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Das große Doppelspiel

Das große Doppelspiel

Titel: Das große Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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ein perfekter Kontrast zu dem Haar und ihren Augen, hatte hinten
eine kleine Schleppe.
    Die Unterhaltung erstarb, denn alle wandten sich ihr
zu und betrachteten sie bewundernd. Ziemke eilte durch die ganze
Galerie, um sie zu begrüßen, und beugte sich über ihre
Hand. Dann gab er ihr seinen Arm und geleitete sie zum anderen En­
de, wo man eine Gruppe von Louis-Quatorze-Sesseln strate­ gisch
günstig placiert hatte.
    Geneviève warf einen Blick auf ihre Uhr. Es war
genau fünf Minuten vor acht, und als das Orchester wieder zu
spielen be­ gann, trat sie zwischen den Umstehenden hindurch,
öffnete die Tür zum Musikzimmer und ging rasch hinein.
    Sie hatte diesen Weg als Abkürzung zur Halle
gewählt, aber sie bekam den Schreck ihres Lebens, denn
Feldmarschall Rommel saß auf einem Stuhl am Flügel und
rauchte eine Zigar­ re.
    »Ah, Sie sind es, Mademoiselle.« Er erhob sich. »Schon mü­ de?«
    »Nur ein bißchen Kopfschmerzen«,
sagte sie mit hämmerndem Herzen und fuhr, ohne es zu wissen, mit
der Hand über die Tasten.
    »Oh, Sie spielen Klavier, wie schön«, sagte Rommel.
    »Nur ein wenig.«
    Sie setzte sich auf den Schemel, weil es das Natürlichste von der Welt zu sein schien, und begann, Clair de lune zu
spielen. Es erinnerte sie an Craig, an jenen Abend in Cold Harbour.
Rommel lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und schloß die
Augen, um sich ganz auf die Musik zu konzentrieren.
    Das Schicksal war auf ihrer Seite, denn
in diesem Augen­ blick ging die Tür auf, und Max Priem
erschien. »Oh, da sind Sie, Herr Feldmarschall. Leider schon
wieder ein Anruf. Dies­ mal ist es Paris.«
    »Sehen Sie, Mademoiselle? Sie wollen mich
einfach nicht in Frieden lassen.« Rommel lächelte herzlich.
»Vielleicht können wir später weitermachen?«
    »Sehr gern«, antwortete Geneviève.
    Er ging hinaus. Priem lächelte ihr kurz zu und folgte ihm.
    Sie eilte zur anderen Tür, ging durch die Halle und schritt rasch die breite Treppe hinauf.

    Chantal wartete in ihrem Zimmer, als sie es betrat,
und auf dem Bett waren ein schwarzer Pullover und dunkle Hosen zu­
rechtgelegt. »Sie sind zu spät«, schalt die Zofe ihrer
Tante. »Es ist schon zehn nach acht.«
    »Nicht mehr zu ändern. Helfen Sie mir um Gottes willen aus dem Kleid.«
    Sie öffnete den Reißverschluß, die
elegante Kreation in Weiß glitt zu Boden, und sie stieg in die
Hosen und zog sich den Pulli über den Kopf. Sie steckte das
Zigarettenetui aus Sil­ ber und Onyx und den Schlüssel in eine
Tasche und eine kleine Taschenlampe in die andere.
    »Auf in den Kampf.«
    Chantal küßte sie ungeschickt auf die
Wange. »Nichts wie los und viel Glück, Geneviève
Trevaunce.«
    Geneviève starrte sie an. »Wie lange haben Sie es schon ge­ wußt?«
    »Denken Sie und die Gräfin vielleicht, ich
sei blind? Die dumme alte Chantal? Ich habe Ihre Windeln gewechselt,
mein Kind. Glauben Sie, ich könnte euch beide immer noch nicht
auseinanderhalten?«
    Aber für all das war jetzt
natürlich keine Zeit. Geneviève lä­ chelte und
trat zwischen den geschlossenen Vorhängen hin­ durch auf den
dunklen Balkon. Hier oben war es ganz still, die Klänge der Musik
schienen sehr, sehr weit fort. Sie war wieder zwölf Jahre alt und
stahl sich zusammen mit Anne-Marie aus dem Haus, um zu reiten, weil
ihre Zwillingsschwester sie mit der Bemerkung provoziert hatte, sie
würde es ja doch nicht wagen. Sie stieg über die
Balkonbrüstung, fand sofort mit dem Fuß einen Halt zwischen
den vorspringenden Steinen und klet­ terte schnell hinunter.
    Als sie um die Ecke spähte, war die Terrasse
still und men­ schenleer. Es war genau Viertel nach acht. Sie eilte
zur dritten Fenstertür, legte die Hand an die Fuge zwischen dieser
und der nächsten Tür und drückte. Es gab einen gewissen
Widerstand, wie schon immer, aber dann ging die Tür auf und
drückte einen der Vorhange mit zur Seite.
    In der Bibliothek war es so gut wie dunkel, und hier
klang die Musik etwas lauter. Sie knipste die Taschenlampe an und
richtete den Lichtkegel auf das Portrat von Elisabeth, der elften
Gräfin Voincourt; sie hatte eine bemerkenswerte Ähnlichkeit
mit Hortense. Sie schwenkte das Bild an den Scharnieren zur Seite und
sah den Safe dahinter. Der Schlüssel drehte sich glatt im
Schloß, die Tür ging auf.
    Wie sie sich hätte denken können, war der
Safe voll von Pa­ pieren. Ihr sank das Herz, und sie geriet einen
Moment lang in Panik, aber dann sah sie eine Ledermappe mit dem Namen
»Rommel« in Goldprägedruck auf

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