist frisch
draußen.«
    Maresa ging zum Kleiderschrank und nahm eine Jagdjacke
mit einem Pelzkragen heraus. »Wird das reichen, Mademoisel­
le?«
    »Ich denke.« Das Mädchen war sehr
blaß, die Augen wirk­ ten, als lägen sie tiefer in den
Höhlen als sonst. Geneviève sag­ te: »Sie sehen
nicht gut aus. Fehlt Ihnen etwas?«
    »Oh, Mademoiselle, ich habe Angst.«
    »Ich auch«, erwiderte Geneviève.
»Aber ich werde tun, was ich muß, und Sie auch.«
    Sie faßte sie an den Schultern und hielt sie
einen Moment lang fest. Maresa nickte verzagt. »Ja,
Mademoiselle.«
    »Gut«, sagte Geneviève. »Sie
können das weiße Abendkleid zurechtlegen. Ich habe
beschlossen, es heute abend anzuzie­ hen.«
    Sie ließ die kläglich dreinblickende Zofe stehen und ging hinaus.

    Ein Hauch von Frühling lag in der Luft, als sie
den Garten betrat. Die Sonne schien durch das Laubwerk der Bäume,
das golden erglänzte, und bildete spitzwinklige Schattenmuster auf
dem leuchtenden Grün des Rasens. Sie ging durch ein Bogen­ tor
in der Mauer und fand Hortense vor dem weißen Pavillon auf dem
Brunnenrand sitzen. Die Wände des Pavillons waren teilweise
bemoost, und einige Fensterscheiben waren einge­ schlagen.
    »Ich war früher immer so glücklich hier«, sagte Geneviève.
    »Als wir klein waren, hast du uns im Sommerhaus Tee ser­ viert.«
    »Alles geht vorbei.«
    »Ich weiß. Es ist sehr traurig.«
    »Gib mir bitte eine Zigarette«, sagte
Hortense. »Ich denke, ich finde es in diesem Stadium des Verfalls
reizvoller. Zum Beispiel das Moos. Dunkelgrün auf Weiß. Es
schafft eine At­ mosphäre, die es früher nicht
verbreitete. Einen Hauch von verlorener Zeit.«
    »Wendest du dich auf deine alten Tage der Philosophie zu?«
    Die Augen der Tante funkelten amüsiert.
»Sag mir Bescheid, wenn ich es wieder tue.« Ein Posten mit
umgehängter Maschi­ nenpistole, der kaum den Schäferhund
bändigen konnte, den er an der Kette hielt, kam einige Meter von
ihnen entfernt vorbei. »Du hast gehört, was gestern nacht
passiert ist?«
    »Ich habe es sogar gesehen.«
    »Eine scheußliche Sache. Philippe Gamelin,
einer aus dem Dorf. Er hat seit Jahren auf dem Besitz gewildert. Ich
habe Ziemke gebeten, ihn nicht so hart zu bestrafen, aber er sagt, er
müsse um der künftigen Sicherheit willen ein Exempel
statuie­ ren.«
    »Was werden sie mit ihm machen?«
    »Oh, ich nehme an, sie schicken ihn in ein
Arbeitslager.« Sie erschauerte vor Widerwillen und Abscheu.
»Das Leben wird jeden Tag unerfreulicher. Ich wünschte, die
Alliierten würden sich beeilen und endlich diese Invasion
durchführen, die sie uns schon lange versprochen haben. Aber wie
dem auch sei … Was ist mit heute abend? Ist dir wirklich klar,
was du vorhast?«
    »Ja, ich denke.«
    »Nicht >denken<, Kind. Du
mußt es wissen. Genau wissen.« Hortense legte eine Hand
über die Augen, um sie vor der grel­ len Sonne zu
schützen, und schaute zur Vorderseite des Schlos­ ses, wo das
rosa Zimmer war. »Wie weit ist die Terrasse unter deinem Balkon?
Fünfeinhalb Meter? Bist du auch sicher, daß du es
schaffst?«
    »Seit ich zehn Jahre alt war«, versicherte
Geneviève, »und im Dunkeln. Das Mauerwerk neben dem
Pfeiler hat vorragende Steine, die eine richtige Leiter bilden.«
    »Gut. Der Ball soll um sieben Uhr anfangen. Da
Rommel noch heute nacht nach Paris zurückfahrt, wollen sie,
daß mög­ lichst rechtzeitig Schluß ist. Ich werde
kurz vor acht hinunter­ kommen. Ich schlage vor, du gehst
möglichst bald danach un­ auffällig auf dein
Zimmer.«
    »Maresa hat sich um acht hier im Pavillon mit Erich verab­ redet.«
    »Nun, wie groß ihre Reize auch sein
mögen, ich glaube nicht, daß sie ihn länger als zwanzig
Minuten fesseln wird«, sagte Hortense. »Chantal wird in
deinem Zimmer warten, um dir zu helfen, falls es nötig ist.«
    »Wenn alles klappt, wird es alles in allem zehn
Minuten dauern«, sagte Geneviève. »Ich meine, zur
Bibliothek hinunter zu klettern, hineinzugehen, den Safe

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