Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das große Doppelspiel

Das große Doppelspiel

Titel: Das große Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
Sie
vorsichtig. Und jetzt los mit euch. Übrigens, im Schloß ist
heute abend ein großer Ball. Vielleicht wird es ganz lustig. Ich
wünschte, ich könnte mit­ kommen, aber ich hab’ meinen
Smoking nicht dabei.«
    Der Kübelwagen setzte sich in Bewegung, und Craig
ließ den Mercedes an und folgte. Der Große Pierre wurde im
Rück­ spiegel zunehmend kleiner, bis er, als der Wagen den
Hügel hinauffuhr, ganz verschwand.

    Das Kleid war wirklich wunderschön, ein
weißer Seidenjer­ sey, der der Figur schmeichelte und jeder
Trägerin Sicherheit gegeben hätte. Maresa half
Geneviève, es anzuziehen, und leg­ te ihr ein Frotteetuch um
die Schultern, um sie fertig zu schminken, als sie sich an den
Frisiertisch gesetzt hatte.
    »Haben Sie René heute gesehen?« fragte Geneviève beiläu­ fig.
    »Nein, ich glaube nicht, Mademoiselle. Er war
eben beim Essen nicht im Dienstbotenzimmer. Soll ich jemanden
schik­ ken, um ihn zu holen?«
    »Nein, es ist nicht weiter wichtig. Sie haben genug um die Ohren. Sie wissen doch, was Sie zu tun haben?«
    »Erich um acht im Pavillon treffen und ihn dort so lange wie möglich festhalten.«
    »Das heißt, mindestens zwanzig
Minuten«, sagte Geneviève. »Jede Minute weniger
wäre schlecht.« Sie tätschelte die Wange der Zofe.
»Gucken Sie nicht so ängstlich, Maresa. Ein kleiner Streich,
den wir dem General spielen, mehr nicht.«
    Geneviève konnte sehen, daß die Zofe ihr
nicht glaubte, aber was spielte das für eine Rolle? Sie nahm ihre
Abendtasche, lächelte beruhigend und ging hinaus.

    Der Ball fand in der langen Galerie statt, und sie
hatten sich wirklich Mühe gegeben, das war nicht zu bezweifeln.
Als Ge­ neviève die Galerie betrat, schienen bereits alle
versammelt zu sein. Die Kronleuchter blitzten, überall standen
Blumen, und ein kleines Orchester spielte einen Walzer von Johann
Strauß. Rommel war offenbar noch nicht da, aber sie sah General
Ziemke, der sich mit Seilheimer und dessen Frau unterhielt. Als er
Geneviève erblickte, entschuldigte er sich und schritt über
das Parkett, wo die Tanzenden ihm sofort eine Gasse bil­ deten.
    »Ihre Tante?« sagte er besorgt. »Sie kommt doch herunter? Es ist doch alles in Ordnung?«
    »Soweit ich weiß, ja. Was ist mit dem Feldmarschall?«
    »Er war vor einem Augenblick noch da, aber er ist ans Tele­
    fon gerufen worden. Aus Berlin, offenbar der Führer
persön­ lich.« Er wischte sich mit einem Taschentuch
winzige Schweißperlen von der Stirn. »Wir haben viele Leute
da, die Sie kennen, auch die Comboults.«
    Da standen sie, auf der anderen Seite des
Saals. Maurice Comboult, von seinen Arbeitern Papa Comboult genannt,
mit seiner Frau und seiner Tochter. Fünf Weinberge im Süden,
zwei Konservenfabriken und eine Fabrik für Landwirtschafts­
maschinen. Der reichste Mann weit und breit, der immer noch reicher
wurde, weil er mit den Deutschen kollaborierte. Gene­ viève
beherrschte sich mühsam.
    Feldmarschall Rommel erschien mit Priem an seiner
Seite in der Türöffnung, und Ziemke sagte: »Wenn Sie
mich kurz ent­ schuldigen würden.«
    Der junge Oberleutnant, mit dem sie gestern abend
getanzt hatte, näherte sich und bat sie um den nächsten
Walzer. Da er ein so hervorragender Tänzer war, konnte sie nicht
widerste­ hen, und er tanzte wieder meisterhaft. Anschließend
bot er ihr an, ihr ein Glas Champagner zu holen.
    Sie stand an einem Pfeiler und wartete darauf,
daß Hortense herunterkam, und plötzlich sagte Priem hinter
ihr: »Ich hätte nicht gedacht, daß Sie noch
schöner aussehen könnten, aber heute abend sind Sie …
absolut hinreißend.«
    »Danke«, sagte sie.
    Das Orchester begann einen anderen Walzer zu spielen,
und Priem verbeugte sich kurz und nahm sie in die Arme, und sie fingen
an zu tanzen. Sie konnte sehen, wie der Oberleutnant, in jeder Hand ein
Glas Champagner, zurückkam und sie vor­ wurfsvoll beobachtete.
    Die Musik schien nicht zu enden, und alles bekam eine
Aura der Unwirklichkeit, sogar die Klänge waren gedämpft, als
er­ tönten sie unter Wasser. Es gab nur noch sie beide, alle
anderen waren Aufziehfiguren. Endlich war der Walzer zu Ende, und
einige Gäste klatschten. Rommel war nicht mehr zu sehen, doch
Ziemke stand am Rand des Tanzparketts und gab Priem ein Zeichen, und
dieser entschuldigte sich und ging zu ihm.
    In diesem Moment hatte Hortense ihren
Auftritt. Ihr Gesicht war wie polierter Marmor, ihr wunderschönes
rotgoldenes Haar hoch aufgesteckt. Ihr Ballkleid aus mitternachtsblauem
Samt,

Weitere Kostenlose Bücher