Das große Haus (German Edition)
Englisch. Gibt es Ihre Bücher hier, dass ich eins kaufen kann? Vielleicht schreiben Sie ihr etwas hinein, sie könnte es lesen. Sie ist klug. Klüger als ich, sagte er mit einem ununterdrückbaren Lächeln, das eine große Lücke zwischen den Schneidezähnen und schwarze Dreiecke am Zahnfleisch erkennen ließ. Er hatte schwere Augenlider, wie ein Frosch. Als sie ein kleines Mädchen war, sagte ich ihr immer: Geh raus, Yallah, spiel mit deinen Freunden, die Bücher können warten, aber deine Kindheit geht vorbei und kommt nie wieder. Doch sie hörte nicht, den ganzen Tag hockte sie da, mit der Nase in einem Buch. Das sei nicht normal, sagt meine Frau, wer würde sie heiraten wollen, kein Junge würde so ein Mädchen mögen, und dann schlägt sie Dina über den Kopf und sagt, wenn sie so weitermache, bräuchte sie eine Brille, und was dann? Ich habe es ihr nie gesagt, aber wenn ich noch einmal jung wäre, würde ich wohl so ein Mädchen mögen, eines, das klüger ist als ich, das viele Sachen über die Welt weiß und glänzende Augen bekommt, wenn es an all die Geschichten in seinem Kopf denkt. Vielleicht könnten Sie ihr ja etwas in eines Ihrer Bücher schreiben: Für Dina, viel Glück bei allem! Oder vielleicht: Lies weiter!, egal, was Sie wollen, Sie sind die Schriftstellerin, Sie finden sicher die richtigen Worte.
Es wurde klar, dass er am Ende seiner langen Wortfolge war, dass alles abgespult war, was er in sich aufgewickelt hatte, und er nun darauf wartete, dass ich etwas sagte. Aber ich hatte seit Tagen nichts gesagt, mit niemandem gesprochen und fühlte mich, als hinge ein Gewicht an meiner Zunge. Ich nickte und murmelte etwas, was nicht einmal ich selbst verstand. Der Kellner senkte den Blick auf die Tischdecke und wischte sich mit seinem behaarten Arm den Schweiß von der Oberlippe. Es tat mir leid, ihn in Verlegenheit zu sehen, aber ich war hilflos, einen von uns dem Schweigen zu entreißen, das sich wie gegossener Beton zwischen uns verhärtete. Schmeckt Ihnen der Tee nicht?, fragte er schließlich. Doch, er ist gut, sagte ich und zwang mich zu einem weiteren Schluck. Das ist kein guter, sagte er. Als Sie den genommen haben, hätte ich fast etwas gesagt. Der schmeckt niemandem. Am Ende des Tages sind in den anderen Fächern höchstens ein oder zwei Beutel übrig, aber das Fach mit dem da bleibt immer voll. Ich weiß nicht, warum sie den im Haus noch anbieten. Nächstes Mal nehmen Sie den gelben, sagte er. Den gelben mögen alle. Dann stand er mit einem Husten auf, räumte meine Tasse ab und verzog sich in die Küche.
Das hätte das Ende der Geschichte sein können, Euer Ehren, ich würde nicht hier im Halbdunkel mit Ihnen reden, und Sie lägen nicht im Krankenhaus, wäre ich nicht am selben Abend, verfolgt von dem niedergeschlagenen Gesicht des Kellners, das ich nicht vergessen konnte und das ich mir vorhielt wie einen Beweis meiner chronischen Gleichgültigkeit gegenüber allem außer meiner Arbeit, mit dem vor einer Stunde gekauften und Dina gewidmeten Exemplar eines meiner Bücher in das Restaurant zurückgekehrt. Es muss gegen halb acht gewesen sein, die Sonne ging schon unter, aber in der Stadt glühte noch ein heller Schein, und als ich ankam, den Kellner aber nicht entdecken konnte, fürchtete ich schon, seine Schicht sei inzwischen um, bis einer der anderen Kellner gestikulierend auf die Terrasse deutete. Unterhalb der Tischreihe, die draußen stand, war eine Straße, eine Verlängerung der Einfahrt zum Gästehaus, für deren Benutzung man eine Sicherheitsschranke passieren musste. Dort, am Bordstein neben einem haltenden Motorrad, stand der beleibte Kellner in lebhafter Diskussion, vielleicht auch einem Streit, mit dem Fahrer.
Der Kellner hatte mir den Rücken zugekehrt, und hinter dem dunklen Visier des Motorradhelms konnte ich das Gesicht des Fahrers nicht sehen, nur seine hagere, mit einer Lederjacke bekleidete Gestalt. Aber er sah mich, denn auf einmal brach die laute Diskussion ab, mit einem raschen Handgriff löste er den Kinnriemen, zog den Helm ab und schüttelte sein schwarzes Haar heraus, während er das Kinn in meine Richtung streckte, um den Kellner auf meine Anwesenheit aufmerksam zu machen. Der Anblick seines jungen Gesichts, der großen Nase, der vollen Lippen und seines langen Haars, von dem ich wusste, es roch wie ein schlammiger Fluss, versetzte mir einen Schock, der nicht größer hätte sein können, wenn der junge Mann, dem ich vor so langer Zeit einen Abend lang begegnet
Weitere Kostenlose Bücher